Jede Religion hat ihr „Bekenntnis“, ihr – mündlich oder schriftlich fixiertes – Fundament. Bei manchen Religionen – im Christentum beispielsweise – gibt es gar mehrere, unterschiedlich alte Bekenntnisse. Bekenntnisse sind Zeitzeugnisse, weil sich Glaube immer aktuell in der jeweiligen Zeit ausdrückt.
Wie kann man nun umgehen mit dieser Vielfalt in einer globalisierten Welt?
Schlecht ist es, wenn sich Religionen gegenseitig ihre Bekenntnisse um die Ohren hauen nach dem Motto: „nur ich habe Recht“ oder nach dem Motto „du musst genau so glauben, wie ich“.
Das christliche Glaubensbekenntnis beginnt deshalb nicht mit „du sollst glauben“, sondern mit „ich glaube“ (lateinisch: credo).
Es steht auch nirgends geschrieben, dass man sein Bekenntnis seinem Nachbarn ins Ohr brüllen solle. Schon gar nicht wird verlangt, dass man sein Bekenntnis dem anderen mit Gewalt aufzwingen solle. Weshalb das Grundgesetz klugerweise auch von Religionsfreiheit spricht.
Was also dann?
Am überzeugendsten wirkt ein Bekenntnis, wenn Wort und Tat übereinstimmen, wenn also das Handeln dem gesprochenen Wort entspricht.
Wenn im Christentum bekannt wird: „Ich glaube, dass Gott der Schöpfer des Himmels und der Erde ist“, dann wird damit ausgesagt, dass alles Geschaffene, also auch der Mensch aus einem anderen Land mit einer anderen Religion, Gottes Geschöpf ist. Solches Bekenntnis macht den anderen Menschen mir gleichrangig.
Solches Bekenntnis verbietet mir geradezu, den Vertreter einer anderen Religion als „geringer wertig“ zu behandeln.
Wir wissen, das Religionskriege besonders brutal verlaufen. Nicht nur die europäische Geschichte kennt zahlreiche solcher Kriege und Auseinandersetzungen.
Deshalb ist allen Versuchen zu wehren, „im Namen des Christentums“ andere Menschen dergestalt zu bekehren, dass sie ein christliches Bekenntnis annehmen müssten. Solche Versuche gibt es jedoch nach wie vor. Sie sind nicht selten versteckt, kaschiert und eingewickelt in Vorstellungen davon, dass sich Menschen aus anderen Ländern „unseren Sitten und Gebräuchen“, womöglich unseren „Werten“ unterzuordnen hätten. Wenn dieser „Wert“ die Einsicht ist, dass alle Menschen von Gott geschaffene und mit gleichen Rechten ausgestattete Menschen sind, ist dagegen nichts einzuwenden.
Wenn dieser „Wert“ allerdings bedeuten sollte, „ihr habt euch unseren Vorstellungen anzupassen“ – dann ist Gefahr im Verzuge. Denn das birgt gewaltigen Konfliktstoff.
Gegenwärtig sind – wieder mal – Menschen auf den Straßen Deutschlands unterwegs, die sind der Auffassung, das „christliche Abendland“ müsse insbesondere gegenüber „dem Islam“ verteidigt werden. Ja, mehr noch, gar der christliche Glaube müsse „verteidigt“ werden.
Dazu ist zu sagen: Glaube wird nicht verteidigt.
Glaube wird bekannt.
Am besten geschieht das dadurch, dass Reden und Handeln übereinstimmen.