Sie brauchen sehr viel Zeit für sich. Oft sind sie einsam.
Ihr Grundgefühl ist die Angst.
Oft kommt eine Depression hinzu.
Etliche von ihnen sind hochbegabt: Mozart und Einstein gehörten zu ihnen, Jean-Paul und Ludwig Wittgenstein.
Menschen mit Asperger-Syndrom haben oft ein Spezialgebiet, in dem sie sich exzellent auskennen.
Aber sie haben wenige Freunde.
Denn: im Umgang mit anderen Menschen hapert es. Hier wird ihr Anderssein besonders deutlich.
Menschen mit Asperger-Syndrom können die Gefühle anderer Menschen nicht „lesen“. Sie schauen anderen Menschen nicht in die Augen, sondern auf den Mund. Sie können die Wirkung ihrer Worte und ihres Verhaltens auf andere Menschen nicht voraussehen. Deshalb gelten sie manchmal als „arrogant“.
Menschen mit Asperger-Syndrom fühlen sich oft „als ob wir nicht dazugehören“.
Wenn die Ängste überhand nehmen, wissen sie oft keinen anderen Rat mehr, als unbändige, explosive Wut.
Menschen mit Asperger-Syndrom brauchen länger, um zu verstehen, was in einer Gruppe abläuft, denn sie verarbeiten die sozialen Beziehungen nicht intuitiv, sondern intellektuell. Ihr Gehirn arbeitet anders.
Sie sind deshalb oft das Ziel von mobbing und Quälerei.
Viele Menschen mit Asperger-Syndrom ziehen sich daher zurück.
In die soziale Isolation. Sie werden einsam.
Der Film „Adam“ beschreibt eine Liebe zwischen einem jungen Mann mit Asperger-Syndrom und einer jungen Frau. Es ist ein liebevoller Film.
Der Film „Mozart an the Whale“ beschreibt sogar die Liebe zwischen zwei Menschen mit Asperger-Syndrom.
Die Veranlagung ist gar nicht so selten.
Der australische Therapeut Tony Attwood, wohl der anerkannteste und einflussreichste Spezialist für das Asperger-Syndrom, den man in der Fachwelt auch liebevoll „Saint Tony“ nennt, sagt: „Legt man die Kriterien Gillbergs zugrunde, beträgt die Häufigkeit zwischen 36 und 48 Kinder von 10.000, d.h. zwischen 1:280 und 1:210.“ (Tony Attwood. Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom. TRIAS 2008; S. 58).
Es ist ein liebevoll geschriebenes, exzellentes Buch von einem der weltweit besten Kenner dieser leichten Form des Autismus.
Ich möchte es Eltern und Lehrern, Mitschülern und Journalisten dringend empfehlen.
Zwar hat der Arzt Asperger schon 1944 das Syndrom beschrieben, aber die eigentlichen Forschungen – mittlerweile gibt es immerhin schon etwa 2.000 Publikationen zum Thema – sind noch relativ neu, stammen aus den achziger und neunziger Jahren.
Das Buch „Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom“ wendet sich an Eltern und Lehrer, an Mitschüler und Menschen mit Asperger-Syndrom. Es klärt auf, gibt hilfreiche Verhaltenstipps, weiterführende links zu Selbsthilfegruppen und Spezialisten.
Was mir besonders gefällt: es ist ein sehr liebevolles Buch. Voller Wärme und Verständnis für Menschen, die anders fühlen.
Sehr empfehlenswert.
Tony Attwood. Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom. Alle Fragen – alle Antworten. Von Kindheit bis Erwachsensein: Was Menschen mit Asperger-Syndrom weiterhilft. TRIAS-Verlag 2008