Willy Brandt war einer der ersten Politiker von Weltruf, der das Konzept der „Einen Welt“ politisch gesehen und entwickelt hat.
In der „Einen Welt“ gibt es kein gegeneinander mehr, denn die Entwicklungen in einem Teil der Welt haben sofort und unmittelbar Auswirkungen in anderen Teilen der Welt.
Es gibt beispielsweise nur noch eine „gemeinsame Sicherheit“, niemals eine Sicherheit „gegen“ jemand anderen.
In der „Einen Welt“ wirkt sich unser alltägliches Leben im reichen Europa unmittelbar aus.
In den meisten Fällen wirkt es sich verheerend aus, wie der UN Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung (2000 – 2008), der Schweizer Sozialdemokrat Jean Ziegler, unermüdlich aufgezeigt hat.
Eine der schlimmsten Auswirkungen unseres Lebens und Wirtschaftens in der „reichen Welt“ ist die Zerstörung der Märkte in anderen Ländern. (Der gestiegene Ölpreis vor zwei Jahren hatte z.B. in Mozambique etwa das Volumen der kompletten Entwicklungshilfe für dieses Land!). Unser Leben und Wirtschaften wirkt sich in anderen Ländern direkt und meist unmittelbar aus.
Billigexporte von europäischem Hühnerfleisch führen z.B. auf afrikanischen Märkten zum beinahe völligen Zusammenbruch einheimischer Produktion, denn die Bauern können nicht mit den extrem niedrigen Preisen konkurrieren (sehr gut dokumentiert in dem Film „We feed the World“, den ich jedem empfehle, der beabsichtigt, mal wieder einkaufen zu gehen….).
Die Armut wächst.
Weil die „reiche Welt“ reich ist, ist die „arme Welt“ arm.
Es ist ein direkter Zusammenhang.
Weil es uns in der reichen Welt einigermaßen gut geht, geht es den Menschen in den anderen Teilen der Welt oft schlecht.
Das Konzept der „Einen Welt“ lässt eine andere Schlussfolgerung nicht mehr zu.
Wir müssen es begreifen, daß es nur diese „Eine Welt“ gibt.
Und dieses Denken wird zu Konsequenzen führen.
Wir werden verstehen lernen, daß unser Leben etwas zu tun hat mit der Armut in anderen Teilen der Welt.
Was wirkliche Armut ist, konnte ich vor zwei Jahren persönlich sehen.
Ich war in KIBERA.
Der Besuch in diesem zweitgrößten Slum Afrikas hat einen sehr tiefen Eindruck in mir hinterlassen.
Soetwas vergisst man nie wieder.
Das folgende Video gibt einen ungefähren Eindruck von dem, was KIBERA bedeutet.
Es ist aber nur ein „ungefährer“ Eindruck.
Denn es fehlen vor allem die Gerüche: der unglaubliche Gestank, der zwischen den Hütten zieht;
es fehlt der Lärm; es fehlt der unsichere Boden, auf dem man läuft: KIBERA liegt zu großen Teilen auf einer Müllhalde.
Hier in KIBERA begegnet man wirklicher Armut.
Die Menschen in KIBERA sind, folgt man dem Denken Willy Brandts, Teil unserer Familie in der Einen Welt.
In diesem politischen Sinne sind sie unsere „Verwandten“.
Sie sind nicht „die Fremden“, die irgendwo weit weg, ihr armseliges Leben zu führen haben.
In diesem Sinne ist Kenya, das manche nur von teuren Safaris und einem grandiosen Urlaub her kennen, kein entferntes Land, sondern beginnt sozusagen direkt „vor der Haustür“.
Wenn man diese Zusammenhänge sieht und zunehmend verstehen lernt, ergibt sich eine drängende Frage:
Was ist zu tun?
Man kann seinen Lebensstil im Norden verändern – so man die Kraft zur Selbstveränderung aufbringt.
Es gibt zwar viele Appelle in dieser Richtung, aber im Grunde tut sich herzlich wenig. Die meisten Menschen bleiben bei einer diffusen Forderung an „die Politik“ stecken; sehr viele sind nicht mal mehr bereit, sich mit den Zusammenhängen in der Einen Welt überhaupt zu beschäftigen. Die Kraft zur Selbstveränderung fehlt.
Man kann sich innerlich aber auch unabhängig machen von den Menschen, denen „die Familie“ in der Einen Welt egal ist.
Und man kann mit denen kooperieren, die das Konzept der Einen Welt verstanden haben und in konkretes Handeln umsetzen wollen.
Kooperieren.
Zum Beispiel mit Opportunity International.
Was Opportunity International in Kenya tut, sei in einem zweiten kurzen Clip gezeigt.
Kenyas Bevölkerung war nach den letzten Wahlen faktisch gespalten. Ein Bürgerkrieg drohte.
Auch im Slum von KIBERA habe ich die Spuren dieser Auseinandersetzung gesehen. Einschüsse in den Blechhütten konnte ich sehen und man erzählte von den chaotischen Nächten, als die Gewalt eskalierte.
Viele „Geschäfte“ waren zerstört. Vor allem die der „kleinen Leute“.
Man kann etwas tun.
Opportunity International Deutschland will bis zum Ende des kommenden Jahres 100 neue trust-banks gründen.
100 neue Kreditnehmergruppen für Microcredite.
Zum Beispiel in Afrika.
Wir freuen uns über jede Unterstützung.
charity: microbanks.
http://www.oid.org.