Im nächsten Jahr finden in Deutschland zahlreiche Wahlen statt. Es ist sinnvoll, diese Wahlen zu Klima-Wahlen zu machen, so, wie es bei vergangenen Wahlen schon gelungen ist, denn die Weltgemeinschaft hat nicht mehr viel Zeit, die wirklich entscheidenden Schritte zu gehen. KandidatInnen werben um Stimmen der Wählerinnen und Wähler. Die wiederum können (und sollten) denjenigen ihre Stimme geben, die wirklich glaubwürdig, engagiert und überzeugend für einen engagierten Klimaschutz fechten. Wir haben nämlich nicht mehr viel Zeit.
Die kommende Legislaturperiode des Deutschen Bundestages wird maßgeblich sein. Entweder gelingt es, das Ruder der immer noch steigenden CO2-Werte herumzureißen und die Emissionen wirklich drastisch zu reduzieren – oder die letzte politische Chance dafür ist auch vertan. Spätestens seit dem Klima-Gipfel in Paris (2015) ist klar, dass die Weltgemeinschaft höchstens noch 10 – 15 Jahre Zeit hat, um einen unumkehrbaren Pfad zu NULL-CO2-Emissionen um die Jahrhundertmitte einzuschlagen – also in schon 30 Jahren!
Wählerinnen und Wähler können sich auf ein solches Wahljahr ganz in Ruhe vorbereiten. Zum Beispiel dadurch, dass sie mit Hilfe der sozialen Medien die maßgeblichen Informationen zum Thema Klimaschutz zusammenfassen. Plattformen wie Twitter und facebook geben dazu ein gut geeignetes Werkzeug an die Hand: Listen. Man richtet sozusagen einen „Filter“ ein, der den „Nachrichtenstrom“ auf die Informationen durchfiltert, die wirklich für das Thema wichtig sind. Auf diese Weise vernetzt man sich mit Redaktionen, mit Forschungseinrichtungen, mit einzelnen Forschern; aber auch mit politischen Gremien, mit Parteien etc.
Ich habe mir nun für die kommenden Monate bei Twitter eine Liste der maßgeblichen accounts zum Thema Klimaschutz angelegt, die ich hier gerne zur Verfügung stelle und die ich ständig überprüfe, aktualisiere, schärfe. Sie enthält vor allem die accounts von Forschungseinrichtungen, aber auch von Initiativen, Verbänden, Parteien; von Forschungs- und Politikzusammenschlüssen (beispielsweise das Council der Länder, die Anrainer im „Hohen Norden“ sind).
Solche Listen haben den Charme, dass man mit schnellem, kurzem Blick erfährt, was beispielsweise im Hohen Norden diskutiert wird; was maßgebliche Forschungsinstitute sagen; wie sich Parteien „positionieren“.
Man kann mit Hilfe solcher Listen erstklassige Informationen zusammentragen, um sich selbst ein gut begründetes Urteil darüber zu bilden, wie überzeugend die politischen Angebote sind, die uns dann im kommenden Jahr präsentiert werden.
Solche Listen geben ebenfalls eine gute Möglichkeit, verlässliche Informationen im deutschsprachigen Raum weiter zu geben, die nicht in anderen tagesaktuellen Medien vorkommen.
„Teile und herrsche“ – ein alter Satz, der in Zeiten von social Meedia neue Bedeutung gewinnt.
Wahlen können nur dann zu überzeugenden Ergebnissen führen, wenn die Wählerinnen und Wähler bestens und umfassend informiert sind und sich ein gut begründetes Urteil bilden können.
Dafür ist jetzt Zeit.
Schlagwort: Klimawandel
Angst ist ein sehr schlechter Ratgeber, nicht nur, wenn es um Klimawandel geht.
Der Klimawandel sei die größte Angst der meisten Menschen. So stand es Anfang Februar in vielen Zeitungen. Radio- und Fernsehsender berichteten ebenfalls über die Ergebnisse der weltweiten Befragung.
Was ist davon zu halten?
Angst ist zunächst mal eine natürliche, lebenserhaltende Reaktion. Hätten Menschen und Tiere keine Angst, könnten sie nur schwer überleben.
Allerdings hat Angst natürlicherweise zwei mögliche Reaktionen: Flucht oder Angriff. „Sich tot stellen“ oder kämpfen.
„Angst ist ein schlechter Ratgeber“ weiß der Volksmund. Das gilt allgemein, besonders aber bei hochkomplexen Sachverhalten wie dem Klimawandel.
Menschen, denen Denken in hochkomplexen Zusammenhängen eher schwer fällt, werfen ja sogar Klimaforschern, nüchternen Naturwissenschaftlern also, die ihre Forschungsergebnisse veröffentlichen „Panikmache“ vor. Ein Zeichen dafür, dass sie mit den veröffentlichten Daten nicht umgehen können – sie machen ihnen „einfach nur Angst“.
„Panikmache“ – ein beliebter Vorwurf sogar an Naturwissenschaftler – vorgetragen von Menschen, die „nicht hingucken“ wollen, die der Herausforderung „nicht in die Augen sehen“ wollen – weil eine tiefe Angst sie treibt. Sie reagieren auf das, was uns die Naturwissenschaft nun schon seit Jahrzehnten über den Klimawandel und seine Ursachen erklärt, mit einem „Totstellreflex“. Das ist nun allerdings angesichts der eingetretenen Situation die schlechteste aller denkbaren Reaktionen.
Wenn das Boot, in dem du unterwegs bist, undicht ist und Wasser eindringt – was wirst du tun? Wirst du aufgeben und ertrinken? Oder wirst du schöpfen so lange du kannst, in der Hoffnung, eine Insel zu erreichen?
Das ist in etwa die Situation, in der die Menschheit angesichts des Klimawandels ist.
Man kann angesichts der Daten sagen: „es hat ja doch alles keinen Sinn mehr. Es ist ja schon „fünf nach zwölf“.“ Der Mensch gibt auf.
„Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.“ (Die Bibel, 1. Brief an die Korinther, Kapitel 15, Vers 32).
Das ist eine mögliche, aber äußerst egoistische Sichtweise, denn: da sind ja noch Kinder und Enkel und vielleicht sogar bereits Urenkel.
Was ist angesichts der naturwissenschaftlichen Daten also zu tun?
„Angriff“. Wir müssen endlich handeln. Man weiß ja sehr genau, was zu tun ist:
1. Aufhören, die fossilen Energien auch noch zu subventionieren. Es ist ja völliger Irrsinn, eine wesentliche Quelle der Zerstörung auch noch mit etwa 600 Milliarden Dollar pro Jahr zu fördern.
2. Das in fossile Energien investierte Geld dort abziehen und in Erneuerbare investieren. (Das kann jeder „kleine Sparer“ ebenfalls tun.) Die weltweite Bewegung #Divest kommt zwar voran (mittlerweile sind mehr als 5 Billionen Dollar aus fossilen Energieprojekten abgezogen), aber noch viel zu langsam.
3. Einen Mindestpreis für Kohlendioxid (CO2). Wer CO2 emittiert, zahlt. Wer viel emittiert, zahlt viel, wer wenig emittiert, zahlt wenig. Die Einnahmen werden unter anderem dafür eingesetzt, für sozialen Ausgleich zu sorgen. Das Geld geht zu großen Teilen an die Bevölkerung zurück.
4. Klare politische Vorgaben, die den naturwissenschaftlichen Herausforderungen auch tatsächlich entsprechen. – Deshalb ist ein Kohleausstieg 2038 in Deutschland deutlich zu spät. Das kann und das muss sehr viel schneller gehen, da haben die Schülerproteste (#FridaysForFuture) völlig Recht.
5. Sehr viel ambitionierterer Ausbau der Erneuerbaren Energien. (Not-wendig ist eine Vervierfachung des Ausbautempos).
Ja, der Klimawandel ist die größte Herausforderung unseres Jahrhunderts, denn die Stabilität ganzer Staaten steht auf dem Spiel, Trinkwasser wird fehlen, die Zahl der Flüchtlinge, die wegen steigendem Meeresspiegel in andere Gebiete ziehen müssen, wird stark steigen. Die Konflikte werden massiv zunehmen. Klimawandel wird zum Sicherheitsrisiko – deshalb setzt Deutschland völlig zu Recht das Thema innerhalb des UN-Sicherheitsrates ganz oben auf die Agenda.
Angst ist angesichts dieser Sachlage wirklich kein guter Ratgeber.
Erforderlich ist, dass die Mutigen nun entschlossen voran gehen – so, wie in den USA Abgeordnete nun einen NEW GREEN DEAL vorschlagen – ein Umweltprogramm in einem Volumen wie das Mond-Programm der NASA.
Die Zeit ist gekommen, den Kampf gegen den Klimawandel wirklich aufzunehmen. Alle werden gebraucht: Politiker, Gewerkschaftler, Journalisten, Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten, junge Menschen, ältere Menschen, alte Menschen. Alle. Jeder, der einen Laptop zu bedienen weiß ist ebenso nötig, wie jeder, der ein Unternehmen führt.
Der internationale Klimastreik am 15. März 2019, der mittlerweile in über 40 Ländern dieser Erde vorbereitet wird, wird eines zeigen: die Zahl der Menschen, die angesichts der Lage zu kämpfen bereit ist, wächst.
Lasst uns kämpfen. Jeder an seinem Platz, jeder mit seinen Möglichkeiten.
Die Herausforderung ist groß. Sie ist die größte, vor der die Menschheit je gestanden hat.
Angesichts der eingetretenen Lage aufzugeben, bevor der Kampf überhaupt begonnen hat, ist keine Möglichkeit.
Denn: wir sind verantwortlich auch für die jungen Menschen, die nach uns kommen.
„Selbsternannte Umweltschützer“. Etwas von der Sprache
Es handelt sich um ein Schimpfwort. So jedenfalls ist es gedacht.
„Selbsternannt“ ist jemand, der kein Mandat hat.
Das ist jemand, der nicht befugt ist; einer, der sich etwas anmaßt.
Ein „selbsternannter Umweltschützer“ ist also jemand, der sich anmaßt, die Umwelt zu schützen.
Das ist einer, der nicht befugt ist, die Umwelt zu schützen.
Das ist einer, der kein Mandat hat, die Umwelt zu schützen.
Das ist der Sinn der abfällig gemeinten Rede vom „selbsternannten Umweltschützer“.
Diese Rede wird von Menschen vorgetragen, denen unbequem ist, was diese „selbsternannten Umweltschützer“ vortragen.
Es dient der eigenen Abwehr.
Wenn diese „selbsternannten Umweltschützer“ zum Beispiel verlangen – und sie verlangen es weltweit, sie verlangen es in den Kirchen und in den Parteien, sie verlangen es in Parlamenten und außerhalb von Parlamenten, sie verlangen es auf Straßen und Plätzen dieser Welt – wenn sie also verlangen: „hört mit der Verstromung von Braunkohle endlich auf! Braunkohle ist die fossile Energiequelle mit den meisten CO2-Emissionen und deshalb besonders schädlich für unser Klima!“
Dann ärgert solche Rede selbstverständlich jemanden, der zum Beispiel mit der Braunkohle sein Geld verdient.
Es handelt sich also um einen Konflikt. Es handelt sich um gegensätzliche Interessen.
Der eine will in Ruhe sein Geld verdienen.
Der andere will, dass die Naturzerstörung weniger wird.
Der eine weist darauf hin, dass die Nutzung der fossilen Energieträger in den zurückliegenden 200 Jahren einerseits gesellschaftlichen Reichtum erzeugt, andererseits aber auch die Stabilität des Klimas zerstört hat – was katastrophale Folgen vor allem für die Menschen hat und haben wird.
Der andere erkennt, dass er auf verlorenem Posten steht, wenn er weiter an der Kohleverstromung festhält und er geht zum Angriff über:
ihr Umweltschützer, ihr seid ja nur „selbsternannt“. Ihr habt kein Mandat. Ihr dürft das gar nicht tun, was ihr tut. So geht seine Rede.
Das ist eine sinnlose Rede. Denn natürlich hat jeder, der sich für den Schutz der Umwelt einsetzt ein Mandat.
Und das ergibt sich zunächst aus seinem Gewissen.
„Wir dürfen unser Gewissen nicht länger betrügen, wenn es um Entscheidungen über die Umwelt geht“ sagt die Enzyklika „Laudato Si“ deshalb völlig zu Recht.
Ein zweites tritt hinzu: Wer sich den biblischen Texten verpflichtet weiß – und das sind weit über eine Milliarde Menschen auf der Welt – , der kennt einen der ältesten Texte unserer Tradition. Der handelt vom Menschen. Vom Menschen wird gesagt, er sei auf dieser Welt „wie in einen Garten gesetzt“. Und seine Aufgabe in diesem Garten bestehe darin, „ihn zu pflegen und zu bewahren.“ (Genesis 2).
Daraus ergibt sich ein zwingendes Mandat.
Uns gehört diese Erde nicht.
Aber sie ist uns anvertraut.
Damit wir sie pflegen und bewahren.
Und zwar für diejenigen, die nach uns kommen. Und das ist der dritte Bezug, der zum Auftrag führt, sich um den Schutz der natürlichen Grundlagen des Lebens zu kümmern. Es geht um das Recht der Kinder und Enkel.
Wir haben kein Recht, die Lebensgrundlagen unserer Kinder und Enkel zu zerstören. Dafür hat niemand ein Mandat.
Deshalb muss es ein schnelles Ende haben mit der energetischen Nutzung fossilen Energieträger, zu allererst der Braunkohle.
Denn diejenigen, die das Klima weiter zerstören, die haben dafür nun wirklich kein Mandat.
Für unsere Enkel. Wie geht es 2018 weiter mit dem Netzwerk?
Das Jahresende 2017 ist von gegensätzlichen Trends bestimmt:
Einerseits hatten wir in Deutschland den höchsten Anteil Erneuerbarer Energien im Strommix,
andererseits erreicht Deutschland sein Klimaziel 2020 nicht, wenn es in diesem langsamen Tempo weitermacht.
Einerseits wuchsen die Schäden durch klimabedingte Naturkatastrophen weltweit rasant (die Schweizer Rückversicherung spricht von einer Verdoppelung gegenüber 2016)
andererseits erreichte die weltweite #Divest-Bewegung starke neue Unterstützung. Im Dezember 2017 teilte die Weltbank mit, man werde ab 2019 nicht mehr in neue Kohlekraftwerke investieren und New York teilte mit, es werde 200 Milliarden seiner Pensions-Rückstellungen aus den Fossilen Energien abziehen. Ein gewaltiger Schritt.
Einerseits steigen die Investitionen in Erneuerbare Energien und Energieeffizienz weltweit (insbesondere in China. Dort will man Weltmarktführer werden)
Andererseits genügen die Klimaschutzmaßnahmen weltweit bei weitem nicht. Bei dem bisherigen Tempo haben wir in 70 Jahren plus 4 oder mehr Grad Durchschnittstemperatur – das wäre katastrophal.
Einerseits ist unser Netzwerk Für-unsere-Enkel.org sehr gut gestartet (erst im Herbst 2017 ging es los). Unsere Arbeit auf facebook ist gut in Gang gekommen. Auch die facebook-Gruppen sind aktiv.
Andererseits sind noch die allermeisten Kommunen in Deutschland ohne #Divestment. Sie investieren also immer noch in eine Beschleunigung des Klimawandels, statt ihn zu bekämpfen.
Unsere Pläne für 2018 sollen angesichts dieses Befundes realistisch und erreichbar bleiben.
Ich wäre sehr zufrieden, wenn wir am Ende des Jahres 2018
1. in jedem Bundesland eine wirklich gut arbeitende Gruppe für unser Netzwerk hätten.
2. in jeder Landeshauptstadt mindestens eine kleine Redaktionsgruppe für unser Netzwerk arbeiten würde.
3. Möglichst in jedem Landkreis mindestens ein Redakteur für unser Netzwerk tätig wäre.
Das Ziel ist klar:
Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, dass die Bundesländer, die Kommunen, die Landkreise, die Kirchen, die Gewerkschaften, die großen und kleinen Verbände und Stiftungen Schritt für Schritt (es dürfen ruhig schnelle und große Schritte sein) ihr Geld aus den Fossilen Energien abziehen.
Die jungen Leute alleine werden diese große Aufgabe nicht schaffen.
Sie brauchen unsere Unterstützung.
Ein Anfang ist gemacht. Daran lässt sich anknüpfen im Jahre 2018.
Jede und jeder, der sich beteiligen möchte, ist herzlich eingeladen.
Tagesbilanz. Das Projekt wächst schneller als gedacht. Fuer-unsere-Enkel.org
Mittlerweile haben wir von „Fuer-unsere-Enkel.org Gruppen-Seiten in Deutschland, in Österreich und der Schweiz. In Deutschland sind wir bislang mit Seiten in Thüringen, Sachsen, Brandenburg, Hessen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern vertreten.
Jahrelange Facebook-Freundschaften wirken sich aus, weil Vertrauen da ist. Allein heute kamen zwei neue Gruppen dazu. Eine in der Schweiz und eine für Brandenburg. Innerhalb weniger Minuten waren die Seiten bereit, mit dem networking anzufangen.
Ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell voran kommen würden.
Offenbar gibt es eine Bereitschaft nicht nur von Älteren, sich einzubringen in die weltweite Bewegung, die sich um Lösungen für die größte Herausforderung unseres Jahrhunderts bemüht: den Klimawandel.
Junge Leute verabreden sich ins Rheinland.
Ältere Leute können sie unterstützen.
Wie?
Indem man seinen Laptop nutzt. Seinen e-mail-Verteiler, seine facebook-Seite, seine Beziehungen und Bekanntschaften, sein eigenes Netzwerk.
Was sich abzeichnet: das wird ein Netzwerk von „Menschen guten Willens“.
Parteiübergreifend. Konfessions- und religionsübergreifend.
Verbunden durch das gemeinsame Motiv, etwas beizusteuern für die kommende Generation.
Öffentlichkeitsarbeit zum Beispiel.
Aber auch eigene „Aktionen“: das Gespräch in der Arbeitsgemeinschaft der Senioren beispielsweise. Die Einladung zu einem Forum.
Damit die Älteren nicht nur sitzen und Kaffee trinken.
Viele wollen nämlich mehr.
Sie wollen mit ihrer Lebenserfahrung, mit ihren Netzwerken, Kompetenzen und Ressourcen wahrgenommen und „gebraucht“ werden.
Bei „Fuer-unsere-Enkel.org“ ist nichts wünschenswerter als genau das: Lebenserfahrung, persönliche Netzwerke, Kompetenzen und eigene Ressourcen.
Es hat sich gezeigt, dass beim Aufbau der Landes-Gruppenseiten schon generationsübergreifend gearbeitet wird.
Wunderbar.
Denn es geht um ein Miteinander der Generationen.
In diesem Falle: älter für jünger.
Denn die jungen Leute haben schon genug zu schultern.
Man kann sie unterstützen.
Und mich freut, dass die Resonanz auf dieses Angebot, sich einzubringen, so gut ist.
#Divest. Oder: ein Kapitel über intelligente Politik.
Die weltweite #Divest-Bewegung ist eine der intelligentesten Kampagnen, die ich kenne. Deshalb beteilige ich mich gern.
Die Bewegung ist an Universitäten entstanden und wird breiter und breiter. Diese Bewegung wächst schnell, weil sie konkrete, erreichbare Ziele hat und weil sie Fortschritte macht. Überall auf der Welt haben sich zumeist kleine Gruppen zusammen gefunden, die ganz konkret in ihrer Kommune, an ihrer Universität, in ihrer Kirchengemeinde, in ihrem Betrieb dafür streiten, dass ihre Kommune, ihre Universität, ihre Kirchengemeinde, ihr Betrieb zum Beispiel die Pensionsrückstellungen, die bei der jeweiligen Hausbank angelegt worden sind, aus fossilen Energiequellen abziehen. Wer den hashtag #divest zum Beispiel bei facebook aufruft, sieht die Fülle an Gruppen, die da mittlerweile entstanden sind und konkret arbeiten.
Überall auf der Welt zieht man nun Geld aus Investments in fossile Energien ab. In Deutschland sind es ganze Landeskirchen (die in Berlin-Brandenburg zum Beispiel), es sind konkrete Kommunen (die Hauptstadt Berlin zum Beispiel), es sind Versicherungskonzerne (Axa zum Beispiel) und viele andere.
Mehr als 5 Billionen Dollar sind bereits abgezogen und zum Beispiel in Erneuerbare Energien investiert worden.
Die Divest-Bewegung ist ein wunderbares Beispiel für das, was Mahatma Gandhi dereinst über sein Engagement gesagt hat:
„Erst belächeln sie dich, dann beschimpfen sie dich, dann bekämpfen sie dich – und am Ende gewinnst du.“
Die Konkretheit im Ziel – das ist die große Stärke der weltweiten Divest-Bewegung.
Es ist die konkrete Stadt, die konkrete Kirchengemeinde, die konkrete Universität, die aufgefordert wird, ihre Rücklagen in Erneuerbare Energien zu investieren, statt in fossile Energieträger.
Damit setzt die Divest-Bewegung den Hebel genau an dem Punkt an, an dem eine kapitalistische Wirtschaftsordnung besonders sensibel reagiert: beim Geld.
Es sind übrigens nicht nur junge Leute, nicht nur Studenten und Schüler, die von der Kampagne überzeugt sind. Es sind internationale Netzwerke wie The Elders zum Beispiel, in dem ehemals führende und nach wie vor einflussreiche Politikerinnen und Politiker weiter Einfluss nehmen. Erfahrene Menschen wie Kofi Annan zum Beispiel. Wenn man sich an der Kampagne beteiligt, ist man in guter Gesellschaft.
Diese intelligente weltweite Kampagne wird einen wirksamen Beitrag dazu leisten, dass die katastrophalen Folgen, die ein ungebremster Klimawandel haben würde, wenigstens etwas gemildert werden.
Wir wissen, dass die in der Folge des Paris-Abkommens nun gerade in Bonn verabschiedeten Reduktionsziele und konkreten Reduktionsvorhaben nicht ausreichen werden, das Ziel von Paris (nicht mehr als 2 Grad Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts) zu erreichen.
Gegenwärtig steht der Kurs auf 2,6 – 3,7 Grad. Das jedoch wäre katastrophal.
Deshalb ist es so wichtig, dass den fossilen Energieträgern das Geld entzogen wird.
Step by step. Schritt für Schritt. Universität für Universität, Stadt für Stadt, Kirchgemeinde für Kirchgemeinde, Betrieb für Betrieb.
Es ist mir ein großes Vergnügen, dass ich mich dank Internet an dieser weltweiten Bewegung beteiligen kann. Und jeder, der einen PC, einen Laptop oder ein Smartphone benutzt, kann sich auch daran beteiligen.
Was für eine große Chance!
Sollen sie doch in der Wüste verrecken! Was Malta bedeutet
Heute, am 3. Februar 2017 haben die europäischen Staats- und Regierungschefs beschlossen, in Libyen „Auffang-Lager“ für Flüchtlinge zu errichten. Man will mit dieser „Maßnahme“ (eigentlich handelt es sich um ein ganzes Maßnahmepaket von 10 Punkten) die „Mittelmeerroute schließen“. Man will also verhindern, dass die Flüchtlinge nach Europa kommen.
Was aber bedeutet der Beschluss?
Ich will mich in diesem kurzen Beitrag nur auf einen Gesichtspunkt konzentrieren, der in der Debatte bislang nicht berücksichtigt wird:
Wir wissen, dass Nordafrika (und Libyen liegt bekanntlich in Nordafrika) schon in wenigen Jahren unbewohnbar sein wird. Und zwar deshalb, weil dort die Temperaturen in Hitzeperioden auf 50 Grad Celsius und mehr ansteigen werden. Jos Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz und Professor am Cyprus Institute in Nikosia hat auf diese Zusammenhänge hingewiesen und sie auch publiziert.
Diese heute beschlossenen „Auffang-Lager“ für Flüchtlinge werden also nicht nur in einem jetzt schon politisch höchst instabilen Staatsgebilde errichtet, sondern zudem in einer Region, die in absehbarer Zeit unbewohnbar sein wird.
Regierungschefs müssen diese Zusammenhänge wissen. Und sie wissen sie auch.
Aber sie haben dennoch beschlossen, diese „Auffang-Lager“ eben genau dort zu errichten.
Ihr Beschluss bedeutet deshalb im Kern: „Sollen die Flüchtlinge doch in der Wüste verrecken! Hauptsache, sie kommen nicht zu uns.“
Auf Folgendes sei noch hingewiesen: die Klimaforschung geht bislang davon aus, dass diese Entwicklung etwa „ab Mitte des Jahrhunderts“ eingetreten sein wird, also etwa ab dem Jahre 2040, in etwa 20 Jahren also. Es wird aber schneller gehen.
Denn die neue US-Administration hat vom ersten Tag an deutlich gemacht, dass sie eine veränderte Energie-Politik durchsetzen will. Und die bedeutet einen noch stärkeren Anstieg der Emissionen. Das in Paris vereinbarte Ziel, den Anstieg der Durchschnittstemperatur auf 2 Grad zu begrenzen, ist nach Auskunft vieler Forscher nicht mehr erreichbar. Wir steuern gegenwärtig auf plus 3 Grad zu.
Mit anderen Worten: die Veränderungen werden nicht erst „in der Mitte des Jahrhunderts“ eintreten, sondern früher.
Und diese Veränderungen insbesondere in Nordafrika werden zu einem starken Anstieg der Zahl der Klimaflüchtlinge führen.
Man kann Menschen, die keine Lebensgrundlage mehr haben, nicht in „Auffang-Lagern“ einsperren. Entweder, sie sterben dort, oder sie machen sich auf den Weg, um einen Ausweg zu finden.
Mauern, Zäune und Lager sind keine Lösung.
Europa muss legale Fluchtwege einrichten und Einwanderungsgesetze beschließen, die Menschen in Not eine tatsächliche Lebens-Möglichkeit eröffnen.
Und zwar jetzt.
Sprache und Klimawandel. Ein Klärungsversuch
Die veröffentlichte Rede über den Klimawandel strotzt nur so von unklaren Begriffen. Unklare Begriffe aber führen zu unklarem Denken. Und am Ende kommt nicht selten ein Streit heraus, bei dem es um die abstruse Frage geht, ob man „an den Klimawandel glaubt“ oder nicht.
Deshalb will ich einen bescheidenen Beitrag zur begrifflichen Klärung beisteuern.
1. Klimawandel.
Das Klima wandelt sich, seit es diese Erde gibt.
Die Frage ist also nicht, ob sich das Klima wandelt.
Die wichtige Frage ist, ob und wenn ja, welchen Einfluss „der Mensch“ (gemeint ist die Summe der Folgen menschlichen Handelns) auf den Wandel des Klimas hat und welche Folgen dieser vom Menschen beeinflusste Wandel auf das Gesamtsystem Erde und damit auf den Menschen selbst hat.
Die internationale Klimawissenschaft ist sich sicher:
die großen Abweichungen im Verhalten des Weltklimas im Vergleich zu vorherigen Abweichungen lassen sich nicht aus nur rein natürlichem Verhalten des Erdsystems erklären.
Diese beobachtbaren Abweichungen im Verhalten des Weltklimas lassen sich nur dann erklären, wenn man den Einfluss des Menschen berücksichtigt.
Und da eben zeigt sich, dass der Einfluss des Menschen auf das Weltklima erheblich ist.
Die von der Klimawissenschaft zunehmend präziser bereitgestellten Modelle des Weltklimas versuchen gegenwärtig, immer genauer diesen Einfluss des Menschen aus den gewaltigen Datenmengen, die von den weltweiten Meßsystemen bereitgestellt werden, herauszufiltern und genauer zu bestimmen. Das ist wissenschaftlich überaus anspruchsvoll, erfordert die stärksten Rechner und gelingt nur im internationalen Verbund. Wer sich in diese faszinierende Disziplin einarbeiten möchte, kann mit dem Deutschen Klimarechenzentrum Kontakt aufnehmen.
2. „Klimaschützer. Klimaschutz“
Man kann das Weltklima nicht „schützen“, weil wir als Menschen nur Teil des Gesamsystems Erde sind. Deshalb sind die Wörter „Klimaschützer“ oder „Klimaschutz“ eigentlich Schimären.
Was also meinen diese Worte eigentlich, wenn man „das Klima“ gar nicht „schützen“ kann?
Sie meinen,
a) dass sich „der Mensch“ auf die Folgen des beschleunigten Wandels des Klimas vorbereiten (dazu hat sich in den vergangenen Jahren die relativ junge Disziplin der Klimafolgenforschung etabliert; beispielhaft am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und
b) seinen Beitrag zum beschleunigten Wandel des Klimas möglichst reduzieren muss. Hierbei geht es vor allem um die Auswirkungen der menschlichen Nutzung von fossilen Energien. Die Stichworte heißen „Energiewende“, „Erneuerbare Energien“ etc.
Nun haben sich diese unklaren Worte „Klimaschutz“ und „Klimaschützer“ leider schon so sehr eingeschliffen, dass wir wohl mit ihnen als Krücken werden leben müssen. Wichtig ist aber, das man ihre begriffliche Unklarheit klar vor Augen hat, sonst gibt’s argumentatives Durcheinander.
3. an besonderen Ereignissen (Starkregen, Flutkatastrophen, Trockenheiten etc.) sei „der Klimawandel schuld“
Der Klimawandel ist an gar nix „schuld“, denn Schuld ist eine ethische Kategorie.
Die Frage ist also präziser, ob besondere Ereignisse (Starkregen etc.) die Folgen des durch den Menschen verursachten schnelleren Klimawandels sind.
Dies ist im Einzelfall nur äußerst schwer nachzuweisen. Weiter oben ist ja auf die Schwierigkeit hingewiesen worden, aus den weltweit gesammelten Messdaten exakt den „Anteil des Menschen“ herauszufiltern.
Allerdings zeigt sich in der Gesamtschau, dass der Einfluss des Menschen und die Wirkungen seines Handelns auf das Weltklima und die daraus entstehenden Folgen, dass die enormen Veränderungen, die gegenwärtig beobachtet werden, auf sein Handeln zurückgeführt werden müssen, weil sie anders gar nicht erklärbar sind.
Sofern man überhaupt ethische Kategorien verwenden will, ist also nicht die Frage, ob „der Klimawandel schuld“ ist, sondern, ob „der Mensch schuld“ ist.
4. „den Klimawandel stoppen“
Das kann niemand. Denn Klimawandel findet statt, seit es die Erde gibt.
Deshalb sind auch Sprüche wie „wir retten das Weltklima“ weitgehend sinnfrei.
Was also ist eigentlich gemeint?
Es geht um die Frage, was getan werden muss, damit die Folgen des durch menschliche Aktivität beeinflussten beschleunigten Klimawandels möglichst vermieden oder zumindest reduziert werden.
Ich gehöre zu denjenigen, die es für aussichtlos halten, den menschlichen Anteil an der Beschleunigung des Klimawandels zu stoppen. Dazu sind die Entwicklungen schon viel zu weit fortgeschritten und die Wissenschaft hat an zahlreichen Beispielen aufgezeigt, dass nicht wenige sogenannte Kipp-Punkte (tipping points) in den natürlichen Kreisläufen bereits überschritten, das bedeutet, unumkehrbar geschädigt sind. Was in dem Zusammenhang gern übersehen wird: Das CO2 (Kohlendioxid) hat einen Kreislauf von etwa 200 Jahren, bis es am Meeresboden eingelagert wird. Selbst wenn man alle menschenverursachten Emissionen sofort anhalten würde, würde sich das Klimasystem dennoch beschleunigt verändern.
Deshalb geht es vor allem um die Frage, ob man die Folgen des menschenverursachten Klimawandels wenigstens begrenzen kann und was dafür erforderlich ist.
Die Weltgemeinschaft hat sich in Paris darauf verständigt, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur bis Ende des Jahrhunderts auf 2 Grad zu begrenzen. Denn ein weiterer Anstieg würde zu katastrophalen Veränderungen führen.
Ob dieses anspruchsvolle Ziel tatsächlich erreicht wird, ist offen, denn im Moment steigen die aus menschlicher Aktivität verursachten Emissionen nach wie vor weiter kräftig an.
Es gibt sogar Versuche, den Anstieg der Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad zu begrenzen. Das allerdings halte ich persönlich für noch unwahrscheinlicher, weil ein Anstieg um 1,2 Grad bereits erreicht ist.
Viele Klimawissenschaftler und auch nicht wenige Klimapolitiker äußern deshalb zunehmend öffentlich, dass ein Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um 3 Grad und mehr (bis zu 6 oder gar 11 Grad!) nicht unwahrscheinlich ist. Wenn nicht massiv und unter höchster politischer Priorität gegengesteuert wird.
Bei allem ist eines sicher, das sagen uns die an der Klimaforschung beteiligten Disziplinen, die Physiker, Chemiker, Biologen, Geologen, Soziologen etc. :
die Folgen der dramatischen Beschleunigung des Klimawandels, verursacht durch menschliche Aktivität (insbesondere die Nutzung der fossilen Energien) werden gewaltig und extrem teuer sein.
Und je länger die Menschheit zögert, diskutiert, nicht entscheidet – um so gewaltiger und teurer werden sie sein. Wer diese Zusammenhänge aus der Sicht des langjährigen Direktors des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung nachlesen will, der lese sein Buch „Selbstverbrennung„.
Verschont mich mit bunten Bildchen! Werdet konkret
Das kommende Wahlkampf-Jahr wird uns wieder eine Flut von bunten Bildchen bescheren. Die bunten Bildchen interessieren mich aber nicht.
Ich hätte es gern konkreter.
Ich will vor allem von den kandidierenden Parteien zwei Fragen beantwortet haben
1. Ab welchem Jahr werden auch in Deutschland keine Fahrzeuge mehr zugelassen, die mit Diesel oder Benzin betrieben werden?
Norwegen hat sich festgelegt: dort soll das ab 2025 der Fall sein.
2. Bis wann wird der Bund die Rückstellungen für die Pensionen der Bundesbeamten aus Investments in fossile Energien abgezogen haben?
Von der Beantwortung dieser beiden Fragen werde ich meine Wahlentscheidung abhängig machen.
Selbstverbrennung. Etwas zur Lage der Menschheit.
Die CO2-Emissionen der Weltwirtschaft (!) müssen bis 2050 auf Null.
Das ist die gewaltige Herausforderung.
Die Wahrscheinlichkeit, dass das gelingt, liegt bei etwa 9%.
So ist die gegenwärtige Lage.
„Verzweiflung. So müsste eigentlich mein persönliches Fazit lauten, wenn ich die Einsichten über den Klimawandel und die Aussichten für den Klimaschutz nach 25 Jahren intensiver Auseinandersetzung mit der Thematik in einem Wort zusammenfassen sollte. Die wissenschaftliche Beweislage, dass unsere Zivilisation dem Feuer immer näher rückt, ist erdrückend, aber gleichzeitig scheinen alle, die das Steuer noch herumreißen könnten, entschlossen, den Selbstmordkurs zu halten“ (S. 642)
Das sagt einer der weltweit bekanntesten Klimaforscher. Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen der Bundesregierung; Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, Professor Hans-Joachim Schellnhuber nach 25 Jahren intensiver Forschungsarbeit in seinem umfassenden Werk „Selbstverbrennung. Die fatale Dreicecksbeziehung zwischen Klima, Mensch und Kohlenstoff“, C. Bertelsmann, 2015.
Ich hab ihn Anfang der neunziger Jahre kennengelernt, als ich ihn besuchte am Telegrafenberg in Potsdam. Ich war als junger Abgeordneter unterwegs, weil ich alle Forschungseinrichtungen persönlich aufsuchen wollte, die sich in den „Neuen“ Bundesländern und in Berlin befinden.
Die Klimafolgenforschung ist eine junge naturwissenschaftliche Disziplin, die den ehrgeizigen Versuch unternimmt, die Erde als System zu begreifen. Weshalb man nicht nur mit Mathematikern und Physikern, mit Biologen und Klimaforschern, sondern auch mit Entwicklern von hochkomplexen Computermodellen, Historikern, Demografen und anderen Disziplinen zusammenarbeiten muss. Man braucht, um die Erde als System begreifen zu können, die anspruchsvollsten Groß-Rechner, die die Wissenschaft aufzubieten hat. Das ist nichts mehr für die Wettervorhersage. Hier geht’s ums Ganze: ums Klima.
Und um die Folgen, die die Veränderung des Klimas für die Gattung Mensch hat.
Dabei sind ein paar Grenzen zu beachten.
Da sich das Klima rasend schnell verändert, dem Menschen also faktisch kaum Zeit bleibt, sich anzupassen, ist die Erhöhung der Durchschnittstemperatur unserer Atmosphäre um 8 Grad tödlich. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie gar auf 12 Grad steigt.
Weshalb sehr viel davon abhängt, ob Ende des Monats November und Anfang Dezember diesen Jahres in Paris gelingt, was wichtig wäre: das „2-Grad-Ziel“ zu bekräftigen und zu verbindlichen Absprachen der Völker untereinander darüber zu kommen, mit welchen Instrumenten, welchen Finanzierungen und welchen politischen Ansätzen diese „Dekarbonisierung der Weltwirtschaft“ unter Hochdruck umgesetzt werden soll.
An diesem „2-Grad-Ziel“ ist nicht wichtig, ob es nun 2,3 oder 2,5 Grad werden, sondern wichtig ist, dass diese „Brandmauer“ errichtet wird.
Schellnhuber ist Realist. Er weiß, wie solche internationalen Treffen abzulaufen pflegen, hat er doch an zahlreichen davon teilgenommen. Weshalb seine Erwartungen nicht sonderlich hoch sind.
Er rechnet deshalb am Ende seines überaus faszinierenden und exzellent geschriebenen Lebens-Werkes aus, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die richtigen Konsequenzen aus dem zieht, was die weltweite Klimawissenschaft mit immer präziseren Modellen und Studien seit etlichen Jahren vorträgt.
9 Prozent Wahrscheinlichkeit.
Aber: hochkomplexe Systeme sind nicht eindeutig vorhersehbar – das wird im 778 Seiten starken Werk immer wieder durchexerziert – weshalb die begründbare Hoffnung besteht, dass aus jenen 9% eine weltweite Bürgerbewegung erwächst, die Politik und Wirtschaft zum Umsteuern zwingt. Und die weltweite Bürgerbewegung beginnt – an den Universitäten. Sie nennt sich „Deinvest„, wird unterstützt von 350.org und unter anderem dem britischen „Guardian“.
Worum geht es? „Folge der Spur des Geldes“ – also zieht die Investitionen in Industrien ab, die CO2 emittieren. Nehmt ihnen das Geld weg.
Mit einer solchen De-Invest-Bewegung begann der Niedergang des südafrikanischen Apartheid-Systems. Auch damals begann es an den Universitäten. Auch dieses Beispiel ist umfänglich im Buch dargestellt und diskutiert.
Man kann ein knapp 800 Seiten starkes Buch – allein das kleingedruckte Literaturverzeichnis sind etwa 50 Seiten! – nicht in einem blog angemessen konnotieren.
Aber man kann auf dieses enorme Buch aufmerksam machen.
Wer wissen will, wie der Zustand unserer Welt angesichts der fundamentalsten Herausforderung, vor der die Menschheit je gestanden hat (der amerikanische Präsident spricht von einer „big challenge“), gegenwärtig ist – der möge es lesen.
Hans-Joachim Schellnhuber: „Selbstverbrennung. Die fatale Dreiecksbeziehung zwischen Klima, Mensch und Kohlenstoff“; C. Bertelsmann 2015.
Für meine Person kann ich sagen, ich habe seit „Die Grenzen des Wachstums“ (1972) und Gorbatschows „Perestroika“ (1986) kein aufregenderes und spannenderes Buch gelesen. Denn: hier geht’s ums Ganze.