Ich bin extra in die Schweiz gereist, um dieses besondere Stück zu sehen:
Clown-Syndrom.
Mit Eric Gadient und Olli Hauenstein.
Mehr als 20 Vorstellungen seit September 2016. Alle ausverkauft.
Und das hat einen Grund: dieses Stück ist ein sehr besonderes Stück.
Denn hier spielen zwei sehr verschiedene Menschen auf gleicher Augenhöhe.
Der Profi-Clown Olli Hauenstein, der mit Roncalli, mit Cirque du Soleil gespielt hat, der in Tokio spielte und an großen Bühnen dieser Welt. Dieser Herr „Unterschiedlich“ trifft auf den schauspielbegabten, am Down-Syndrom erkrankten Eric Gadient (39) und aus dieser Begegnung entsteht im Laufe von zwei Jahren Proben-Zeit ein wundervolles, zauberhaftes Stück, das einem die Tränen in die Augen treibt und einen vor Lachen auf die Schenkel klopfen lässt.
Was für eine große Sache!
Zweimal habe ich das Stück gesehen. Und jedes Mal war es auf eine andere Weise wundervoll.
Wir hatten die Ehre, Eric Gadient von zu Hause abholen zu dürfen. Wir haben ihn begleitet nach der Aufführung, haben mit ihm zusammen gegessen bei Hauensteins zu Hause, wir haben Musik gemacht zusammen.
Und dieses Erlebnis war ein sehr besonderes.
Ulle Hauenstein kennt Eric seit langen Jahren. Sie weiß, was er kann und sie weiß natürlich auch, was ihm schwer fällt.
Und diese drei: Ehepaar Hauenstein und ihr Zögling Eric haben da gemeinsam etwas auf die Beine gestellt, das einfach wunderbar ist. Es ist ein zärtliches Stück und ein zum Brüllen komisches, ein Stück voller Clowneske, ein Stück voller Aufmerksamkeit und Improvisation.
Olli Hauenstein muss sehr wach sein, wenn er mit Eric dieses Stück spielt. Denn Eric lässt sich manchmal etwas Überraschendes einfallen. In der Szene mit dem Spiegel zum Beispiel, in dem Eric die Bewegungen vorgibt und sein Partner Olli die Bewegungen spiegelgleich nachmachen muss.
Oder in der Szene aus dem Wilden Westen, in der sich die beiden mit einer Spritzwasser-Pistole und einem Nudel-Sieb duellieren. Am Ende liegt der Pianist erschossen auf seinem Klavier…..
Das Stück „Clown-Syndrom“ ist kein Stück, in dem einem am Down-Syndrom erkrankten Menschen irgend ein Kunststückchen „beigebracht“ worden ist. Nein, dieses Stück lebt davon, dass da jemand sehr genau hingeschaut und gesehen hat, was für eine wunderbare Begabung beim Eric da ist.
Und diese Begabung wurde gefördert.
Eric hat „gute Ideen“ beigesteuert, und Olli hat „gute Ideen“ beigesteuert. Und so ist nach und nach dieses zauberhafte Stück vom „Angeln nach Glück“ entstanden, das man nun sehen kann.
Die beiden sind nun auf Tournee. Sie werden in St. Gallen spielen und in Zürich, in Konstanz und an anderen Orten.
Ich wünsche den beiden sehr, dass sie auch an deutsche Bühnen eingeladen werden.
Denn das, was sie vorzutragen haben, sollte die Welt gesehen haben.
Das Stück endet mit einem Satz und einer Frage:
„Ja, ich habe geträumt. – Und Sie?“
Da ist ein Traum wahr geworden. So etwas gibt es. Man kann es sehen.