Wer das „richtige Bekenntnis“ nicht hat, verliert den Job. Oder: ein Kapitel über die Kunst in Zeiten des Krieges.

Wer das „richtige Bekenntnis“ nicht hat, verliert den Job. Oder: ein Kapitel über die Kunst in Zeiten des Krieges.

„Die Nationale Volksarme ist eine Armee des Friedens. Wer Soldat der NVA wird, dient damit dem Frieden. Wenn Sie diesen Dienst nicht ausüben wollen, wie Sie erklärt haben, dann stellen Sie sich gegen die Macht des Friedens, dessen Ausdruck die Bruderarmeen des Warschauer Paktes sind. Wenn Sie den Dienst in der NVA nicht ausüben wollen, wie Sie erklärt haben, dann stärken Sie die aggressiven Armeen der NATO. Sie werden verstehen, daß wir Sie dafür nicht auch noch belohnen können. Eine Zulassung zum Abitur oder gar Universitätsstudium kommt nicht in Frage.“

So ging die Logik. Viele tausende junger Männer und deren Familien waren davon betroffen und haben sich dennoch nicht einschüchtern lassen.
Als man uns weismachen wollte, der „Friede muss bewaffnet“ sein, und es gälte „gegen NATO-Waffen Frieden (zu) schaffen“. Da haben wir gesagt, ein paar wenige waren wir ja noch: „ihr irrt. Man kann Blut nicht mit Blut abwaschen.“
Später, da war die Mauer schon gefallen, da fand sich in der Stasi-Akte der Hinweis: sie hatten uns auf ihrer „Liste“. Gemeint war eine „Abschußliste“. Die Zahl derer, die man wegen ihrer Gesinnung zum Krieg „abgeschossen“, also aus dem Beruf heraus und in den Westen hinein gedrängt hatte, geht in die Millionen. Auch weiß man in den Chroniken vom „Roten Ochsen“ oder vom „Gelben Elend“ oder in Hohenschönhausen von den Schicksalen derer zu berichten, die „nicht die richtige Gesinnung“ hatten und sich zum Beispiel der Logik der Aufrüstung widersetzten, weil sie sie für grundfalsch hielten.

Wer jedoch das „richtige Bekenntnis“ ablegte, bekam den Job.
Ähnliches spielte sich in den Forschungsabteilungen der großen Betriebe ab. Bei Carl Zeiss in Jena beispielsweise: wer nicht Genosse wurde und damit „das richtige Bekenntnis“ ablegte, kam nicht weiter. In der Forschung schon gar nicht. Und wer nicht „zur Demonstration“ war, der bekam auch Probleme.

Auch wurde sehr genau registriert, ob jemand zur Wahl ging, denn die Teilnahme an der Wahl war „ein Bekenntnis zum Frieden“. Wer das „richtige Bekenntnis“ ablegte, kam beruflich weiter. Wer dieses Bekenntnis nicht ablegte – nun ja, man hatte ja die Wahl, die „richtige Entscheidung“ selber zu treffen.

Ich gehörte mit ein paar Hundert anderen immer zu denen, die die verlangte „richtige Entscheidung“ nicht trafen. Ich war nicht in den Pionieren, nicht in der FDJ, ich ging nicht ins Wehrlager, ich beteiligte mich nicht an Wahlen (die keine waren), ich ging nicht zur Armee. Deshalb gabs kein staatliches Abitur und deshalb gabs auch kein freies Studium. Das war der Preis, der in der Diktatur zu zahlen war. Wir haben ihn gezahlt.
Nun aber kommt, angesichts des Ukraine-Krieges, diese Gesinnungsschnüffelei zurück und dagegen muss ich sprechen, weil ich sie wie viele andere auch, am eigenen Leibe erfahren habe. Das darf nicht wieder so werden, wie es in der Diktatur war: nur derjenige bekommt oder behält den Job, der die „richtige Gesinnung“ hat. Das hatten wir schon mal, auch schon vor 1949. Und das darf es niemals wieder geben.

Nun lesen meine alten Augen, der Münchner Oberbürgermeister Reiter (SPD) habe den russischen Chefdirigenten der Philharmoniker gefeuert, weil der dem Ultimatum (!) des Oberbürgermeisters nicht gefolgt sei und sich rechtzeitig (das ist der Sinn eines Ultimatums) von Herrn Putin und seiner Politik öffentlich distanziert habe. Der Russe hat auf dieses Ultimatum nicht mal geantwortet, was ich sehr gut verstehen kann. Wer ist denn dieser Herr Reiter, daß er einem vorschreiben wolle, wie man zu denken habe?

Meine alten Augen lesen ausserdem, man hätte Engagements mit Anna Netrebko aus ähnlichem Grunde gekündigt, sie sei „nicht klar genug von Putin und seiner Politik distanziert“. Auch hier wieder gibt es welche, die offenbar sehr genau zu wissen scheinen, was „die richtige Auffassung“ ist und was eben die falsche. Und, wenn man eine „falsche Auffassung“ hat, nun ja, dann kann man den Job halt nicht haben, man hat ja schließlich die Wahl und kann „das geforderte Bekenntnis“ ablegen.

Gestern musste ich lesen, daß man nun auch die Forderung erhoben habe, russischen Wissenschaftlern die internationalen Forschungsgelder zu entziehen, wenn sie sich nicht klar von Putin und seiner Politik distanzieren.

Im Börsenblatt steht darüber hinaus nun sogar zu lesen, man fordere nun angesichts des Krieges „ein Totalboykott russischer Bücher.“
Man ist ja schon dankbar, daß noch keiner die Verbrennung russischer Bücher verlangt hat. Wenn das so weitergeht, wird irgendein völlig Verwirrter diese Forderung wohl auch noch erheben.

Was macht dieser Krieg mit unserem Land? Drehen wir jetzt auch völlig durch? Diese Gesinnungsschnüffelei muss aufhören! Und, daß jemand seinen Job verliert, weil er Russe ist und „sich nicht klar genug von Putin getrennt hat“, das muss ebenfalls aufhören. Am besten sofort.

Zeitenwende.

Zeitenwende.

Diesen Text schreibe ich, um mir selbst Rechenschaft abzulegen, falls mich eines der Enkelkinder irgendwann fragt, wie ich mich denn verhalten habe in jenen Tagen im Februar 2022, als der Kanzler der Bundesrepublik begann, von einer „Zeitenwende“ zu sprechen und Aufrüstung meinte. Ich will mit diesem Text niemanden zu irgendetwas überzeugen, will niemanden agitieren oder zu irgendeiner Ansicht verhelfen, ich will mir selbst gegenüber aufschreiben, wie das für mich war, als da nun von jener „Zeitenwende“ die Rede war, die im Kern Aufrüstung meinte.

Eine „Wende“ hab ich ja schon erlebt, viele andere auch. Jenes Wort von Egon Krenz, das dann gleichsam zum Stempel für den Zusammenbruch des Landes wurde, in dem ich aufgewachsen bin. Mit „Wende“ wurde und wird der Zusammenbruch der DDR bezeichnet und der anschließende Beitritt des Restes von jenem Land zu einem Land, in das ich nie wollte, weshalb ich auch nie einen Ausreiseantrag gestellt hatte, obwohl die olle DDR mit die Staatssicherheit auf den Hals gehetzt hatte. Aber das ist eine andere Geschichte, die nun auch schon wieder über dreißig Jahre zurückliegt.

Lange Jahre der Auseinandersetzung mit der Diktatur lagen hinter mir und meinen Freunden, wir hatten Jahre hinter uns, in denen man uns einreden wollte, der Friede müsse bewaffnet sein. Oder man müsse „Gegen NATO-Waffen Frieden schaffen!“ Wir standen schon damals auf der anderen Seite: wir argumentierten angesichts der Hochrüstung mitten in Deutschland – im Osten standen die russischen SS 20-Raketen, im Westen die Pershings – eine Logik des Krieges führe zur Auslöschung unserer Zivilisation und vorher zur Vernichtung wichtigster Ressourcen, die wir dringend für Aufgaben des Lebenserhaltes benötigen. Aufrüstung: immer mehr Waffen, immer mehr Raketen, immer mehr Panzer. Das ist die Logik des Krieges, die Logik der Abschreckung. Das war schon damals mitten im Kalten Krieg nicht unsere Position.
Wir setzten dem gemeinsam mit vielen anderen in Ost und West eine Logik des Friedens entgegen, die wesentlich von den großen Pazifisten des vorigen Jahrhunderts geprägt war, in meinem eigenen Fall besonders von Tolstoi, Gandhi, M.L. King, Zweig, Rolland und anderen. Die Dokumente dazu findet man in den Protokollen der Synoden des Bundes der Evangelischen Kirche z.B. unter dem Stichwort „Bekennen in der Friedensfrage.“ Wir fanden den außenpolitischen Kurs von Brandt und Bahr sehr richtig, angesichts eines immer kälter werdenden Kalten Krieges, gerade angesichts einer solchen Situation! – dem „Feind“ die Hand zu reichen und mit konkreten Verhandlungen über gemeinsame Interessen zu beginnen.
Nicht das Unterscheidende sollte betont, sondern das Gemeinsame gefunden werden.
Und etwas Entscheidendes konnte im Atomzeitalter als Gemeinsames sofort identifiziert werden: das Interesse nämlich, überhaupt am Leben zu bleiben. Das aber bedeutete Atomwaffenverzicht und Abrüstungsverhandlungen.

All das ist lange und ein paar Kriege her.
Wir haben inzwischen den Irak-Krieg I gesehen, der ohne UN-Mandat begann, völkerrechtswidrig also; wir haben den Irak-Krieg II gesehen; wir haben den über dreißigjährigen Afghanistan-Krieg gesehen, die Bombardierung des Balkan durch Kampfjets auch aus Deutschland – ohne UN-Mandat.
An Kriegen hat es nicht gemangelt. Zuletzt lauteten die Stichworte: Krieg in Syrien, Besetzung der Krim, Bürgerkrieg in Mali (und Einsatz u.a. der Bundeswehr) und nun Putins Krieg gegen die Ukraine, die kein Mitglied der EU und auch kein Mitglied der NATO ist.

Seit gestern nun bestimmt ein neues Wort die politische Debatte in Deutschland: Kanzler Scholz hat es eingeführt. Er sprach davon, wir würden jetzt eine „Zeitenwende“ erleben. Nun gälten die alten Vorstellungen von der Abrüstung nicht mehr, nun müsse man „lange Versäumtes“ nachholen und die Bundeswehr aufrüsten. Viele stimmten ihm zu, der Finanzminister von der FDP, der das „Sonderprogramm“ von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr zu finanzieren hat, sprach gar davon, er wolle „eine der schlagkräftigsten Armeen in Europa“ aufbauen und sei daher bereit, diese 100 Milliarden neue Schulden aufzunehmen. Zusätzlich, so teilte der Kanzler mit, werde Deutschland „mehr als die von der NATO geforderten 2%“ des BIP jährlich für die Bundeswehr zur Verfügung stellen.

Als heute die Börsen öffneten, gingen die Aktienkurse maßgeblicher Rüstungskonzerne in Deutschland geradezu durch die Decke: plus 15%, plus 9%, plus 40% – solche Zahlen sind nun zu lesen. Dieses Aufrüstungsprogramm ist gewaltig. Bezahlt wird mit neuen Schulden. Und die Geschäftemacher der Welt verhalten sich nun wieder so, wie sie sich eigentlich immer verhalten haben: „Kaufe, wenn die Kanonen grollen.“

Was ich hier für mich notieren will: in meiner Wahrnehmung erleben wir tatsächlich eine „Zeitenwende“. Allerdings höre ich das Wort in keiner Weise positiv. Ich höre: Deutschland lässt sich nun von einem russischen Präsidenten diktieren, wie es zu reagieren hat. Deutschland lässt sich in eine Aufrüstungsspirale hineinzwingen, die wir für überwunden geglaubt hatten.
Nun haben die Falken wieder mal Oberwasser. Jene, die für Abrüstung statt Aufrüstung sprechen, gelten – wieder einmal – als unpolitisch, blauäugig, naiv. Sie hätten „keine Ahnung“, außerdem handele es sich bei Menschen, die für Ab- statt Aufrüstung sprechen um „Putinfreunde“, oder, schlimmer noch, um „Putinversteher“, jenen Leuten also, die eigentlich ebensolche Ganoven seien wie der russische Präsident.
Es wird auch schon wieder religiös in der Sprache. Es ginge beim „Kampf gegen Putin“ im Kern um einen „Kampf gegen das Böse“, so lesen meine alten Augen. Ich erlebe das als Rückfall.
Es ist ein tiefer Rückfall in tiefste Zeiten des Kalten Krieges. „Zeitenwende“ klingt in meinen Ohren nach „Rückschritt“, nach „Rückfall“, nach einem politischen Kalkül, das ich und nicht nur ich für überwunden gehalten hatte.

„Was hast Du denn getan in jenen Tagen?“ werden mich die Enkel vielleicht fragen, falls sie das überhaupt interessiert.
„Ich habe der Logik der Aufrüstung widersprochen“ werde ich antworten, „so, wie ich es mein Lebtag lang getan habe. Ich war der festen Überzeugung, daß mehr Waffen in der Ukraine die russische Armee nicht aufhalten werden. Nun, nach dieser Entscheidung der Bundesregierung, stehen überall auf der Welt Tor und Tür sperrangelweit offen, auch dorthin Waffen zu liefern. Jene „Zeitenwende“, von der nun die Rede ist, ist nichts anderes als ein gewaltiges Aufrüstungsprogramm.“
„Und? Hat es was genützt?“
„Eher nicht. Es war wohl eher „in den Wind gesprochen“, wie Johannes Bobrowski einmal gemeint hat. Die Zeiten waren nicht so. Die Mehrheit rief in jenem Frühjahr 2022 nach immer mehr Waffen. Es gab langen Beifall im Parlament, als der Kanzler von jener „Zeitenwende“ sprach und es gab langen Beifall, als er von 100 Milliarden zusätzlich für die Bundeswehr sprach und es gab langen Beifall, als er von den „mehr als 2%“ für die NATO sprach. Man müsse dem „Feind“ (es war tatsächlich auch offiziell wieder vom Feind! die Rede!) endlich „unmissverständlich“ „klarmachen“, „wo die Grenze sei“, so war zu hören.
Es waren nicht die Zeiten, in denen man noch die Stimmen hören wollte, die für Abrüstung sprachen, man war – der Einfachheit halber -, der Ansicht, solche Stimmen kämen ja ohnehin nur noch von ein paar völlig Unverbesserlichen der LINKEN oder gar von der AfD. Damit hatte man ein Schubfach und fertig war die Laube.
Nein, die Mehrheit im Parlament war nun woanders.
Man hielt den bisherigen Weg Deutschlands, keine Waffen in Krisengebiete zu schicken, ab sofort für falsch. Weshalb nun auch Deutschland endlich endlich Waffen schicken sollte. Die Mehrheit wollte nichts hören von Abrüstung. Sie wollte Aufrüstung, Aufrüstung, Aufrüstung.
Deutschland ist vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis heute einen langen Weg gegangen.
Von jenem im Jahre 1945 zu hörenden „nie wieder soll jemals ein Deutscher eine Waffe in die Hand nehmen“ zu jenem 100 Milliarden-Sonderprogramm für die Bundeswehr unserer Tage lagen beinahe genau 80 Jahre. 2025 wäre Jubiläum.“

Ich notiere diesen Text für mich. Um mir Rechenschaft zu geben, wo ich gestanden habe in jenen Februartagen 2022, die wir gerade erleben. Damit ich Auskunft geben kann.

Mein Opa war dabei. Eine Buchbesprechung

Mein Opa war dabei. Eine Buchbesprechung

„Es war die Aufgabe unserer Eltern, den Schutt der zerschossenen Häuser, Straßen und Plätze wegzuräumen. Die Aufgabe der Generation der Kriegsenkel besteht wohl darin, den seelischen Schutt wegzuräumen, den die Generation der Großväter und -mütter hinterlassen hat.“
So etwa ließe sich beschreiben, um was es auch in dem von Bernd D. Behnk im OmniPress Stuttgart 2021 vorgelegten Band „Mein Opa war dabei“ geht.
Bernd D. Behnk, Jahrgang 1951, spürt schon lange Jahre, „daß da etwas nicht stimmt“ in seiner Familie, er hat allerdings keine konkreten Anhaltspunkte. Erst im Jahre 2009 beginnt er, genauer nachzufragen, was denn der „liebe Opa“ genau „im Osten“ gemacht hat.
Und er stößt auf Abwehr, eisiges Schweigen, Familienzerwürfnisse, Tabus. Sogar auf ein Schließfach in einem Tresor einer Bank stößt er, in dem Dokumente aus jenen Jahren verborgen sind, zu denen aber nicht jeder in Familie Zugang hat. Tabu. „Darüber reden wir nicht“.

Behnk hat ein umfangreiche Arbeit von 370 Seiten über seinen Großvater – „und damit auch über mich selbst“ vorgelegt. Mühsam recherchiert, umfänglich zusammengetragen, farbig illustriert, mit einem Anhang versehen.

Behnks Arbeit gehört in die Reihe jener literarischen Produktionen der Enkelgeneration, die nun glücklicherweise zunehmend erscheinen. Es ist die Generation derer, die „hartnäckig nachfragen“ und sich nicht mehr beschwichtigen lassen. Deshalb ist auch diese Arbeit wichtig. Er beschreibt die Hilflosigkeit der Eltern-Generation, mit dem Holocaust gegenüber den Kindern umzugehen – die wurden Anfang der sechziger Jahre „vor den Fernseher gesetzt“, um entsprechende Filme anzuschauen – allerdings, ohne daß danach das eigentlich wichtige Gespräch stattgefunden hätte.
Behnk erzählt aber auch von den hochemotionalen Streitigkeiten unter den Kindern vom „lieben Opa“ nach dessen Beerdigung – von dem Moment an nämlich, als einer aus der Familie beim Beerdigungskaffee bemerkte, der Pfarrer habe ja „nur von den guten Seiten“ des Opas gesprochen, „von den anderen leider nicht“. Eisiges Schweigen war die Folge. Das Tabu war berührt.

Nun beginnt die eigentliche Recherche-Reise. Und sie führt vom „lieben Opa“ bis zu jenem Polizisten, der an „Sonderaktionen“ und „Sonderkommandos im Osten“ direkt beteiligt war.
Mir gefällt an dem Buch von Bernd D. Behnk, daß er den Leser mitnimmt von den ersten Fragen, über die genaueren Nachfragen bis hin zu den hartnäckigen Recherchen bis zu jenem Tag, als sich dann das Buchmanuskript allmählich dem Ende nähert. Das Buch ist ein sehr anschauliches Beispiel für die Mühsal, aber eben auch die Notwendigkeit, in der eigenen Familie sehr genau nachzufragen und sich nicht abspeisen zu lassen mit diesen ewig wiederholten Redewendungen, alle hätten „ihre Pflicht“ tun müssen, sonst „wären sie selbst erschossen worden“ etc. pp.
Man nimmt Anteil an dem mühsamen Geschäft des Enkels, der nicht lockerlässt, und der sich nun durchkämpfen muss durch Erzähltes, in der Familie Dokumentiertes – der dann aber auch, zur Überprüfung des Gehörten, in die professionellen Archive muss: ins Bundesarchiv nach Berlin, ins Document Center und in andere Archive, die wichtige Quellen bereithalten. Selbstverständlich merkt man als einer der nachfragt schnell, daß man auch ergänzende Literatur benötigt, Gesamtdarstellungen von Historikern und vieles andere mehr.

Das Buch ist umfänglich, vielleicht kann man bei einer weiteren Auflage noch an der einen oder anderen Stelle ein wenig straffen.
Ich möchte das Buch vor allem all jenen empfehlen, die – wie Bernd D. Behnk am Anfang ja auch – „das Gefühl haben, daß in der Familie etwas nicht stimmt“ und deshalb damit beginnen, hartnäckig nachzufragen. Ich stimme mit Behnk überein: wir sind diese nicht selten auch seelisch anstrengende Arbeit den Opfern schuldig.

Bernd D. Behnk. Mein Opa war dabei. Eine biographische Erzählung über die Metamorphose eines ostpreußischen Landwirts in einen Akteur beim Holocaust und dessen erneute Wandlung zum rechtschaffenen Bundesbürger und herzensguten Großvater.
OmniPress Stuttgart 2021 ISBN 978-3-9823531-9-7

Zeit der Abschiedsreden. Von 379 ppm zu 421 ppm.

Zeit der Abschiedsreden. Von 379 ppm zu 421 ppm.

16 Jahre Angela Merkel neigen sich. Heute (24.6.2021) hat sie im Bundestag ihre vermutlich letzte Regierungserklärung abgegeben (morgen beginnt der Europäische Rat). Gestern hat sie vermutlich zum letzten Mal als Kanzlerin in der Regierungsbefragung Rede und Antwort gestanden.
Angela Merkel ist derzeit die dienstälteste Kanzlerin Europas. Vier Regierungen hat sie geführt; aus ihrer ersten Kanzlerschaft kenne ich sie noch, damals war ich Parlamentarischer Staatssekretär.
Gestern hat sie in der Befragung zu ihrer klimapolitischen Bilanz zu Protokoll gegeben:

„Wenn ich mir die Situation anschaue, kann kein Mensch sagen, wir haben genug getan.“ Dann hat sie noch hinzugefügt: „Die Zeit drängt wahnsinnig. Ich kann die jungen Leute in ihrer Ungeduld verstehen.“

Das ist einerseits sehr ehrlich. Andererseits so etwas wie eine klimapolitische Bankrotterklärung.
2005 hatte die Welt eine CO2-Konzentration von 379,2 ppm CO2
2021 waren es am 8. April katastrophale 421 ppm.
Trotz aller Konferenzen, Papiere, Erklärungen, Expertenanhörungen und Gipfel – der CO2-Wert ist stark gestiegen, Methan und Lachgas sind noch gar nicht eingerechnet.
Daran ist nicht die Kanzlerin schuld, aber sie hat einen nicht geringen Anteil daran, denn sie hat als Chefin der stärksten Volkswirtschaft Europas einen nicht geringen Einfluss darauf, was Europa in Fragen des Klimaschutzes unternimmt.

„Es war zu wenig“ hat sie bilanziert. Das ist ehrlich und diese Ehrlichkeit ehrt sie.
Aber es zeigt uns eben auch sehr ernüchternd, wie wenig Politik – selbst bei gutem Willen – zu leisten in der Lage ist angesichts der tagesaktuellen Katstrophen, Epidemien, Währungskrisen und Wirtschaftskonflikte.
Diese Einsicht nun macht unsere Lage in Klimafragen auch nicht wirklich besser.

Eines wird deutlich, wenn man auf diese Kanzlerschaft zurückblickt: man kann Kanzlerschaften in Gipfeln oder Konferenzen oder Regierungsjahren messen – oder aber in ppm CO2.
Wir müssen Letzteres tun, dann wird schlagartig klar, in welcher schwierigen Lage wir sind.
Klar wird zudem: wir dürfen die Überlebensfrage Klimawandel nicht der Politik allein überlassen.
Zu welchen Ergebnissen man da kommt, können wir ja an den Messwerten in Mauna Loa ablesen: innerhalb von 16 Jahren von 379,1 ppm auf 421 ppm. Mit solchen Messwerten lässt sich schwer diskutieren.

Frau Merkel tritt nun ab.
Neue rücken nach.
Nochmal 16 Jahre klimapolitisches Versagen haben wir nicht.
Beim Weltklimagipfel 2018 in Kattowice hat uns die Wissenschaft ins Stammbuch geschrieben: wir haben noch zehn Jahre, um das Ruder herumzureißen und auf einen Pfad der CO2-Senkung (2050 müssen die Emissionen auf NULL sein) zu kommen.
Davon sind vier Jahre verstrichen, die Emissionen sind gestiegen. Es bleiben noch etwa sechs Jahre, wie das Mercator-Institut in Potsdam auf seiner CO2-Budget-Uhr eindrücklich nachweist, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das gelingt, liegt aber nur noch bei deutlich unter 10 Prozent und nimmt täglich weiter ab.

Entweder es gelingt in den kommenden sechs Jahren, also innerhalb der nun bald beginnenden nächsten Legislatur – oder aber die Welt steuert auf Prozesse zu, die weder politisch noch ökonomisch mehr beherrschbar sein werden.

Haben Sie ein Telefon? Gut, damit lässt sich arbeiten

Haben Sie ein Telefon? Gut, damit lässt sich arbeiten

Die Tagespolitik ist mit Corona beschäftigt. Ich bin in freiwilliger Quarantäne, habe also Gelegenheit mich um das große Thema Klimaschutz zu kümmern und zu überlegen, was ich beitragen kann, damit die zahlreichen Wahlen, die in diesem Jahr auf uns zukommen, Fortschritte im Klimaschutz bringen.
Klar ist: wir brauchen angesichts der Lage deutlich mehr Abgeordnete in den Parlamenten, die sich wirklich engagiert für Klimaschutz einsetzen. Denn die täglich veröffentlichten Messwerte und Befunde verheißen nichts Gutes. Solche Abgeordnete gibt es in allen Parteien, außer der AfD, denn die hat sich klar gegen Klimaschutz ausgesprochen.

Was also kann jetzt im Januar getan werden?
Man kann sich 1. zunächst einen Überblick verschaffen, zu welchem Bundestagswahlkreis mein Wohnort gehört. Dann kann man sich 2. – online natürlich – bei den jeweiligen Parteien erkundigen, wer inzwischen nominierter Wahlkreiskandidat (-in) ist und sich eine kleine private Liste mit den Telefonnummern, Mail Adressen etc. anlegen 3. Kontakt zu den KanditatInnen aufnehmen (per Telefon oder mail oder Post oder wie auch immer). 4. sind die Kandidaten zu befragen. Diese Fragen können sorgfältig, vielleicht sogar in einer kleinen privaten Wählerinitiative vorbereitet werden. Unser Netzwerk Fuer-unsere-Enkel.org hat sich bei allen zurückliegenden Wahlen auch als solche Wählerinitiative verstanden, die ihren Beitrag dazu geleistet hat, dass das Thema Klimaschutz immer weiter auf der Prioritätenliste nach oben gerückt ist. Da unser Netzwerk europäisch (vor allem Deutschland, Österreich, Schweiz) arbeitet, haben wir, je nach Wahltermin, verschiedene Schwerpunktzeiten. Diesmal nun ist vor allem Wahlzeit in Deutschland, die Termine sind bekannt.

Die „neuen Medien“ geben uns bei der Vorbereitung der Wahlen gute neue Möglichkeiten an die Hand. Vorstellbar sind zum Beispiel online-Kandidaten-Befragungen durch eine private Wählerinitiative, die man anschließend in den jeweiligen Netzwerken verbreiten und so für mehr Klarheit sorgen kann. Oft wird ja geklagt, man kenne die Kandidaten gar nicht – dem kann man ja abhelfen. Die Bundestagswahl ist im September. Wir haben also genügend Zeit, uns vorzubereiten.

Eins noch: die mittlerweile (seit 2017) https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.bundestagswahl-senioren-erstmals-groesste-waehlergruppe.7fa8b7a7-d281-490c-82f2-d53ca5415c87.html wichtigste Wählergruppe ist die der Gruppe der ab 55-Jährigen. Sie ist wahlentscheidend.
Wenn diese Gruppe für ihre Kinder und Enkel wählt und diejenigen unterstützt, die sich wirklich glaubwürdig für engagierten Klimaschutz einsetzen – dann ist die Wahl gelaufen.

Es ist an der Zeit, dass die Eltern und Großeltern für ihre Kinder und Enkel entscheiden.

„…die waren nicht mehr da“. Die russischen Kriegsgefangenen in Born a. Darß und was aus ihnen geworden ist

„…die waren nicht mehr da“. Die russischen Kriegsgefangenen in Born a. Darß und was aus ihnen geworden ist

„Was ist eigentlich bei Kriegsende aus den über hundert russischen Kriegsgefangenen geworden, die im „Borner Hof“ untergebracht waren?“ Oft habe ich diese Frage gestellt bei meinen Interviews in Born a. Darß. Niemand konnte es mir beantworten. Man weiß zwar, wann „die Russen“ im April 1945 auf dem Darß ankamen – damit ist die Rote Armee gemeint. Aber man weiß nicht, was aus den „Russen im Borner Hof“ geworden ist. „Die waren dann nicht mehr da“ heißt es lapidar.

Es gibt eine letzte Spur: jene Liste von 35 sowjetischen Kriegsgefangenen, die noch im April 1945 von Born nach Barth ins KZ-Außenlager „überstellt“ wurden. (Quelle: Arolsen Archives).

Man weiß auch, dass es einen Todesmarsch gegeben hat vom KZ Barth ausgehend, der bis etwa Ribnitz-Damgarten geführt hat, da werden einige der Borner Häftlinge, die man nach Barth überstellt hatte, dabei gewesen sein.

Was aber aus den etwa 70 in Born verbliebenen Häftlingen geworden ist – die Spuren verlieren sich bislang im Nebel der vergangenen Jahrzehnte.

Wir wissen mittlerweile allerdings, dass beinahe alle sowjetischen Kriegsgefangenen von der sowjetischen Militäradministration in sogenannten „Prüf- und Filtrationslagern“ interniert und überprüft wurden. Zuständig war der NKWD, der sowjetische Geheimdienst. Der zentrale Vorwurf an die in Deutschland internierten Kriegsgefangenen lautete: „Ihr seid in Wahrheit Kollaborateure, denn ihr habt für die Deutschen gearbeitet.“ Stalin hatte in einem seiner berüchtigten Befehle angeordnet: „Es gibt keine russischen Gefangenen“. Jeder Soldat habe „bis zum letzten Blutstropfen“ zu kämpfen, und solle sich mit der letzten Patrone lieber selbst das Leben nehmen, als in deutsche Kriegsgefangenschaft zu gehen.

Deshalb wurden die Rückkehrer strengstens kontrolliert, ausgefragt und – in vielen tausenden Fällen – erneut verurteilt.

Ich habe heute in Moskau beim Deutschen Historischen Institut bei Dr. Stratievski angefragt, wie man eventuell herausfinden könnte, in welchem dieser Lager die Häftlinge aus Born überprüft worden sein könnten. Vielleicht kennt er eine Spur, ich bin auf seine Antwort gespannt.

Dr. Stratievski kommt im hier eingefügten Dokumentationsfilm von arte zu Wort, in dem es um die sowjetischen Kriegsgefangenen geht, die keineswegs am Ende des Krieges als „Befreite“ nach Hause gehen konnten:

Irrtümer. Die Bundestagswahlen des Jahres 1990. Notizen aus meinem Diensttagebuch.


Es ist an der Zeit, die alten Notizen wieder zur Hand zu nehmen und zu kommentieren, sonst werden sie immer schwerer verständlich und die Nachgeborenen können nicht mehr recht verstehen, was da notiert wurde. Deshalb nehme ich meine alten Dienst-Tagebücher nun wieder zur Hand, sehe sie durch und veröffentliche die eine oder andere Notiz, weil sie historisch interessant sein könnte. Ich war im Jahre 1990 Geschäftsführer des „Vereins für Politische Bildung & Soziale Demokratie e.V.“, der Vorläuferorganisation für die Friedrich-Ebert-Stiftung im Gebiet der ehemaligen DDR. Meine Diensttagebücher der Jahre 1990 bis 1995 sind komplett und vollständig und jetzt eine gute Grundlage für eine präzise Erinnerung.

img_20200331_141321

Dieses Foto zeigt meine Notizen während einer Veranstaltung in der heutigen Gewerkschaftsschule Bernau am 19. 7. 1990. Es ging darum, für die SPD den Bundestagswahlkampf zu planen. Versammelt waren Vertreter der Bundes-SPD und vor allem die Geschäftsführer der ostdeutschen SPD-Bezirke (die damals noch im Entstehen waren). Die Ost-SPD hatte ja keinerlei Strukturen zur Verfügung.  Die Friedrich-Ebert-Stiftung beteiligte sich an der Veranstaltung nicht, ich war sozusagen als „Beobachter“ dabei. Gottfried Timm hatte den Vorsitz der Versammlung, eine Werbeagentur (Rudolf Schäfer) war anwesend und Erik Bettermann von der „Deutschen Welle“ war als PR-Profi dazu gekommen.  Die von ihm referierten ZDF-Umfrage-Zahlen zeigten: „Die SPD liegt vorn“ und „Parteien aus dem Westen werden bevorzugt“. Die PDS lag damals bei 5% in den Umfragen, wie das Foto vom Protokoll belegt. Eins war klar: der Osten war ein besonderes „Problem“ in diesem Wahlkampf, mit dem keiner so richtig umgehen konnte. Wichtig sei, wie die SPD „in den elektronischen Medien“ (damit waren Radio und Fernsehen gemeint) vorkäme. Man wolle „Zeitungsanzeigen. Auch in der BILD-Zeitung“ schalten, pro SPD-Bezirk seien „100 Großtafeln“ geplant. Die ganze Unternehmung würde etwa „7 Millionen“ kosten, in den 4 letzten Wochenenden vor der Wahl solle es „Sonderzeitungen“ geben, man wolle „besonders in der DDR Grundbotschaften vermitteln“.

Die „inhaltlichen Schwerpunkte, Stand Juli 1990“ seien:
1. der Ökologische Umbau der Wirtschaft
2. für Soziale Gerechtigkeit
3. für sichere Arbeitsplätze
4. für gute Wohnung
5. für sichere Renten

Der „rote Faden“ solle sein: „Wir sind die erfahrenen Krisenmanager“ (die von der SPD regierten 7 Bundesländer seien allesamt „Krisengebiete“).

Und dann hat man sich allen Ernstes die Frage gestellt (rechts im Foto zu erkennen): „Womit fängt die SPD an, wenn sie die Regierung bildet?“
Hinzugefügt wurde: „Bis Anfang August ist Oskars Konzept fertig“. Die Rede war von Oskar Lafontaine, damals Ministerpräsident des Saarlandes und Kanzlerkandidat der SPD. Seine „Grundphilosophie“ sei: „keine konsumtiven Investitionen, sondern strukturförderne, innovative Investitionen“.

Ich erinnere mich noch ziemlich genau: die Vertreter der Ost-Bezirke der SPD hörten sich das alles ziemlich still an. „Der Westen“ redete. Er bezahlte die Sache schließlich auch.

Bei der Bildung der Wahlkreise wusste man im Juli 1990 noch nichts Genaues. Klar war nur, das Präsidium der Volkskammer bereite dafür ein Gesetz vor. Reinhard Höppner war der wichtige Mann dafür. Gleichzeit war jedoch zu erfahren, dass das Statistische Bundesamt im Auftrage des Bundesinnenministeriums bereits an dieser sensiblen Frage arbeite. Im Hintergrund wurden die Fäden gezogen. „Sollte es Schwierigkeiten mit den Wahlkreiszuschnitten geben“ meinte Bettermann, „müsse das mit Reinhard Höppner diskutiert werden.“

Dann wurde der „Rednereinsatz“ geplant. Sachsen-Anhalt (Höppner) und Brandenburg (Stolpe) sollten „direkt auf Landesebene koordinieren“. Für den „Osten insgesamt und für NRW“ sei Willy Brandt vorgesehen.
Man wolle „keine Riesenveranstaltungen“ im Osten machen, sondern „Pressebesuche in den Redaktionen; Betriebsbesuche in den Betrieben (die grade krachen gegangen waren ….), man solle bei den Veranstaltungen im Osten auch „Zeit für Fragen“ berücksichtigen.

So war die Planung am 19. Juli 1990 in Bernau.
Rausgekommen ist was andres: Kohl gewann die Wahl, die ganz im Zeichen der Feierlichkeiten anlässlich der „Wiedervereinigung“ am 3. Oktober 1990 stand. Er hatte mit dem „Druck auf den 3. Oktober“, den richtigen Riecher.

Am Beginn der zwanziger Jahre – die entscheidenden zehn Jahre beginnen nun.


IMG_20191230_161815Morgen geht das zweite Jahrzehnt des neuen Jahrtausends zu Ende. Für den weltweiten Klimaschutz ein verlorenes Jahrzehnt. Denn die Emissionen steigen nach wie vor. Vielleicht war ja der „flammende Sonnenuntergang“ vom 30. 12. 2019 ein Hinweis auf das Kommende. In Australien jedenfalls versteht man schon besser, was da gemeint ist.

Deshalb gibt es an diesem Jahreswechsel keinen Grund für wirkliche Freude, denn wichtige Zeit wurde vertan. Alle Konferenzen, Demonstrationen, Proteste, Artikel, Tagungen und Gesetzesentwürfe haben ein Ergebnis: die Emissionen steigen.
Die Menschheit betritt nun die entscheidende Dekade.  Dabei ist es noch nicht mal mehr sicher, dass wir diese zehn Jahre wirklich noch zur Verfügung haben. Die Veränderungen insbesondere an den Polen und am „Dritten Pol“, dem Eis des Himalaja und der anderen Gletscher gehen nämlich mittlerweile dermaßen schnell vor sich, dass die messenden Naturwissenschaftler rund um die Erde aus den Warnmeldungen gar nicht mehr herauskommen. Der Wandel geschieht sehr viel schneller, als man bislang für möglich gehalten hatte.
Nach allem, was man von naturwissenschaftlicher Seite her aussagen kann, werden die kommenden zehn Jahre die entscheidenden Jahre für einen engagierten Klimaschutz. Entweder gelingt es der Menschheit endlich, die Emissionen wirksam Richtung NULL zu senken – oder es gelingt nicht und die Emissionen steigen weiter – die Folgen davon will man sich nicht wirklich vorstellen, denn sie werden furchtbar sein.  Gelingt es nicht, die Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts auf NULL zu bringen – und diese Aufgabe ist dermaßen riesig, dass viele Menschen davon gar nichts wissen wollen – dann werden die Folgen dieses Nicht-Handelns schon zur Mitte des Jahrhunderts, aber besonders stark in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zu spüren sein. Es geschieht in diesem Jahrhundert. Das Kind, das jetzt geboren wird, wird, wenn der Mensch gesund bleibt, 60 oder 70 oder 80 Jahre alt sein, wenn die alte Welt-Ökonomie zusammenbricht. Auf all diese Prozesse hat die Naturwissenschaft seit langen langen Jahren immer und immer wieder hingewiesen, das alles ist also in keiner Weise überraschend. Die an den Forschungen beteiligten Institute machen ihre Arbeitsergebnisse sehr gut öffentlich. Niemand kann behaupten, er habe von alledem nichts gewusst.

Deshalb wird es in den kommenden Jahren eine immer wichtiger werdende Frage geben: Auf welcher Seite stehst Du?

Sind Dir Kinder und Enkel völlig egal, dann brauchst Du nichts zu verändern, dann brauchst Du nur so weiter zu machen wie bisher.

Wenn Dir die Kommenden aber nicht egal sind, dann überlege genau, was Du ändern kannst. Es gibt Sachverhalte, die kannst Du nicht verändern.
Aber es gibt ebenso Sachverhalte, die Du sehr wohl ändern kannst. Viele Menschen haben das aber noch niemals ausprobiert und geben lange vorher auf.
Es ist sehr wichtig, beides sehr genau voneinander zu unterscheiden.

Man kann im eigenen Verhalten Wichtiges verändern – und dabei zählt jede (!) eingesparte Tonne CO2, auch darauf hat die Klimaforschung immer wieder ausdrücklich hingewiesen: jede nicht emittierte Tonne CO2 zählt! – und man kann sich mit anderen zusammentun. Deshalb habe ich vor knapp 2 Jahren Fuer-unsere-Enkel.org gegründet und gemeinsam mit mittlerweile über 1000 Menschen im deutschsprachigen Europa zu einem guten Netzwerk ausgebaut, das Schritt für Schritt weiter wächst.

Überall auf der Welt sind Jugend-Initiativen entstanden, haben sich organisiert, sind auf die Straßen und Plätze gegangen und haben laut für ihre Rechte gestritten. Allerdings macht diese weltweite Bewegung nun die Erfahrung, dass all die Proteste, Demonstrationen, Debatten, Talk-Shows, all die Interviews und öffentlichen Termine (noch) nicht wirklich etwas verändert haben – die Emissionen steigen weiter.  Enttäuschung droht.

Deshalb brauchen die jungen Leute mehr als je zuvor Unterstützung durch erfahrene ältere Menschen. Genau deshalb gibt es Fuer-unsere-Enkel.org.

Die Generationen brauchen sich. Und sie können sich gegenseitig stärken und stützen und behilflich sein im größten Kampf der Menschheit – im Kampf ums eigene Überleben nämlich.

Prof. Anders Levermann vom Potsdam-Institut-für-Klimafolgenforschung (PIK) und andere haben immer wieder darauf hingewiesen – gelingt es nicht, die Emissionen bis zur Jahrhundertmitte auf NULL zu bringen – bekommen wir zum Ende des Jahrhunderts plus 4 Grad (!) oder mehr in der globalen Atmosphärenmitteltemperatur.
Das aber hält der menschliche Organismus nicht mehr aus.
All die Folgen einer globalen Erwärmung um 4 Grad (und exakt auf diesem „Kurs“ fährt die Weltgemeinschaft gegenwärtig), sind umfänglich dokumentiert und beschrieben worden, man kann es nachlesen und sich zu eigen machen.
Plus 4 Grad – das ist schlicht verheerend für die menschliche Zivilisation.
Der Natur ist das übrigens alles sehr egal. Sie pendelt sich auf ein neues Gleichgewicht ein und fertig ist die Laube. Ob nun mit oder ohne Menschen, das interessiert die alte Erde nicht. Unsere alte Erde ist die längste Zeit ihrer Existenz ohne die Menschheit sehr gut zurecht gekommen, sie braucht uns nicht wirklich. Es geht um unsere eigene Zukunft als Menschheit. Darum geht es.

Die kommenden zehn Jahre werden entscheidend sein.
Denn: wenn es nicht gelingt, dann kippen immer mehr bisher für stabil gehaltene ökologische Systeme in ein neues Gleichgewicht. Und das kann man nicht mehr rückgängig machen. Wenn die Kipp-Punkte (tipping points) erst einmal überschritten sind, ist eine Entwicklung im Gang, die niemand mehr beeinflussen oder gar aufhalten kann. Das gilt für das Meereis ebenso wie für das Eis an Land, das gilt für die Regenwälder Afrikas und Amazoniens ebenso wie für das Great Barrier Rief und andere überlebenswichtige ökologische Systeme.

Zehn Jahre haben wir gerade noch. Vielleicht sind es zehn Jahre.
Wahrscheinlich sind es weniger.

Sie beginnen morgen.

 

Gysi als Festredner zu 30 Jahren Friedliche Revolution in Leipzig. Das ist sicher ein Versehen


Gestern Abend kam dieser Zeitungstext durch das Internet zu mir geflogen. Aus ihm geht hervor, dass die Philharmonie Leipzig am 9. Oktober 2019 in der Peterskirche zu Leipzig ein Gedenkkonzert anlässlich von 30 Jahren Friedlicher Revolution abzuhalten gedenkt, bei dem der Herr Dr. Gregor Gysi die Festansprache halten solle. Und dann steht da noch – als ich das las, war der Moment gekommen, wo ich mir dann doch ein kleines Schnäpschen gegönnt habe:
„Für die Philharmonie Leipzig ist es eine Ehre, dass Gregor Gysi an diesem historischen Datum die Festrede hält. Er gilt in Politik, Wissenschaft und Medien seit vielen Jahren als kompetenter Meinungsführer und ist ein gefragter Autor und Interviewpartner. Sachsen und seinen Menschen fühlt sich Gysi stark verbunden“.

Jürgen, hörst du das? Mein lieber Jürgen Fuchs, hast du das mitgekriegt? Der Gregor Gysi soll in Leipzig die Festrede zu 30 Jahren Friedliche Revolution halten?
Da rumpelt er in seinem Grabe, der gute Jürgen.
Das geht dann ja doch vielleicht ein wenig gar zu weit. Das findet nicht nur er. Das finde ich auch.

Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk hat sich schon im Jahre 2006 über „das kurze Gedächtnis“ vieler Menschen gewundert und jetzt sind wir etliche Jahre später – die Menschen scheinen mittlerweile ihr Gedächtnis völlig verloren zu haben. Ich erlaube mir deshalb, diesen Text von Dr. Kowalczuk hier nochmals zu erinnern, denn er gehört zum Zusammenhang.

Was sagen eigentlich Freya Klier und Katja Havemann zu dem Vorgang?
Was sagen eigentlich die vielen Menschen, die im Stasiknast in Hohenschönhausen gesessen haben, zu diesem Vorgang? Beifall werden sie nicht klatschen, das ist eher unwahrscheinlich. Ich habe diesen Stasiknast jeden Tag vor meiner Nase, denn ich wohne in der Gegend.
Meine 19 Spitzel, die die olle DDR auf mich „angesetzt“ hatte, die werden sich freuen, da bin ich gewiss. Endlich widerfährt ihnen Gerechtigkeit und der Gysi hält die Festrede zu 30 Jahren Friedliche Revolution. Na, da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt. Wo leben wir denn?
Nicht nur deshalb widerstrebt es mir gewaltig, ausgerechnet Herrn Dr. Gregor Gysi zum 30. Jubiläum der Friedlichen Revolution als Festredner ertragen zu müssen.
Gysi war nämlich einer, der das System stabilisiert hat, das wir Bürgerrechtler bekämpften.
Gysi stand für uns „auf der anderen Seite“. Und es ist wirklich schwer zu ertragen, was da vor sich gehen soll. Ich finde auch, das kann nicht so bleiben.

Mir ist auch, als wolle Wolf Biermann gleich wieder zur Gitarre greifen und ein fröhlich Liedlein anstimmen.

Nein, also, liebe Philharmoniker da in Leipzig, ich weiß ja nicht, welcher Teufel euch da geritten hat, als ihr ausgerechnet auf den Herrn Dr. Gregor Gysi als Festredner zu 30 Jahren Friedlicher Revolution verfallen seid – mit historischer Sachkenntnis hat diese Einladung jedenfalls gar nichts zu tun und der Gysi hat mit der Friedlichen Revolution ungefähr so viel zu tun wie eine Nonne mit einem Puff, nämlich gar nichts.
Diese Einladung ist vielmehr eine Beleidigung gegenüber all denen, die das System, das Gysi gestützt hat, bekämpften, also das glatte Gegenteil der Würdigung der Leistung der Bürgerrechtler, die die olle DDR niedergerungen haben.

Vielleicht schlafen Sie ja nochmal über diese Sache. Ein oder zwei Nächte vielleicht. Und dann hören Sie sich mal die Lebensgeschichten derer an, die in der DDR gelitten haben. Und dann vergegenwärtigen Sie sich doch bitte nochmals gründlich die Rolle, die Gysi in der DDR gespielt hat.
Wenn Sie alleine nicht weiterkommen, nehmen Sie doch einfach die Sachkenntnis der Stiftung Aufarbeitung des DDR Unrechts zu Hilfe. Wir haben diese Stiftung nämlich vor einigen Jahren mit kluger Absicht eingerichtet, weil wir verhindern wollten, dass die Menschen vergesslich werden.

Und wenn Sie das alles getan haben, dann lassen Sie zum Jubiläum vielleicht eine oder einen Bürgerrechtler sprechen, der wirklich beteiligt war am Ende der DDR, ein paar davon leben ja noch……

 

 

Zeitungstext. Für unsere Enkel.


Die Katastrophe in Zahlen: 415.09 pars per million

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nein, niemand kann die Welt retten. Die Rede vom „Retten der Welt“ ist eine sehr dumme Rede. Die Welt ist so alt und hat schon so viel kommen und auch wieder gehen sehen – sie hat vermutlich noch nicht mal bemerkt, dass wir auf ihr herumlaufen und uns selber umbringen, indem wir die Grundlagen zerstören, von denen wir leben.
Wenn es gut geht, können wir uns selber retten – aber auch das ist mittlerweile mehr als zweifelhaft.  Denn die Fakten sind erdrückend.

Folgt man den veröffentlichten nüchternen naturwissenschaftlichen Messergebnissen und Beobachtungen, lässt sich leicht bestätigen, was Sir David Attenborough, einer der einflussreichsten Naturfilmer der Gegenwart so ausdrückt: „Den Garten Eden gibt es nicht mehr. Wir haben ihn zerstört.“
Gerade haben die Vereinten Nationen einen großen Bericht zum weltweiten Artensterben vorgelegt:
„Die Rate der globalen Veränderungen in der Natur in den vergangenen fünf Jahrzehnten ist beispiellos für die Geschichte des Menschen“, so das Fazit der Wissenschaftler. Schlussendlich trage dies dazu bei, dass der Homo sapiens seine eigene Existenz bedrohe: „Die Gesundheit der Ökosysteme, von der wir und alle anderen Spezies abhängen, verschlechtert sich schneller als je zuvor. Wir zerstören damit die Grundlagen unserer Wirtschaft, der Ernährungssicherheit, unseres gesundheitlichen Wohlergehens und unserer Lebensqualität“, konstatiert der IPBES-Vorsitzende Robert Watson. (Quelle: IPBES Global Assessment Report 6. Mai 2019).

Beim Klimawandel sieht es nicht besser aus. Am 3. Mai 2019 erreichte die Messskala im für die Klimadaten maßgeblichen Mauna Loa Obervatory den Wert von 415,09 ppm Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre.
Dieser Wert ist katastrophal.
Es ist der höchste je gemessene CO2-Wert in der Geschichte der Menschheit. Der menschliche Körper kennt eine solche CO2-Konzentration nicht. Wir leben wie auf einem fremden Planeten – wir gehen in unbekanntem Gelände. Solange es die Menschheit gibt, gab es einen solch hohen Wert nicht – und die CO2-Konzentration steigt weiter an.
Weil wir immer mehr Kohle, Öl und Gas verbrennen, statt einzuhalten.
Wir sind dabei, uns umzubringen.
„Das gleicht einem kollektiven Selbstmord“ sagt Professor Hans-Joachim Schellnhuber in seinem bemerkenswerten wissenschaftlichen „Testament“, in seinem 700 Seiten starken Buch „Selbstverbrennung“. Schellnhuber war Gründungsdirektor und langjähriger Chef am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in Deutschland und ist einer der weltweit anerkanntesten Klimaforscher.
Das ist keine „Panikmache“, wie so oft abwehrend behauptet wird, das sind Messergebnisse. Nüchterne Daten und Messreihen und diese gemessenen Werte haben selbstverständlich Folgen, denn die Natur folgt ihren Gesetzen konsequent.
Wir wissen beispielsweise seit 1824, dass es den „Treibhaus-Effekt“ gibt: je mehr Kohlendioxid in der Atmosphäre ist, um so stärker heizt sie sich auf. Man kennt diese Zusammenhänge schon sehr lange und hat sie seither immer genauer untersucht und versteht sie mittlerweile sehr genau. Mit modernsten Höchstleistungscomputern kann man mittlerweile sogar Modelle rechnen, die, je nach angenommener CO2-Konzentration bereits sehr exakt angeben können, wozu welche CO2-Konzentration führen wird. Solche „Szenarien“ sollen der Politik helfen, kluge Entscheidungen zu treffen.
Je wärmer die Atmosphäre ist, je mehr Energie enthält sie – die Wetter werden extremer, Hitzewellen häufen sich; Extremwetterereignisse (Fluten, Dürren) häufen sich, die Meere steigen – der Mensch gerät in Gefahr.
Die größten Städte der Welt sind Küstenstädte, mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in solchen Mega-Cities – wenn der Meeresspiegel weiter so dramatisch schnell steigt, erleben wir in diesem Jahrhundert eine Völkerwanderung „biblischen Ausmaßes“, wie der frühere Chef des UN-Umweltprogramms, Professor Klaus Töpfer einmal formuliert hat.

Wir wissen das alles spätestens seit 1972, seit dem Bericht des Club of Rome über „die Grenzen des Wachstums“. Aber: wir machen weiter, als wäre nichts gewesen. Schlimmer noch, wir machen immer schneller weiter. Das Eis in der Arktis schmilzt mittlerweile sechsmal schneller als noch in den neunziger Jahren.
„Kehrt um!“ möchte man rufen. Diesen uralten prophetischen Ruf, von dem die Heiligen Schriften berichten, möchte man anstimmen.
„Kehrt um! Wenn ihr so weiter macht, werdet ihr euch und eure Kinder töten!“
Plötzlich klingen für mich diese uralten Worte sehr modern.
Nicht zuletzt deshalb sind die Weltreligionen und alle Konfessionen gefordert, sich dem Wahnsinn entgegen zu stellen. Der Vatikan hat mit der Enzyklika Laudato Si (2015) wichtiges beigesteuert. Die Ökumene hat mit dem Konziliaren Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung schon in den achtziger Jahren wesentliches beigetragen. Und möglicherweise werden die Kirchen und Weltreligionen das entscheidende Zünglein an der Waage sein, denn die politischen Parteien alleine sind ja ganz offensichtlich nicht in der Lage, das Problem zu lösen. Sie brauchen Unterstützung aus der ganzen Gesellschaft.

Wir haben nur noch etwa 10 Jahre Zeit. So sagte es die beim letzten Welt-Klima-Gipfel in Katowice 2018 versammelte Klimawissenschaft. Wenn wir unter 2 Grad Erhitzung bleiben wollen – und das müssen wir, weil uns sonst die Welt um die Ohren fliegt, weil sie aus dem Gleichgewicht geraten ist – wenn wir unter 2 Grad bleiben wollen, dann haben wir nur noch ein CO2-Budget von maximal 10 Jahren.
In dieser Zeit muss es gelungen sein, den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas unumkehrbar gemacht zu haben. Das ist eine gewaltige Aufgabe, weil schon so viele Jahrzehnte ungenutzt verstrichen sind.

Damit das aber vielleicht doch noch gelingen kann, werden die älteren Menschen gebraucht.
Die jungen Leute von FridaysForFuture alleine schaffen das nicht. Alle werden gebraucht.
Deshalb habe ich gemeinsam mit vielen anderen das Europäische Netzwerk Fuer-unsere-Enkel.org ins Leben gerufen, angelehnt an eine Idee von Nelson Mandela und Kofi Annan, die das Netzwerk The Elders gegründet haben. Ältere, erfahrene Menschen tun sich mit all ihren Kontaktnetzwerken, mit all ihrer Erfahrung und all ihren Ressourcen zusammen, um die jungen Leute beim größten Kampf dieses Jahrhunderts zu unterstützen, dem Kampf gegen den Klimawandel.
Unsere Kinder und Enkel werden nichts mehr ändern können an der Veränderung der Erdatmosphäre. Wir sind die letzte Generation, die das wenigstens noch versuchen kann.
Es ist unser Kampf. Aber wir fechten ihn nicht mehr für uns, sondern für unsere Enkel.  Ob es gelingt, steht dahin. Dietrich Bonhoeffer wusste auch nicht, ob sein Kampf erfolgreich sein würde. Er sagte über sein Engagement und ich beziehe es auf unsere Arbeit:
„Es mag sein, dass der Jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir unsere Arbeit für eine bessere Welt aus der Hand legen. Vorher aber nicht.“