Aufbrechen zu einem neuen Lebensstil. Die evangelische Kirche und der Klimaschutz. Ein Beitrag aus Österreich

Aufbrechen zu einem neuen Lebensstil. Die evangelische Kirche und der Klimaschutz. Ein Beitrag aus Österreich

19 Monate Arbeit stecken in dem nun vorgelegten und von der Generalsynode der Evangelischen Kirche in Österreich beschlossenen 13 seitigen Grundsatzpapier. Worum geht es? Es geht darum, eine klar verständliche theologische Begründung für konkretes Handeln der Kirche beim Klimaschutz zu formulieren. Das ist auch notwendig, denn in Zeiten, in denen Klimaschützer überall auf der Welt zunehmend kriminalisiert werden, werden auch in so mancher Kirchgemeinde Stimmen laut, das alles ginge die Kirchen nix an, das sei politisch und habe „mit dem Glauben nix zu tun“. Das Gegenteil ist richtig. Schöpfungsglaube führt zwingend zum Einsatz für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit und ist nicht ein „nice to have“, dem man folgen kann oder eben nicht.

Dieser Zusammenhang wird im vorgelegten theologischen Grundsatzpapier durchdekliniert, erklärt und zur Grundlage für Teil zwei der großen Bemühungen: die Evangelische Kirche in Österreich arbeitet an einem eigenen, sehr konkreten Klimaschutzkonzept, das etwa im Juni des kommenden Jahres verabschiedet werden soll. Denn: man will nicht nur reden, was andere tun sollen, sondern man will selber, im eigenen Verantwortungsbereich, konkret und engagiert voran gehen. Das alles ist ein überaus löbliches Unterfangen. Bischof Michael Chalupka hat mich nun gebeten, mir das von der Generalsynode gerade beschlossene paper etwas genauer anzuschauen und meine Eindrücke zu schildern, das will ich in wenigen Strichen gern tun.

  1. Das papier stellt die Evangelische Kirche in Österreich und ihre Bemühungen um Klimaschutz klar in einen internationalen Kontext. Der Hinweis auf ein zentrales Dokument zum Klimaschutz vom Ökumenischen Weltrat der Kirchen bei seiner Tagung in Seoul 1990 stellt den Zusammenhang ebenso her wie der Hinweis auf den Beschluss des ÖRK vom September diesen Jahres unter dem Titel „Der lebendige Planet: Streben nach einer gerechten und zunkunftsfähigen weltweiten Gemeinschaft.“ Wer beide international abgestimmten Papiere aufmerksam liest, erkennt den großen Vorteil, der in der ökumenischen Arbeit möglich wird: der Blick über den engen eigenen „Tellerrand“.
  2. Es ist ein ehrliches, zunächst „nach innen gerichtetes“ Papier, das sich an die eigenen Mitglieds-Gemeinden wendet. Diese Ehrlichkeit sagt mir sehr zu, weil im Kontext von Forderungen zum Klimaschutz zu gern zu viel geheuchelt wird. Man liest Sätze wie: „Als europäische Kirche müssen wir uns der Tatsache stellen, dass wir zu jenem Teil der Weltbevölkerung gehören, der seit langer Zeit mehr natürliche Ressourcen in Anspruch nimmt, als ihm zustehen, und undankbar verschwendet, was doch gerecht zu teilen wäre.“ (S. 4). Oder man liest: „Wir wollen aus der Hoffnung leben. Aber die von uns selbst als Menschheit verursachte Lage der Welt macht es schwer, Hoffnung zu finden.“ (S. 5). Nun allerdings kommt den Evangelischen in Österreich ihre eigene Geschichte zu Hilfe. „In Gestalt von Beharrlichkeit war die Hoffnung ein besonderer Schatz in der Geschichte unserer Kirche ohne den wir heute gar nicht da wären: Evangelische haben in den Jahrhunderten des Geheimprotestantismus an ihrem Glauben festgehalten, obwohl sie äußerlich durch nichts dazu ermutigt wurden.“ Das ist gut biblisch, das entspricht alttestamentlicher Erfahrung. Das trägt. Beharrlichkeit ist der Auftrag. Beharrlichkeit ist der Anfang der Hoffnung. Tue, was dir aufgetragen ist.
  3. Nach 6 Seiten lesenswerter theologischer Begründung wird es schon sehr konkret, auch das gefällt mir sehr.
    Haben doch derlei Papiere nicht selten den Nachteil, daß man die Konkretion im Bezug auf die eigenen Handlungsmöglichkeiten vergeblich sucht. Anders hier. Hier kann man Ehrgeiziges lesen, ganz offensichtlich schon mal ein kleiner Vorgriff auf das für den Juni erwartete Klimaschutzkonzept der Evangelischen Kirche. Man liest: „Umkehr tut not. Wir sind gefordert, in eine neue Lebensweise aufzubrechen“. (S. 7)
    Was heißt das konkret?
    „Wir wollen nach Kräften die Arbeit am Klimaschutzkonzept unserer Kirche unterstützen und mittragen. Mit aller Kraft wollen wir unsere selbst gesetzten Ziele verfolgen – also möglichst bis 2035 klimaneutral sein, bis 2030 alle Ölheizungen ersetzt haben, bis 2035 alle Gasheizungen, bis 2025 auf 100% Ökostrom umgestiegen sein sowie die Energiebuchhaltung und Energieberatung vorantreiben.“ (S. 7/8).
  4. Das lässt sich hören. An dieser Stelle aber eine kleine nachdenkliche Anmerkung zum Begriff der „Klimaneutralität„. Prof. Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und seine Kollegen machen immer wieder deutlich, daß dieser Begriff irreführend und riskant ist. Weil CO2 sich in der Atmosphäre summiert, gibt es keine echte Klimaneutralität. Worum es gehen muss, ist, die Emissionen auf NULL zu senken, das ist häufig nicht im Blick. Man rechnet sich stattdessen lieber „klimaneutral“ etwa nach dem Motto: die Emissionen, die ich nicht vermeiden kann, die muss ich kompensieren (in dem ich z.B. eine Summe X für Aufforstungen zur Verfügung stelle), die Emissionen bleiben der Atmosphäre bei solchem Denken aber dennoch „erhalten“. Deshalb ist das Ziel einer „Klimaneutralität“ bis wann auch immer kein gutes Ziel. Besser und klarer wäre es zu sagen: wir wollen mit unseren eigenen Emissionen bis dann und dann auf NULL sein. (Ein „Rest“ wird immer „kompensiert“ werden müssen. Levermann und andere fordern deshalb auch CO2-entziehende Technologien).
  5. Implementierung.
    Papiere wie das vorgelegte haben nicht selten ein schweres Schicksal: sie werden mühsam erarbeitet (in unserem Falle über 19 lange Monate) – und verschwinden dann in einem Regal. Dem vorgelegten und von der Synode der Evangelischen in Österreich beschlossenen Papier möge ein solches Schicksal erspart bleiben. Deshalb muss man jetzt genau schauen, wie man es gut und dauerhaft in den Kirchgemeinden und Superintendenturen und Kirchlichen Werken so implementiert, daß es angesichts der immer anstehenden Tagesaufgaben nicht gleich wieder aus dem Blick gerät. Ein etwa halbjähriger Implementierungsprozess (Regionalveranstaltungen) bis zur Verabschiedung des in Arbeit befindlichen Klimaschutzkonzepts könnte da eventuell sinnvoll sein.
  6. Summa: Glückwunsch an die Evangelischen in Österreich! Da ist ein gutes Stück Arbeit gelungen. Man darf gespannt sein auf Teil 2.

Haben Sie ein Telefon? Gut, damit lässt sich arbeiten

Haben Sie ein Telefon? Gut, damit lässt sich arbeiten

Die Tagespolitik ist mit Corona beschäftigt. Ich bin in freiwilliger Quarantäne, habe also Gelegenheit mich um das große Thema Klimaschutz zu kümmern und zu überlegen, was ich beitragen kann, damit die zahlreichen Wahlen, die in diesem Jahr auf uns zukommen, Fortschritte im Klimaschutz bringen.
Klar ist: wir brauchen angesichts der Lage deutlich mehr Abgeordnete in den Parlamenten, die sich wirklich engagiert für Klimaschutz einsetzen. Denn die täglich veröffentlichten Messwerte und Befunde verheißen nichts Gutes. Solche Abgeordnete gibt es in allen Parteien, außer der AfD, denn die hat sich klar gegen Klimaschutz ausgesprochen.

Was also kann jetzt im Januar getan werden?
Man kann sich 1. zunächst einen Überblick verschaffen, zu welchem Bundestagswahlkreis mein Wohnort gehört. Dann kann man sich 2. – online natürlich – bei den jeweiligen Parteien erkundigen, wer inzwischen nominierter Wahlkreiskandidat (-in) ist und sich eine kleine private Liste mit den Telefonnummern, Mail Adressen etc. anlegen 3. Kontakt zu den KanditatInnen aufnehmen (per Telefon oder mail oder Post oder wie auch immer). 4. sind die Kandidaten zu befragen. Diese Fragen können sorgfältig, vielleicht sogar in einer kleinen privaten Wählerinitiative vorbereitet werden. Unser Netzwerk Fuer-unsere-Enkel.org hat sich bei allen zurückliegenden Wahlen auch als solche Wählerinitiative verstanden, die ihren Beitrag dazu geleistet hat, dass das Thema Klimaschutz immer weiter auf der Prioritätenliste nach oben gerückt ist. Da unser Netzwerk europäisch (vor allem Deutschland, Österreich, Schweiz) arbeitet, haben wir, je nach Wahltermin, verschiedene Schwerpunktzeiten. Diesmal nun ist vor allem Wahlzeit in Deutschland, die Termine sind bekannt.

Die „neuen Medien“ geben uns bei der Vorbereitung der Wahlen gute neue Möglichkeiten an die Hand. Vorstellbar sind zum Beispiel online-Kandidaten-Befragungen durch eine private Wählerinitiative, die man anschließend in den jeweiligen Netzwerken verbreiten und so für mehr Klarheit sorgen kann. Oft wird ja geklagt, man kenne die Kandidaten gar nicht – dem kann man ja abhelfen. Die Bundestagswahl ist im September. Wir haben also genügend Zeit, uns vorzubereiten.

Eins noch: die mittlerweile (seit 2017) https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.bundestagswahl-senioren-erstmals-groesste-waehlergruppe.7fa8b7a7-d281-490c-82f2-d53ca5415c87.html wichtigste Wählergruppe ist die der Gruppe der ab 55-Jährigen. Sie ist wahlentscheidend.
Wenn diese Gruppe für ihre Kinder und Enkel wählt und diejenigen unterstützt, die sich wirklich glaubwürdig für engagierten Klimaschutz einsetzen – dann ist die Wahl gelaufen.

Es ist an der Zeit, dass die Eltern und Großeltern für ihre Kinder und Enkel entscheiden.

Mein Wunsch zur Bundestagswahl am 26. September 2021: eine wirklich breite Divest-Kampagne

Mein Wunsch zur Bundestagswahl am 26. September 2021: eine wirklich breite Divest-Kampagne

„Wir müssen aufhören, in die Zerstörung des Klimas zu investieren“ forderte der UN-Generalsekretär Antonio Guterres wiederholt und völlig zu Recht. Es grenze an „Wahnsinn“, angesichts der bereits weit fortgeschrittenen Zerstörung des bislang weitgehend stabilen Klimas immer noch Milliarden von Dollars oder Euros in die weitere Zerstörung zu investieren.
Wo das geschieht?
In Subventionen beispielsweise. Nach wie vor geben die Regierungen dieser Welt in nicht geringem Umfang Subventionen für Kohle, Öl und Gas. Das Bundesumweltamt hat diese Subventionen allein für Deutschland für das Jahr 2012 auf 57 Milliarden Euro beziffert.
Auch sind die Pensions-Anlagen des Bundes und der Länder nach wie vor in fossile Energien investiert. Etwa 13,2 Milliarden Euro sind in Fossil-Aktien an der Börse investiert, wie der SPIEGEL im September 2020 notierte.

Solange wir nicht alle Konten, Investitionspläne und Rücklagenfonds daraufhin überprüft haben, ob sie in fossile Energien investieren – solange kann unsere Klimapolitik nicht glaubwürdig sein.
Wir können noch so viel in Solarenergie und Elektromobilität etc. investieren – wenn wir gleichzeitig in die Zerstörung des Klimas investiert bleiben, dann ist uns schlicht nicht mehr zu helfen. Mit solcher ausgesprochenen Unvernunft muss nun endlich Schluss sein.

Überall auf der Welt sind Initiativen dabei, ihre Universitäten, Kirchgemeinden, Unternehmen, ihre Rücklagen und Depots auf solche klimaschädlichen Investitionen hin zu überprüfen und zu de-investieren. Diese weltweite Bewegung wächst, aber sie wächst viel zu langsam. Es gibt längst keine Notwendigkeit mehr, Geld in fossile Energien zu investieren, wenn man Geld verdienen will. Ganz im Gegenteil, solche Investitionen sind in zunehmendem Maße stranded investments, rausgeworfenes Geld.
Man kann gutes Geld sehr wohl auch mit Erneuerbaren Energien verdienen – dieser Markt wächst weltweit sehr stark und es gibt zahlreiche großartige Anlagemöglichkeiten.

Im kommenden September wird nun wieder ein Deutscher Bundestag gewählt und dieser Bundestag wird entscheidend sein.
Denn innerhalb der dann beginnenden Legislatur muss es gelingen, einen unumkehrbaren Pfad zur zwingend notwendigen NULL-Emission im Jahre 2030 zu erreichen. Davon jedoch ist Deutschland meilenweit entfernt.
Ich wünsche mir daher, dass wir im kommenden Jahr alle gemeinsam in dieser Beziehung wirklich etwas „auf die Beine stellen können“: FridaysForFuture ebenso wie die Divest-Initiativen überall im Lande, lokale „Wahlprüfsteine“ ebenso, wie öffentliche Aufrufe von Kirchen, Gewerkschaften und gesellschaftlichen Bündnissen.

Die Welt ist „spät dran“ mit ihren Maßnahmen zum Schutz des Klimas, nicht wenige Klimaforscher sagen mittlerweile, dass wir bereits „zu spät dran“ sind, weil wichtige Kipp-Punkte im Klimasystem bereits überschritten wurden: das Abschmelzen der Arktis beispielsweise gilt mittlerweile als unumkehrbar.
Der UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat nicht ohne Grund im Dezember diesen Jahres vor der UN eine Brandrede gehalten und die Staats- und Regierungschefs dringend aufgefordert, endlich konkrete Pläne vorzulegen, die das in Paris vereinbarte Ziel auch tatsächlich erreichen – davon ist die Welt bislang allerdings sehr weit entfernt. Die Entwicklung geht gegenwärtig eher auf plus 3 Grad, denn auf 1,5 Grad zu, wie Anfang Dezember 2020 von der UN wiederholt zu hören war.

Wenn das gelänge, dass wir Wählerinnen und Wähler in Deutschland zur Bundestagswahl 2021 ein klare Fokussierung auf das Thema „divest“ hinbekämen, dann wäre das ein sehr wichtiger Beitrag zu glaubwürdigem Klimaschutz. Diese Bundestagswahl muss eine „Klimawahl“ werden – die uns vorliegenden Daten sind dermaßen alarmierend, dass die Weltgemeinschaft und jeder einzelne Nationalstaat dringend zum Handeln gezwungen ist. Und die Konzentration darauf, die vielen Milliarden, die nach wie vor in die Zerstörung des Klimas investiert sind, dort abzuziehen und in Erneuerbare und in aktiven Klimaschutz zu investieren, eine solche Konzentration wäre überaus wichtig und hilfreich, damit wir wirklich einen Schritt voran kommen. Vielleicht gelingt es ja. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten.

Die Rede des UN-Generalsekretärs Antonio Guterres am 2. 12. 2020 in New York „Zur Lage des Planeten“

Die Rede des UN-Generalsekretärs Antonio Guterres am 2. 12. 2020 in New York „Zur Lage des Planeten“

Es gibt Texte, die sollen weite Verbreitung finden. Deshalb stelle ich heute die wichtige Rede des UN-Generalsekretärs auch in meinen blog ein. Das Dokument kam heute aus New York via UN-Office in Umlauf:

New York 02. Dezember 2020

Ansprache des Generalsekretärs an der Columbia University: „Der Zustand des Planeten“

[Sehen Sie sich das Video auf webtv.un.org an ]

Präsident Bollinger,
liebe Freunde,

Ich danke der Columbia University für die Ausrichtung dieses Treffens – und ich begrüße diejenigen, die sich weltweit online anmelden.

Wir treffen uns auf diese ungewöhnliche Weise, wenn wir in den letzten Monat dieses ungewöhnlichsten Jahres eintreten.

Wir stehen vor einer verheerenden Pandemie, neuen Höhen der globalen Erwärmung, neuen Tiefs der ökologischen Verschlechterung und neuen Rückschlägen bei unserer Arbeit an globalen Zielen für eine gerechtere, integrativere und nachhaltigere Entwicklung.

Einfach ausgedrückt ist der Zustand des Planeten gebrochen.

Liebe Freunde,

Die Menschheit führt Krieg gegen die Natur.

Das ist Selbstmord.

Die Natur schlägt immer zurück – und das bereits mit wachsender Kraft und Wut.

Die Artenvielfalt bricht zusammen. Eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht.

Ökosysteme verschwinden vor unseren Augen.

Wüsten breiten sich aus.

Feuchtgebiete gehen verloren.

Jedes Jahr verlieren wir 10 Millionen Hektar Wald.

Ozeane sind überfischt – und ersticken mit Plastikmüll. Das Kohlendioxid, das sie absorbieren, säuert die Meere an.

Korallenriffe sind gebleicht und sterben ab.

Die Luft- und Wasserverschmutzung tötet jährlich 9 Millionen Menschen – mehr als das Sechsfache der aktuellen Zahl der Pandemien.

Und da Menschen und Nutztiere weiter in tierische Lebensräume eindringen und wilde Räume zerstören, konnten wir sehen, dass mehr Viren und andere Krankheitserreger von Tieren zu Menschen sprangen.

Vergessen wir nicht, dass 75 Prozent der neuen und neu auftretenden Infektionskrankheiten beim Menschen zoonotisch sind.

Heute zeigen zwei neue maßgebliche Berichte der Weltorganisation für Meteorologie und des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, wie nahe wir der Klimakatastrophe sind.

2020 ist auf dem besten Weg, eines der drei wärmsten Jahre weltweit zu werden – auch mit dem Kühleffekt der diesjährigen La Nina.

Das letzte Jahrzehnt war das heißeste in der Geschichte der Menschheit.

Die Meereswärme ist auf Rekordniveau. 

In diesem Jahr erlebten mehr als 80 Prozent der Weltmeere Hitzewellen im Meer.

In der Arktis herrschte 2020 außergewöhnliche Wärme mit Temperaturen von mehr als 3 Grad Celsius über dem Durchschnitt – und mehr als 5 Grad in Nordsibirien.

Das arktische Meereis war im Oktober das niedrigste seit Bestehen – und jetzt war das Wiedergefrieren das langsamste seit Bestehen.

Das grönländische Eis hat seinen langfristigen Rückgang fortgesetzt und durchschnittlich 278 Gigatonnen pro Jahr verloren.

Permafrost schmilzt und setzt so Methan frei, ein starkes Treibhausgas.

Apokalyptische Brände und Überschwemmungen, Wirbelstürme und Hurrikane sind zunehmend die neue Normalität.

In der Hurrikansaison im Nordatlantik gab es 30 Stürme, mehr als das Doppelte des langjährigen Durchschnitts und der Rekord für eine ganze Saison.

Mittelamerika schwankt immer noch von zwei aufeinanderfolgenden Hurrikanen, die Teil der intensivsten Zeit für solche Stürme in den letzten Jahren sind.

Letztes Jahr haben solche Katastrophen die Welt 150 Milliarden Dollar gekostet.

COVID-19-Sperren haben Emissionen und Umweltverschmutzung vorübergehend reduziert.

Aber die Kohlendioxidwerte sind immer noch auf Rekordhöhen – und steigen.

Im Jahr 2019 erreichte der Kohlendioxidgehalt 148 Prozent des vorindustriellen Niveaus.

Im Jahr 2020 hat sich der Aufwärtstrend trotz der Pandemie fortgesetzt.

Methan stieg sogar noch höher – auf 260 Prozent.

Lachgas, ein starkes Treibhausgas, aber auch ein Gas, das die Ozonschicht schädigt, ist um 123 Prozent gestiegen.

In der Zwischenzeit muss sich die Klimapolitik der Herausforderung noch stellen.

Die Emissionen sind jetzt um 62 Prozent höher als zu Beginn der internationalen Klimaverhandlungen im Jahr 1990.

Jeder zehnte Grad an Erwärmung ist wichtig.

Heute sind wir bei 1,2 Grad Erwärmung und erleben bereits beispiellose Klimaextreme und Volatilität in jeder Region und auf jedem Kontinent. 

Wir stehen vor einem donnernden Temperaturanstieg von 3 bis 5 Grad Celsius in diesem Jahrhundert.

Die Wissenschaft ist glasklar: Um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, muss die Welt die Produktion fossiler Brennstoffe bis 2030 jedes Jahr um etwa 6 Prozent senken.

Stattdessen geht die Welt in die entgegengesetzte Richtung – sie plant eine jährliche Steigerung von 2 Prozent. 

Die Folgen des Angriffs auf unseren Planeten behindern unsere Bemühungen, die Armut zu beseitigen und die Ernährungssicherheit zu gefährden.

Und es macht unsere Arbeit für den Frieden noch schwieriger, da die Störungen zu Instabilität, Vertreibung und Konflikten führen.

Es ist kein Zufall, dass siebzig Prozent der klimaschädlichsten Länder auch zu den politisch und wirtschaftlich fragilsten gehören. 

Es ist kein Zufall, dass von den 15 Ländern, die am anfälligsten für Klimarisiken sind, acht eine Friedenssicherung der Vereinten Nationen oder eine besondere politische Mission veranstalten.

Wie immer sind die Auswirkungen auf die am stärksten gefährdeten Menschen der Welt am stärksten.

Diejenigen, die am wenigsten getan haben, um das Problem zu verursachen, leiden am meisten.

Selbst in den Industrieländern sind die Ausgegrenzten die ersten Opfer von Katastrophen und die letzten, die sich erholen.

Liebe Freunde,

Lassen Sie uns klar sein: Menschliche Aktivitäten sind die Wurzel unseres Abstiegs in Richtung Chaos.

Aber das bedeutet, dass menschliches Handeln helfen kann, es zu lösen.

Frieden mit der Natur zu schließen, ist die bestimmende Aufgabe des 21. Jahrhunderts. Es muss die oberste Priorität für alle sein, überall.

In diesem Zusammenhang ist die Erholung von der Pandemie eine Chance.

Wir können Hoffnungsschimmer in Form eines Impfstoffs sehen.

Aber es gibt keinen Impfstoff für den Planeten.

Die Natur braucht eine Rettungsaktion.

Durch die Überwindung der Pandemie können wir auch Klimakatastrophen abwenden und unseren Planeten wiederherstellen.

Dies ist ein epischer Richtlinientest. Aber letztendlich ist dies eine moralische Prüfung.

Die Billionen Dollar, die für die Wiederherstellung von COVID benötigt werden, sind Geld, das wir von zukünftigen Generationen leihen. Jeder letzte Cent.

Wir können diese Ressourcen nicht nutzen, um Richtlinien festzulegen, die sie mit einem Schuldenberg auf einem zerbrochenen Planeten belasten.

Es ist Zeit, den „grünen Schalter“ zu betätigen. Wir haben die Chance, die Weltwirtschaft nicht einfach zurückzusetzen, sondern zu verändern.

Eine nachhaltige Wirtschaft, die von erneuerbaren Energien angetrieben wird, wird neue Arbeitsplätze, eine sauberere Infrastruktur und eine belastbare Zukunft schaffen.

Eine integrative Welt wird dazu beitragen, dass die Menschen eine bessere Gesundheit und die uneingeschränkte Achtung ihrer Menschenrechte genießen und mit Würde auf einem gesunden Planeten leben können.

Die Wiederherstellung von COVID und die Reparatur unseres Planeten müssen die beiden Seiten derselben Medaille sein. 

Liebe Freunde,

Lassen Sie mich mit dem Klimanotfall beginnen. Wir sehen uns drei Notwendigkeiten bei der Bewältigung der Klimakrise gegenüber:

Erstens müssen wir innerhalb der nächsten drei Jahrzehnte eine globale Kohlenstoffneutralität erreichen.

Zweitens müssen wir die globalen Finanzen hinter dem Pariser Abkommen ausrichten, dem weltweiten Entwurf für Klimaschutzmaßnahmen.

Drittens müssen wir einen Durchbruch bei der Anpassung erzielen, um die Welt – und insbesondere die am stärksten gefährdeten Menschen und Länder – vor Klimafolgen zu schützen.

Lassen Sie mich diese der Reihe nach nehmen.

Erstens Kohlenstoffneutralität – Netto-Nullemissionen von Treibhausgasen.

In den letzten Wochen haben wir wichtige positive Entwicklungen gesehen.

Die Europäische Union hat sich verpflichtet, bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent zu werden – und ich gehe davon aus, dass sie beschließen wird, ihre Emissionen bis 2030 auf mindestens 55 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken.

Das Vereinigte Königreich, Japan, die Republik Korea und mehr als 110 Länder haben sich bis 2050 zur CO2-Neutralität verpflichtet.

Die neue Regierung der Vereinigten Staaten hat genau das gleiche Ziel angekündigt.

China hat sich verpflichtet, vor 2060 dorthin zu gelangen.

Dies bedeutet, dass bis Anfang nächsten Jahres Länder, die mehr als 65 Prozent der weltweiten Kohlendioxidemissionen und mehr als 70 Prozent der Weltwirtschaft ausmachen, ehrgeizige Verpflichtungen zur CO2-Neutralität eingegangen sind.

Wir müssen diesen Schwung in eine Bewegung verwandeln.

Das zentrale Ziel der Vereinten Nationen für 2021 ist der Aufbau einer wirklich globalen Koalition für CO2-Neutralität. 

Ich bin fest davon überzeugt, dass 2021 eine neue Art von Schaltjahr sein kann – das Jahr eines Quantensprungs in Richtung CO2-Neutralität.

Jedes Land, jede Stadt, jedes Finanzinstitut und jedes Unternehmen sollte Pläne für den Übergang zu Null-Emissionen bis 2050 verabschieden – und ich ermutige die Hauptemittenten, jetzt entscheidende Schritte zu unternehmen, um den richtigen Weg zu finden und diese Vision zu verwirklichen bedeutet, die globalen Emissionen bis 2030 gegenüber 2010 um 45 Prozent zu senken. Und dies muss in den national festgelegten Beiträgen klar sein.

Jeder Einzelne muss auch seinen Beitrag leisten – als Verbraucher, als Produzenten, als Investoren.

Technologie ist auf unserer Seite. 

Eine solide wirtschaftliche Analyse ist unser Verbündeter. 

Mehr als die Hälfte der heute betriebenen Kohlekraftwerke kostet mehr als der Bau neuer erneuerbarer Energien von Grund auf.

Das Kohlegeschäft steigt in Rauch auf.

Die Internationale Arbeitsorganisation schätzt, dass die Umstellung auf saubere Energie trotz unvermeidlicher Arbeitsplatzverluste bis 2030 zur Schaffung von 18 Millionen Arbeitsplätzen führen wird. 

Ein gerechter Übergang ist jedoch absolut kritisch.

Wir müssen die menschlichen Kosten der Energiewende erkennen.

Sozialschutz, vorübergehendes Grundeinkommen, Um- und Weiterbildung können die Arbeitnehmer unterstützen und die durch die Dekarbonisierung verursachten Veränderungen erleichtern.

Liebe Freunde,

Erneuerbare Energien sind heute nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Wirtschaft die erste Wahl. 

Aber es gibt besorgniserregende Anzeichen.

Einige Länder haben die Krise genutzt, um den Umweltschutz zurückzudrängen.

Andere erweitern die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und ziehen sich aus dem Klimaschutz zurück.

Die G20-Mitglieder geben in ihren Rettungspaketen jetzt 50 Prozent mehr für Sektoren aus, die mit der Produktion und dem Verbrauch fossiler Brennstoffe verbunden sind, als für kohlenstoffarme Energie.

Und über Ankündigungen hinaus müssen alle einen Glaubwürdigkeitstest bestehen.

Lassen Sie mich ein Beispiel nehmen, das Beispiel des Versands.

Wenn die Schifffahrt ein Land wäre, wäre sie der sechstgrößte Treibhausgasemittent der Welt. 

Auf dem letztjährigen Klimaschutzgipfel haben wir die Koalition Getting to Zero Shipping ins Leben gerufen, um bis 2030 auf emissionsfreie Tiefseeschiffe zu drängen.

Die derzeitige Politik entspricht jedoch nicht diesen Zusagen.

Wir brauchen durchsetzbare regulatorische und steuerliche Schritte, damit die Schifffahrtsbranche ihre Verpflichtungen erfüllen kann.

Andernfalls ist das Netto-Nullschiff gesegelt.

Genau das Gleiche gilt für die Luftfahrt.

Liebe Freunde,

Die Pariser Unterzeichner sind verpflichtet, ihre überarbeiteten und verbesserten national festgelegten Beiträge mit ihren Emissionssenkungszielen für 2030 einzureichen.

In zehn Tagen berufe ich zusammen mit Frankreich und dem Vereinigten Königreich anlässlich des fünften Jahrestages des Pariser Abkommens einen Klimagipfel ein.

In weniger als einem Jahr werden wir uns in Glasgow zur COP26 treffen.

Diese Momente sind Gelegenheiten, die wir den Nationen nicht entgehen lassen dürfen, um detailliert darzulegen, wie sie vorankommen und besser aufbauen werden. Dabei werden die gemeinsamen, aber differenzierten Verantwortlichkeiten angesichts der nationalen Umstände – wie im Pariser Abkommen erwähnt – anerkannt, jedoch mit dem gemeinsamen Ziel der CO2-Neutralität bis 2050 .

Zweitens möchte ich mich nun der zentralen Finanzfrage zuwenden.

Die Zusagen zur Netto-Null-Emission senden ein klares Signal an Investoren, Märkte und Finanzminister.

Aber wir müssen noch weiter gehen.

Wir brauchen alle Regierungen, um diese Zusagen in Richtlinien, Pläne und Ziele mit bestimmten Fristen umzusetzen. Dies gibt Unternehmen und dem Finanzsektor Sicherheit und Vertrauen, in Netto-Null zu investieren.

Es ist Zeit:

Einen Preis für Kohlenstoff setzen. 

Auslaufen der Finanzierung fossiler Brennstoffe und Beendigung der Subventionen für fossile Brennstoffe.

Den Bau neuer Kohlekraftwerke einstellen – und die Finanzierung der Kohlekraft im In- und Ausland einstellen.

Verlagerung der Steuerbelastung vom Einkommen zum Kohlenstoff und vom Steuerzahler zum Umweltverschmutzer. 

Integration des Ziels der CO2-Neutralität in alle wirtschafts- und fiskalpolitischen Maßnahmen und Entscheidungen.

Und um klimabezogene Angaben zu finanziellen Risiken verbindlich zu machen.

Die Mittel sollten in die Programme für grüne Wirtschaft, Widerstandsfähigkeit, Anpassung und gerechte Übergänge fließen. 

Wir müssen alle öffentlichen und privaten Finanzströme hinter dem Pariser Abkommen und den Zielen für nachhaltige Entwicklung aufeinander abstimmen.

Multilaterale, regionale und nationale Entwicklungsinstitutionen sowie Privatbanken müssen sich alle verpflichten, ihre Kreditvergabe an das globale Netto-Null-Ziel anzupassen.

Ich fordere alle Eigentümer und Manager von Vermögenswerten auf, ihre Portfolios zu dekarbonisieren und sich wichtigen Initiativen und Partnerschaften anzuschließen, die von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen wurden, einschließlich der Global Investors for Sustainable Development Alliance und der Net-Zero Asset Owners Alliance, die heute ein Vermögen von 5,1 Billionen US-Dollar haben.

Unternehmen müssen ihre Geschäftsmodelle anpassen – und Investoren müssen von Unternehmen Informationen über die Widerstandsfähigkeit dieser Modelle verlangen.

Die weltweiten Pensionsfonds verwalten Vermögenswerte in Höhe von 32 Billionen US-Dollar. Wenn sie in eine einzigartige Position gebracht werden, um die Nadel zu bewegen, müssen sie die Nadel bewegen und den Weg weisen.

Ich appelliere an die Industrieländer, ihr langjähriges Versprechen zu erfüllen, jährlich 100 Milliarden Dollar bereitzustellen, um die Entwicklungsländer bei der Erreichung unserer gemeinsamen Klimaziele zu unterstützen.

Wir sind noch nicht da.

Dies ist eine Frage der Gerechtigkeit, Fairness, Solidarität und des aufgeklärten Eigeninteresses.

Und ich fordere alle Länder auf, bei der Vorbereitung der COP26 einen Kompromiss zu Artikel 6 des Pariser Abkommens zu erzielen, um uns die klaren, fairen und umweltverträglichen Regeln zu liefern, die die Kohlenstoffmärkte benötigen, um voll funktionsfähig zu sein.

Ich begrüße die Arbeit der im September eingeleiteten Task Force mit Mitgliedern aus 20 Sektoren und 6 Kontinenten, um einen Entwurf für große private Märkte für CO2-Ausgleich zu entwickeln.

Drittens brauchen wir einen Durchbruch in Bezug auf Anpassung und Belastbarkeit.

Wir sind in einem Wettlauf gegen die Zeit, um uns an ein sich schnell änderndes Klima anzupassen. 

Anpassung darf nicht der vergessene Bestandteil des Klimaschutzes sein. 

Bisher macht die Anpassung nur 20 Prozent der Klimafinanzierung aus und erreichte in den Jahren 2017 und 2018 durchschnittlich 30 Milliarden US-Dollar.

Dies behindert unsere wesentliche Arbeit zur Reduzierung des Katastrophenrisikos.

Es ist auch nicht klug.

Die Globale Anpassungskommission stellte fest, dass jeder in Anpassung investierte US-Dollar fast 4 US-Dollar an Vorteilen bringen könnte.

Wir haben sowohl einen moralischen Imperativ als auch ein klares wirtschaftliches Argument für die Unterstützung der Entwicklungsländer bei der Anpassung und Stärkung der Widerstandsfähigkeit an aktuelle und zukünftige Klimafolgen.

Vor der COP 26 sollten sich alle Geber sowie die multilateralen und nationalen Entwicklungsbanken verpflichten, den Anteil der Anpassungs- und Resilienzfinanzierung auf mindestens 50 Prozent ihrer Klimafinanzierungsunterstützung zu erhöhen.

Frühwarnsysteme, klimaresistente Infrastruktur, verbesserte Trockenlandwirtschaft, Mangrovenschutz und andere Maßnahmen können der Welt eine doppelte Dividende bringen: Vermeidung künftiger Verluste und Erzielung wirtschaftlicher Gewinne und anderer Vorteile.

Wir müssen zu einer umfassenden, präventiven und systematischen Anpassungsunterstützung übergehen.

Dies ist besonders dringend für kleine Inselentwicklungsstaaten, die einer existenziellen Bedrohung ausgesetzt sind. 

Der Wettlauf um Resilienz ist ebenso wichtig wie der Wettlauf um Netto-Null.

Liebe Freunde,

Aber wir müssen uns daran erinnern: Es kann keine Trennung der Klimaschutzmaßnahmen vom größeren Planetenbild geben. Alles ist miteinander verbunden – das globale Gemeinwesen und das globale Wohlbefinden.

Das heißt, wir müssen an vielen Fronten breiter und ganzheitlicher handeln, um die Gesundheit unseres Planeten zu sichern, von dem alles Leben abhängt.

Die Natur nährt uns, kleidet uns, stillt unseren Durst, erzeugt unseren Sauerstoff, prägt unsere Kultur und unseren Glauben und schmiedet unsere Identität.

2020 sollte ein „Superjahr“ für die Natur sein, aber die Pandemie hatte andere Pläne für uns.

Jetzt müssen wir 2021 nutzen, um unseren planetarischen Notfall anzugehen.

Nächstes Jahr werden sich die Länder in Kunming treffen, um einen Rahmen für die biologische Vielfalt nach 2020 zu schaffen, um die Aussterbungskrise zu stoppen und die Welt auf einen Weg zu bringen, im Einklang mit der Natur zu leben.

Die Welt hat keines der für 2020 festgelegten globalen Ziele für die biologische Vielfalt erreicht. Deshalb brauchen wir viel mehr Ehrgeiz und mehr Engagement, um messbare Ziele und Mittel zur Umsetzung, insbesondere Finanz- und Überwachungsmechanismen, zu erreichen.

Das heisst:

– Immer mehr effektiv bewirtschaftete Schutzgebiete, damit unser Angriff auf Arten und Ökosysteme gestoppt werden kann;

– Biodiversitätspositive Landwirtschaft und Fischerei, Verringerung unserer Übernutzung und Zerstörung der natürlichen Welt,

– Auslaufen negativer Subventionen – Subventionen, die gesunde Böden zerstören, unsere Wasserstraßen verschmutzen und dazu führen, dass wir unsere Ozeane leer fischen.

– Übergang vom nicht nachhaltigen und naturnegativen Rohstoffabbau zu umfassenderen nachhaltigen Konsummustern.

Biodiversität ist nicht nur eine süße und charismatische Tierwelt. es ist das lebendige, atmende Netz des Lebens. 

Ebenfalls im Jahr 2021 werden die Länder die Ozeankonferenz abhalten, um die Gesundheit der Meeresumwelt der Welt zu schützen und zu fördern.

Überfischung muss aufhören; Die Verschmutzung durch chemische und feste Abfälle – insbesondere Kunststoffe – muss drastisch reduziert werden. Die Meeresreserven müssen erheblich zunehmen. und Küstengebiete brauchen mehr Schutz.

Die blaue Wirtschaft bietet ein bemerkenswertes Potenzial. Bereits jetzt generieren Waren und Dienstleistungen aus dem Meer jedes Jahr 2,5 Billionen US-Dollar und tragen über 31 Millionen direkte Vollzeitstellen bei – zumindest bis zur Pandemie.

Wir brauchen dringend globale Maßnahmen, um diese Vorteile zu nutzen, aber die Meere und Ozeane der Welt vor den vielen Belastungen zu schützen, denen sie ausgesetzt sind.

Die globale Konferenz zum nachhaltigen Verkehr in Peking im nächsten Jahr muss auch diesen wichtigen Sektor stärken und gleichzeitig seinen negativen ökologischen Fußabdruck berücksichtigen.

Der Food Systems Summit muss darauf abzielen, die weltweite Produktion und den weltweiten Verbrauch von Lebensmitteln zu verändern. Nahrungsmittelsysteme sind einer der Hauptgründe, warum wir nicht innerhalb der ökologischen Grenzen unseres Planeten bleiben.

Anfang 2021 werden wir die UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen starten, die darauf abzielt, die Verschlechterung von Wäldern, Land und anderen Ökosystemen weltweit zu verhindern, zu stoppen und umzukehren. Die Dekade ist ein Sammelruf für alle, die die Doppelkrisen des Verlusts der biologischen Vielfalt und des Klimawandels mit praktischen und praktischen Maßnahmen bewältigen wollen.

Die Internationale Konferenz für Chemikalienmanagement wird einen Rahmen für Chemikalien und Abfälle nach 2020 schaffen. Laut der Weltgesundheitsorganisation könnte ein solides Chemikalienmanagement mindestens 1,6 Millionen Todesfälle pro Jahr verhindern.

2021 wird auch für die Weiterentwicklung der New Urban Agenda von entscheidender Bedeutung sein. Die Städte der Welt sind grundlegende Fronten für eine nachhaltige Entwicklung – anfällig für Katastrophen, aber Vektoren für Innovation und Dynamik. Vergessen wir nicht, dass bereits mehr als 50 Prozent der Menschheit in Städten leben – und diese Zahl wird 2050 fast 70 Prozent erreichen.

Kurz gesagt, das nächste Jahr bietet uns eine Fülle von Möglichkeiten, die Plünderung zu stoppen und mit der Heilung zu beginnen.

Einer unserer besten Verbündeten ist die Natur.

Die drastische Reduzierung der Entwaldung und die systematische Wiederherstellung von Wäldern und anderen Ökosystemen ist die größte naturbasierte Möglichkeit zur Klimaschutzminderung.  

In der Tat könnten naturbasierte Lösungen ein Drittel der Nettoeinsparungen bei den Treibhausgasemissionen bewirken, die zur Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens erforderlich sind.

Das Weltwirtschaftsforum hat geschätzt, dass Geschäftsmöglichkeiten in der Natur bis 2030 191 Millionen Arbeitsplätze schaffen könnten.

Allein die Große Grüne Mauer Afrikas hat 335.000 Arbeitsplätze geschaffen.

Indigenes Wissen, das über Jahrtausende in engem und direktem Kontakt mit der Natur destilliert wurde, kann dabei helfen, den Weg zu weisen.

Indigene Völker machen weniger als 6 Prozent der Weltbevölkerung aus, sind jedoch Verwalter von 80 Prozent der weltweiten Artenvielfalt an Land.

Wir wissen bereits, dass die von indigenen Völkern bewirtschaftete Natur weniger schnell abnimmt als anderswo.

Da indigene Völker an Land leben, das am anfälligsten für Klimawandel und Umweltzerstörung ist, ist es an der Zeit, ihre Stimmen zu beachten, ihr Wissen zu belohnen und ihre Rechte zu respektieren.

Lassen Sie uns auch die zentrale Rolle der Frau erkennen.

Die Auswirkungen des Klimawandels und der Umweltzerstörung fallen am stärksten auf Frauen. Sie sind 80 Prozent der vom Klimawandel Vertriebenen. 

Frauen sind aber auch das Rückgrat der Landwirtschaft und wichtige Verwalter der natürlichen Ressourcen. Sie gehören zu den weltweit führenden Umweltverteidigern. 

Die Vertretung von Frauen in nationalen Parlamenten wurde direkt mit der Unterzeichnung von Klimaschutzabkommen in Verbindung gebracht. 

Da die Menschheit Strategien für die Steuerung natürlicher Ressourcen, den Umweltschutz und den Aufbau einer grünen Wirtschaft entwickelt, brauchen wir mehr weibliche Entscheidungsträger am Tisch.

Liebe Freunde,

Ich habe einen Notfall detailliert beschrieben, sehe aber auch Hoffnung.

Ich sehe eine Geschichte von Fortschritten, die zeigen, was getan werden kann – von der Rettung der Ozonschicht über die Reduzierung der Extinktionsraten bis hin zur Erweiterung von Schutzgebieten.

Viele Städte werden grüner.

Die Kreislaufwirtschaft reduziert den Abfall.

Umweltgesetze haben eine wachsende Reichweite.

Mindestens 155 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen erkennen jetzt rechtlich an, dass eine gesunde Umwelt ein grundlegendes Menschenrecht ist. 

Und die Wissensbasis ist größer als je zuvor. 

Ich habe mich sehr gefreut, von Präsident Bollinger erfahren zu haben, dass die Columbia University eine Climate School ins Leben gerufen hat, die erste neue Schule hier seit einem Vierteljahrhundert – herzlichen Glückwunsch. Dies ist eine wunderbare Demonstration von Wissenschaft und Führung. 

Ich freue mich zu wissen, dass heute so viele Mitglieder des Sustainable Development Solutions Network als besondere Gäste bei uns sind – Universitätspräsidenten, Kanzler, Dekane, Fakultäten und andere Wissenschaftler.

Die Initiative Academic Impact der Vereinten Nationen arbeitet mit Hochschulen auf der ganzen Welt zusammen. Die Beiträge der Universitäten sind entscheidend für unseren Erfolg. 

Liebe Freunde,

Eine neue Welt nimmt Gestalt an.

Immer mehr Menschen erkennen die Grenzen herkömmlicher Maßstäbe wie des Bruttoinlandsprodukts, bei denen umweltschädliche Aktivitäten als wirtschaftliche Vorteile gelten. 

Denkweisen verändern sich.

Immer mehr Menschen verstehen die Notwendigkeit ihrer eigenen täglichen Entscheidungen, um ihren CO2-Fußabdruck zu verringern und die Grenzen der Planeten zu respektieren.

Und wir sehen inspirierende Wellen sozialer Mobilisierung durch junge Menschen.

Von Protesten auf der Straße bis zur Online-Anwaltschaft…

Von der Unterrichtsausbildung bis zum Engagement in der Gemeinschaft…

Von Wahlkabinen zu Arbeitsplätzen…

Junge Leute drängen ihre Ältesten, das Richtige zu tun. Und wir sind in einer Universität.

Dies ist ein Moment der Wahrheit für Menschen und Planeten gleichermaßen.

COVID und Klima haben uns an eine Schwelle gebracht. 

Wir können nicht zur alten Normalität von Ungleichheit, Ungerechtigkeit und achtloser Herrschaft über die Erde zurückkehren.

Stattdessen müssen wir einen sichereren, nachhaltigeren und gerechteren Weg einschlagen.

Wir haben eine Blaupause: die Agenda 2030, die Ziele für nachhaltige Entwicklung und das Pariser Übereinkommen über den Klimawandel.

Die Tür ist offen; Die Lösungen sind da.

Jetzt ist die Zeit gekommen, die Beziehung der Menschheit zur natürlichen Welt – und untereinander – zu verändern.

Und das müssen wir gemeinsam tun. 

Solidarität ist Menschlichkeit. Solidarität ist Überleben.

Das ist die Lehre von 2020.

Wenn die Welt in Uneinigkeit und Unordnung ist und versucht, die Pandemie einzudämmen, lernen wir die Lektion und ändern den Kurs für die entscheidende Zeit.

Danke.
(Quelle: https://www.un.org/sg/en/content/sg/statement/2020-12-02/secretary-generals-address-columbia-university-the-state-of-the-planet-scroll-down-for-language-versions

Übersetzung aus dem Englischen: UN).

Am Beginn der zwanziger Jahre – die entscheidenden zehn Jahre beginnen nun.


IMG_20191230_161815Morgen geht das zweite Jahrzehnt des neuen Jahrtausends zu Ende. Für den weltweiten Klimaschutz ein verlorenes Jahrzehnt. Denn die Emissionen steigen nach wie vor. Vielleicht war ja der „flammende Sonnenuntergang“ vom 30. 12. 2019 ein Hinweis auf das Kommende. In Australien jedenfalls versteht man schon besser, was da gemeint ist.

Deshalb gibt es an diesem Jahreswechsel keinen Grund für wirkliche Freude, denn wichtige Zeit wurde vertan. Alle Konferenzen, Demonstrationen, Proteste, Artikel, Tagungen und Gesetzesentwürfe haben ein Ergebnis: die Emissionen steigen.
Die Menschheit betritt nun die entscheidende Dekade.  Dabei ist es noch nicht mal mehr sicher, dass wir diese zehn Jahre wirklich noch zur Verfügung haben. Die Veränderungen insbesondere an den Polen und am „Dritten Pol“, dem Eis des Himalaja und der anderen Gletscher gehen nämlich mittlerweile dermaßen schnell vor sich, dass die messenden Naturwissenschaftler rund um die Erde aus den Warnmeldungen gar nicht mehr herauskommen. Der Wandel geschieht sehr viel schneller, als man bislang für möglich gehalten hatte.
Nach allem, was man von naturwissenschaftlicher Seite her aussagen kann, werden die kommenden zehn Jahre die entscheidenden Jahre für einen engagierten Klimaschutz. Entweder gelingt es der Menschheit endlich, die Emissionen wirksam Richtung NULL zu senken – oder es gelingt nicht und die Emissionen steigen weiter – die Folgen davon will man sich nicht wirklich vorstellen, denn sie werden furchtbar sein.  Gelingt es nicht, die Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts auf NULL zu bringen – und diese Aufgabe ist dermaßen riesig, dass viele Menschen davon gar nichts wissen wollen – dann werden die Folgen dieses Nicht-Handelns schon zur Mitte des Jahrhunderts, aber besonders stark in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zu spüren sein. Es geschieht in diesem Jahrhundert. Das Kind, das jetzt geboren wird, wird, wenn der Mensch gesund bleibt, 60 oder 70 oder 80 Jahre alt sein, wenn die alte Welt-Ökonomie zusammenbricht. Auf all diese Prozesse hat die Naturwissenschaft seit langen langen Jahren immer und immer wieder hingewiesen, das alles ist also in keiner Weise überraschend. Die an den Forschungen beteiligten Institute machen ihre Arbeitsergebnisse sehr gut öffentlich. Niemand kann behaupten, er habe von alledem nichts gewusst.

Deshalb wird es in den kommenden Jahren eine immer wichtiger werdende Frage geben: Auf welcher Seite stehst Du?

Sind Dir Kinder und Enkel völlig egal, dann brauchst Du nichts zu verändern, dann brauchst Du nur so weiter zu machen wie bisher.

Wenn Dir die Kommenden aber nicht egal sind, dann überlege genau, was Du ändern kannst. Es gibt Sachverhalte, die kannst Du nicht verändern.
Aber es gibt ebenso Sachverhalte, die Du sehr wohl ändern kannst. Viele Menschen haben das aber noch niemals ausprobiert und geben lange vorher auf.
Es ist sehr wichtig, beides sehr genau voneinander zu unterscheiden.

Man kann im eigenen Verhalten Wichtiges verändern – und dabei zählt jede (!) eingesparte Tonne CO2, auch darauf hat die Klimaforschung immer wieder ausdrücklich hingewiesen: jede nicht emittierte Tonne CO2 zählt! – und man kann sich mit anderen zusammentun. Deshalb habe ich vor knapp 2 Jahren Fuer-unsere-Enkel.org gegründet und gemeinsam mit mittlerweile über 1000 Menschen im deutschsprachigen Europa zu einem guten Netzwerk ausgebaut, das Schritt für Schritt weiter wächst.

Überall auf der Welt sind Jugend-Initiativen entstanden, haben sich organisiert, sind auf die Straßen und Plätze gegangen und haben laut für ihre Rechte gestritten. Allerdings macht diese weltweite Bewegung nun die Erfahrung, dass all die Proteste, Demonstrationen, Debatten, Talk-Shows, all die Interviews und öffentlichen Termine (noch) nicht wirklich etwas verändert haben – die Emissionen steigen weiter.  Enttäuschung droht.

Deshalb brauchen die jungen Leute mehr als je zuvor Unterstützung durch erfahrene ältere Menschen. Genau deshalb gibt es Fuer-unsere-Enkel.org.

Die Generationen brauchen sich. Und sie können sich gegenseitig stärken und stützen und behilflich sein im größten Kampf der Menschheit – im Kampf ums eigene Überleben nämlich.

Prof. Anders Levermann vom Potsdam-Institut-für-Klimafolgenforschung (PIK) und andere haben immer wieder darauf hingewiesen – gelingt es nicht, die Emissionen bis zur Jahrhundertmitte auf NULL zu bringen – bekommen wir zum Ende des Jahrhunderts plus 4 Grad (!) oder mehr in der globalen Atmosphärenmitteltemperatur.
Das aber hält der menschliche Organismus nicht mehr aus.
All die Folgen einer globalen Erwärmung um 4 Grad (und exakt auf diesem „Kurs“ fährt die Weltgemeinschaft gegenwärtig), sind umfänglich dokumentiert und beschrieben worden, man kann es nachlesen und sich zu eigen machen.
Plus 4 Grad – das ist schlicht verheerend für die menschliche Zivilisation.
Der Natur ist das übrigens alles sehr egal. Sie pendelt sich auf ein neues Gleichgewicht ein und fertig ist die Laube. Ob nun mit oder ohne Menschen, das interessiert die alte Erde nicht. Unsere alte Erde ist die längste Zeit ihrer Existenz ohne die Menschheit sehr gut zurecht gekommen, sie braucht uns nicht wirklich. Es geht um unsere eigene Zukunft als Menschheit. Darum geht es.

Die kommenden zehn Jahre werden entscheidend sein.
Denn: wenn es nicht gelingt, dann kippen immer mehr bisher für stabil gehaltene ökologische Systeme in ein neues Gleichgewicht. Und das kann man nicht mehr rückgängig machen. Wenn die Kipp-Punkte (tipping points) erst einmal überschritten sind, ist eine Entwicklung im Gang, die niemand mehr beeinflussen oder gar aufhalten kann. Das gilt für das Meereis ebenso wie für das Eis an Land, das gilt für die Regenwälder Afrikas und Amazoniens ebenso wie für das Great Barrier Rief und andere überlebenswichtige ökologische Systeme.

Zehn Jahre haben wir gerade noch. Vielleicht sind es zehn Jahre.
Wahrscheinlich sind es weniger.

Sie beginnen morgen.

 

Begonien im Frost. Nordkorea im Februar 2004. (1). Eine Reise in memoriam Dr. Rupert Neudeck. Podcast in mehreren Teilen.


Es ist lange her und doch sind die Notizen von dieser besonderen Reise eine Erinnerung wert. Eine Erinnerung an Dr. Rupert Neudeck, mit dem ich befreundet war – eine Erinnerung aber auch an ein Land, über das so wenig bekannt ist und über das deshalb so viele Vorurteile kursieren.
Hier nun sollen Aufnahmen und Notizen bereitgestellt werden, die ich im Februar 2004 in Nordkorea aufgenommen und aufgezeichnet habe. Informationen aus erster Hand. Vielleicht dienen sie ja dazu, sich ein wenig gründlicher mit jenem seltsamen Land zu beschäftigen, von dem der Westen nur in Kategorien wie „Diktatur“, „Atombombe“ und „Hunger“ denken kann. Mehr als zwei Jahre habe ich mich auf diese Reise vorbereitet. Unser Ziel bestand in zweierlei: zu erkunden, ob wir mit den „Grünhelmen“ hilfreich sein könnten und wir wollten zweitens das Thema „Erneuerbare Energien“ politisch platzieren – weshalb ich eine nordkoreanische Übersetzung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes als Gastgeschenk für unsere politischen Gesprächspartner mitgenommen hatte. Das Thema „Energie“ hat uns die ganze Reise über begleitet.
Wir beginnen am Samstag, 14. Februar 2004, dem Tag unserer Anreise:

 

 

Die Regierung soll endlich aufhören, die Zerstörung des Klimasystems zu finanzieren!


Die CO2-Emissionen steigen und steigen; Deutschland erreicht die selbst gesteckten Ziele der Emissionsminderung nicht nur nicht, sondern bezahlt sogar noch mit öffentlichem Geld weitere Klimazerstörung. Noch verrückter geht es wirklich nicht. Deutschland hängt nicht nur beim Ausbau der Erneuerbaren den eigenen Zielen hinterher, Deutschland schafft nicht nur die Reduktionsziele für CO2 nicht – Deutschland finanziert sogar noch die weitere Zerstörung:
viele Milliarden an Rücklagen für Renten und Pensionen sind nach wie vor in Kohle, Öl und Gas investiert. Die ZEIT hatte darüber berichtet.
Eine solche Zerstörung der Zukunft muss endlich aufhören, da hat der UN-Generalsekretär Antonio Guterres sehr Recht.

Deshalb haben sich nun Netzwerke zusammengetan.
FridaysForFuture, GenerationenStiftung, KlimaDelegation, FossilFree, Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen und auch Fuer-unsere-Enkel.org wollen in einem #BündnisDerGenerationen, dass der Bund zur Vernunft kommt.
In einem gemeinsamen Offenen Brief an die Mitglieder des Deutschen Bundestages und an die Ministerinnen und Minister dieser Regierung fordern wir, dass Deutschland endlich aufhört, Zukunftszerstörung weiter zu finanzieren und sich denen anzuschließen, die #Divest längst vollzogen und realisiert haben.
Die weltweite #Divest-Bewegung wächst. Mehr als 5 Billionen Dollar sind bereits aus Kohle, Öl und Gas abgezogen und in Erneuerbare investiert. Wir wissen, dass es funktioniert.
Viele Kirchgemeinde,, kirchliche Banken, staatliche Versicherungsfonds, Versicherungsgesellschaften, sogar große institutionelle Investoren ziehen sich immer mehr aus Investments in Kohle, Öl und Gas zurück.
Es ist höchste Zeit, das auch die Rücklagen für Renten und Pensionen überprüft und „umgeschichtet“ werden: raus aus Kohle, Öl und Gas und angelegt in Erneuerbare Energien.

In einem ersten Anlauf hatte Fuer-unsere-Enkel.org mehr als 15.000 Unterschriften gesammelt, um das Anliegen von #divest in Deutschland zu unterstützen.
Der zuständige Finanz-Staatssekretär hatte auf die Petition mit einem sehr allgemeinen, aber ablehnenden Brief geantwortet. Unser Hinweis, das Land Berlin und andere hätten ja mittlerweile gezeigt, dass #Divestment funktioniere, wurde mit der Beobachtung abgebürstet, der Bund sei „größer als Berlin“, die Sache sei „nicht so einfach“. Mittlerweile gibt es eine Kommission, die die Bundesinvestitionen auf Nachhaltigkeit hin „begleitet“.
Aber entschieden wurde bislang gar nichts, die Sache geht weiter wie gehabt.
Also machen wir das Bündnis breiter.
Und lassen nicht locker.

Den Brief kann man ab sofort hier mitzeichnen. Und man kann die Sache natürlich weitersagen.

Gandhi und Extinction Rebellion (Aufstand gegen das Aussterben). Oder etwas über sehr große Schuhe


Man bezieht sich ausdrücklich auf Mahatma Gandhi und seinen gewaltlosen Widerstand gegen die britischen Kolonialherren. Gewaltlosigkeit soll oberstes Prinzip sein bei den nun beginnenden Aktionen von Extinction Rebellion, was in etwa „Aufstand gegen das Aussterben“ bedeutet. Die Bewegung findet heute (15. April 2019) in 33 Ländern der Welt ihren Anfang und hat in Großbritannien mit der Besetzung von Verkehrsinfrastruktur (Brücken) begonnen.
Die Menschen, die sich bei Extinction Rebellion verbinden, sind bereit, für den Schutz des Planeten ins Gefängnis zu gehen.

Damit also beginnt die Karwoche 2019: mit Demonstrationen einer Organisation, die einen „radikalen Klimaschutz“ einfordert. Man müsse „die Regeln brechen“, die sich ein Wirtschaftssystem gegeben hat, das die Welt zerstört.

Zunächst: der Vortrag, den Nick Holzberg über die Bewegung Extinction Rebellion gehalten hat, und den man sich hier anschauen kann, ist nach meinem Urteil sehr gut. Der Erste Teil bezieht sich auf die wissenschaftlich bekannten Fakten, referiert sie unter Angabe sehr guter Quellen umfänglich und endet mit dem Stichwort „Trauer„. Denn: es ist bereits „fünf nach zwölf“.
Der Zweite Teil (etwa ab Minute 52) befasst sich mit der Frage, was trotz des katastrophalen Befundes noch getan werden kann.

Dieser Aspekt hat mich besonders interessiert, deshalb habe ich mir heute die live-streams aus Oslo, Berlin und Kopenhagen angesehen, in denen zu sehen ist, wie die „Aktionen“ nun beginnen. Überall sieht man heute den „schwarzen Sarg“ getragen von den Menschen, deren Symbol die Sanduhr ist: die Zeit läuft ab.

Dann kamen Reden. Jedenfalls in Berlin. Die haben mich weniger überzeugt und ich fand: die Schuhe, die uns Mahatma Gandhi hinterlassen hat, sind doch ziemlich groß für das, was da heute zu sehen war. Schon die Sprache ließ mich an einer wirklichen Gewaltlosigkeit zweifeln. Gut, die Redner waren verschieden, Charaktere sind verschieden – aber überzeugend fand ich das (noch) nicht.

Es ist ein sehr großer Anspruch, bei Gandhi anzuknüpfen. Wer sich intensiv mit seinem Leben befasst hat, sieht: Gandhi hat vor allem seinen inneren Unfrieden bekämpft, damit er wirklich gewaltfrei sein konnte. Es ist vor allem dieser unbedingte Anspruch an sich selbst, der die Meßlatte so hoch hängt.
Gut, man hat Rudi Dutschke zitiert mit seinem Satz, glaubwürdige Gesellschaftskritik sei unabdingbar verknüpft mit Selbstkritik – in den Worten von Extinction Rebellion Berlin hieß das „wir alle sind Teil des Systems, das die Erde zerstört“ – aber, ob die unbedingte Arbeit an sich selbst wirklich Voraussetzung dafür ist, was man „auf den Straßen“ erreichen möchte, das war zumindest heute noch nicht wirklich zu erkennen.

Bei der Sprache beginnt es nämlich. Und wenn ich jemandem zuhöre, der alles andre als friedlich spricht, dann überzeugt mich das nicht, wenn er von Gewaltlosigkeit redet. Aber: jedem seine Chance.

Was wir in diesen Wochen und Monaten sehen: überall auf der Welt entstehen solche Gruppen und Netzwerke: FridaysForFuture, ParentsForFuture, Scientists4Future, GrandparentsForFuture, Fuer-unsere-Enkel.org (die gibts schon seit September 2017…..), 350.org und nun also auch Extinction Rebellion, deren Mitglieder allerdings mit der Bereitschaft gegebenenfalls auch ins Gefängnis zu gehen.

All diese Netzwerke, Gruppen und „Bewegungen“ stehen miteinander im Kontakt. 
Das wird nicht ohne Auswirkungen bleiben, wenn am 26. Mai 2019 ein neues Europäisches Parlament gewählt wird.  Diese Europwahl muss zur Klima-Wahl werden. Wir haben nur noch 10 Jahre, um das Ruder herumzureißen und die Hälfte dieser Zeit wird das nun zu wählende neue europäische Parlament maßgeblich mitbestimmen.  Meine Hoffnung ist: dass die zivilen Netzwerke bis Mitte Mai immer stärker werden. Wir arbeiten gemeinsam mit vielen Menschen in Europa weiter daran. Am 26. 5. wird dann gewählt.

Jetzt sind Eltern und Großeltern dran: Europawahl. FridaysForFuture, wir haben verstanden!


Europawahl ist Klima-Wahl

„Wir haben verstanden!“ Das muss und wird die Antwort der stimmberechtigten Eltern und Großeltern bei der Europawahl an die Kinder und Jugendlichen von #FridaysForFuture sein.

Am 24. Mai wird FridaysForFuture in ganz Europa nochmal massiv auf die Straßen gehen und klar machen, worum es geht. Und am 26. Mai wird gewählt.

Worum geht es?
Noch etwa 10 Jahre – dann muss der Ausstieg aus der Verbrennung Fossiler Energien unumkehrbar organisiert sein. So sagt es die Klimawissenschaft. Noch etwa 10 Jahre – also im Jahre 2030 muss der Ausstiegsprozess unumkehrbar sein.

Das jetzt zu wählende Europäische Parlament wird die Hälfte dieser entscheidenden Zeit politisch wesentlich mitbestimmen – deshalb kommt es sehr darauf an, wer ins Parlament gewählt wird.

Die Kohle-Parteien haben offenbar mitbekommen, dass sich der Wind gerade mächtig gedreht hat. Sogar der sächsische Ministerpräsident Kretschmer (CDU), findet die Streiks der Schüler richtig, sie seien ein „jugendlicher Ausdruck“ dessen, was die Jugendlichen wollen. Noch unglaubwürdiger kann man allerdings kaum sein, war doch Kretschmer einer der Ministerpräsidenten, die für einen möglichst langen Gebrauch der Braunkohle bis in die vierziger Jahre eingetreten ist.

Die jungen Leute schert das glücklicherweise nicht. Sie tun, was sie tun können: sie mobilisieren Öffentlichkeit. Sie tun das weltweit. Sie machen das auf eine bemerkenswert professionelle Weise nur ausgerüstet mit ihren Laptops und Smartphones.

Nun aber muss die Antwort der Eltern und Großeltern kommen.
Und diese Antwort muss eine politische sein.

Am 26. Mai wählt Europa ein neues Parlament.
Diese Wahl muss und wird zur Klima-Wahl werden. Jeder kann sich daran beteiligen. Sprechen Sie in der Familie darüber, reden Sie mit den Nachbarn, nutzen Sie Ihre Netzwerke,nehmen Sie Ihren guten alten E-Mail-Verteiler zu Hilfe. Es geht nicht um uns. Es geht um unsere Kinder und Enkel. Deshalb engagieren sich große Netzwerke wie Europäische Energiewende und Fuer-unsere-Enkel.org gemeinsam mit anderen für diese so besondere Europa-Wahl.

Und Sie? Nun sind Sie dran!

Gehen Sie zur Europa-Wahl am 26. Mai 2019 und geben Sie Ihre Stimme Kandidatinnen und Kandidaten, die wirklich authentisch und überzeugend für einen wirksamen Klimaschutz auf europäischer Ebene eintreten.

Die Europawahl im Mai entscheidet, ob wirksamer Klimaschutz noch gelingt


Notwendige CO2-Reduktion, um das 1,5 Grad Ziel zu erreichen. Grafik: Rahmstorf

„Wir werden die Europawahl zu einer Abstimmung über Klimaschutz machen“ sagen die jungen Leute von #FridaysForFuture. Und wir vom Netzwerk Fuer-unsere-Enkel.org werden sie dabei unterstützen.
Denn die Zeit wird sehr knapp. Noch knapp zehn Jahre stehen zur Verfügung, um die CO2-Emissionen drastisch zu senken, dann ist das Budget, zu dem sich Deutschland im Paris-Vertrag verpflichtet hat, aufgebraucht. Professor Stefan Rahmstorf hat schon Ende 2018 in einer anschaulichen Grafik aufgezeigt, um was es geht (vgl. Bild oben). Hätte die Regierung im Jahre 2000 begonnen, CO2 wirksam zu reduzieren, hätte ein Minus von 4% pro Jahr ausgereicht. Mittlerweile müsste Deutschland 18% jährlich CO2 reduzieren und die Kurve wird immer steiler, je länger man zuwartet und nicht handelt. „Das Handlungsfenster schließt sich“ warnt UN-Generalsekretär Antonio Guterres unermüdlich. Zur im September stattfindenden UN-Sonderkonferenz zum Klimawandel sollten die Regierenden „nicht Reden, sondern Pläne mitbringen“, hat er kürzlich öffentlich gemahnt.

Im Mai wird gewählt. Das dann neu zusammengesetzte Europäische Parlament wird die europäische Energie- und Klimaschutzpolitik in den Jahren 2019 bis 2023 mitbestimmen. Das ist beinahe die Hälfte der Zeit, die für engagierten Klimaschutz noch bleibt. 

Deshalb ist diese Europa-Wahl so besonders.
Und deshalb muss es gelingen, diese Wahl zur Abstimmung über den Klimawandel zu machen.

FridaysForFuture hat kürzlich konkrete Forderungen an die Politik veröffentlicht. Diese Forderungen sind im sehr engen Dialog mit der Fachwissenschaft entstanden, sie sind keineswegs „blauäugig“, sondern realistisch erreichbar, wenn man die politische Kraft dafür aufbringt. Deshalb ist es sehr sinnvoll, bei dieser besonderen Wahl die Parteien daraufhin zu befragen, was sie im Europäischen Parlament konkret zu tun gedenken, um die Ziele des Paris-Vertrages zu erreichen. Man kann die Wahlprogramme dazu nachlesen, man soll aber auch die Kandidaten direkt befragen.
Wer nicht wirklich überzeugend für engagierten Klimaschutz auf europäischer Ebene eintritt, ist nicht wählbar.

Bei dieser Wahlentscheidung geht es nicht um die jetzt Älteren, sondern es geht um die Kinder und Jugendlichen, die sehr zu Recht gemeinsam mit über 30.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von der Politik einfordern:
Handelt endlich!

Heute (10.4.2019) findet die erste Sitzung des „Klimakabinetts“ statt. Bundeskanzlerin Merkel wird die Sitzung selber leiten. Sie hat in den zurückliegenden Tagen zum wiederholten Male die jungen Leute auf den Straßen ermutigt und geäußert, sie fände es „gut, daß ihr uns so einen Druck macht“. Wir werden nun sehen, ob das nur freundliche Worte waren, oder ob nun Taten folgen.
Es ist ihre letzte Legislatur. Sie hat mit dem Klimakabinett die Chance, nun endlich Führungsstärke zu beweisen. Sie muss sich durchsetzen vor allem gegen Industrieinteressen im Verkehrssektor, sie muss auch nicht berechtigte Ansprüche aus der Kohleindustrie zurückweisen. Sie muss die Rechte (!) der jungen Generation als Maßstab ihres Handelns anerkennen.  Gelingt das nicht, dann wird diese Regierung mit allem Fug und Recht bei der nächsten Wahl abgewählt.