Tempo!


Etwa 1500 mal schneller als ein Wimpernschlag ist ein Geldgeschäft im internationalen Hochfrenzhandel geworden. Enorme Geldströme werden so im Bruchteil einer Millisekunde ausgelöst – mit entsprechenden Folgen. Ein solches System ist nicht mehr kontrollierbar.
Frank Schirrmacher und andere haben auf die Folgen einer solchen Entwicklung, die ein immer höheres Tempo von den Menschen verlangt, hingewiesen.
Auch der politische Prozess unterliegt einem enormen Termin- und Zeitdruck.
Der hat selbstverständlich Auswirkungen auf die Qualität der Entscheidungen. Nicht selten, eher zunehmend, werden Entscheidungen getroffen, die mit „heißer Nadel“ genäht sind – und deshalb nicht von Bestand sind.
Da ich lange Jahre meines Lebens diesen Prozessen selbst unterworfen war, kenne ich sie ziemlich gut auch von innen.
Allerdings ist jeder Mensch frei, sich dem zu entziehen und nach Alternativen Ausschau zu halten.
Es gibt mittlerweile eine weltweite Suchbewegung, die nach Alternativen zu diesem „immer schneller“ sucht, um wieder ein menschliches Maß für das Leben zu finden. Denn die zerstörerischen Folgen einer sich immer mehr beschleunigenden Gesellschaft sind ja nicht mehr zu übersehen.
ARTE hat dieses weltweite Suchbewegung im Film „Schluss mit schnell“ kürzlich eindrucksvoll dokumentiert.
Wir sind mit unserem Projekt „Internetgarten“ Teil dieser weltweiten Suchbewegung.

Garten 5.9.140242
Der Garten am 4. September 2014
Garten am 12.4.2012
Die Anlage des Gartens am 12. April 2012

Einer sich immer mehr beschleunigenden Gesellschaft, die möglichst alles jetzt und sofort „haben“ möchte, dabei nicht selten das Leben selbst aus dem Blick verliert und sogar seine Grundlagen zerstört, setzen wir hier einen Lebensentwurf entgegen, der sehr wohl ein klares Ziel verfolgt, aber bei dessen Umsetzung wir das Tempo der Natur beachten, Beharrlichkeit üben, Achtsamkeit trainieren und Kooperation praktizieren.

Es geht uns darum, im Leben wieder ein „menschliches Maß“ zu finden. Eine ausgewogene Balance zwischen Denken und Tun, zwischen Einatmen und Ausatmen, zwischen Tun und Lassen, zwischen actio und contemplatio. Uns zunächst fremd erscheinende Kulturen und Religionen betrachten wir dabei nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung.
Die Resonanz ist überraschend und manchmal auch überwältigend. Wir haben ein sehr großes mediales Interesse erleben können: ZDF, ARD, MDR, NDR, Süddeutsche, Tagesspiegel und andere waren da und haben geschrieben oder darüber Sendungen produziert, was man mit einer Idee und einem Laptop so anfangen kann.
Etwa 35.000 Menschen verfolgen das Projekt via Internet. Über 4.000 Menschen waren schon persönlich zu Besuch.
Wir freuen uns darüber.
Aber wir lassen uns davon nicht aus dem Takt bringen. Bleiben beim ruhigen, konsequenten Wechsel zwischen Tun und Lassen.
Wir lassen uns nicht mehr hetzen.
Offensichtlich hat dieses Garten-Projekt einen Nerv getroffen. Offensichtlich sieht eine zunehmende Anzahl von Menschen, dass ein einfaches „weiter so – aber noch mehr Tempo!“ nicht zielführend ist. Und offensichtlich tut sich etwas. Immer mehr Menschen beginnen konkret, nach Alternativen zu suchen und sie zu entwickeln.
Das ist angesichts der Zerstörungen, die wir weltweit sehen können, eine erfreuliche Entwicklung.

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