Der vom Land Sachsen-Anhalt – man hört, es gäbe dort Geld ohne Ende, vor allem, Geld des Bundes – geplante Saale-Elbe-Kanal erfordert zwingend den Ausbau des letzten naturnahen Flusses Deutschlands: der Elbe.
Denn: Schiffe können bekanntlich nicht fliegen.
Zwar wird das von den Unternehmen, die im „Verein zur Hebung der Saaleschifffahrt“ organisiert sind, vehement bestritten, doch schon die Binnenschiffer sehen das anders. Ein Ausbau der Saale auf ihren letzten Kilometern bis zur Mündung „lohne“ sich nur, wenn auch die Elbe ausgebaut würde. Denn: die Elbe ist flacher.
Merke: wer die Saale ausbaut, muss die Elbe ausbauen.
Es sei denn, er will wissentlich öffentliches Geld verschleudern.
Soweit so gut.
Schlecht ist, daß am 1. Februar diesen Jahres der Scoping-Termin stattfinden soll. Das ist ein wichtiger Termin im Planungsverfahren.
Dann – man hört, der Bundesverkehrsminister habe unendlich viel Geld – können die nächsten 150 Millionen Euro versenkt werden. Denn etwa so teuer wird es werden.
Ich kenne noch Zeiten, da kalkulierte man mit 100 Millionen – DM.
Die Sache wird also teurer.
Was nicht überrascht.
Überraschend und angenehm ist jedoch, daß sich nun auch die SPD gegen den Kanal ausgesprochen hat – das war nicht immer so. Nun gibt es ein breites Bündnis von Kirchen, Umweltgruppen, Parteien im Landtag von Magdeburg, die in Zeiten von Krisen, Schuldschirmen, fehlendem Geld allenthalben darauf drängen, dieses sinnlose Projekt endlich zu beerdigen.
Dieser Kampf dauert nun schon über zwanzig Jahre. Etwa so lange bin ich daran beteiligt. Erst als Anwohner, dann als indirekter Geldgeber (Seminare zur Bildung von Bürgerinitiativen entlang der Elbe) im Rahmen von politischer Erwachsenenbildung, später als Abgeordneter, dann als Staatssekretär in eben jenem Ministerium, das das Geld geben soll.
Immerhin ist es gelungen, die Sache hinzuziehen. Da der Bundesverkehrswegeplan nicht jährlich fortgeschrieben wird, ist es nicht einfach, ein einmal als „vordringlich“ eingestuftes Projekt aus diesem Plan wieder heraus zu bekommen. Was aber ging: wir konnten die Prioritäten anders setzen und das Geld an sinnvolleren Stellen investieren.
Dr. Ernst-Paul Dörfler ist kürzlich mit dem ProNatura Preis 2010 ausgezeichnet worden für sein nun beinahe lebenslanges Engagement für den Erhalt der Elbe. Die Region hat UNESCO-Weltkulturerbe-Status, eben wegen der letzten naturnahen Auenwälder Europas, die in jenem Abschnitt zwischen Magdeburg und Dessau noch zu finden sind, um den es hier geht.
Dr. Ernst-Paul Dörfler hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, dieses Gebiet vor weiterer Zerstörung zu bewahren.
Ich kenne ihn gut. Wir haben viel zusammen „auf die Beine gestellt“.
Auf der Internetseite http://www.elbeinsel.de kann man von seinem Engagement lesen und ihn unterstützen.
Es gibt sehr viele – auch prominente – Unterstützer für den Erhalt dieser wunderbaren Kostbarkeit: der alten Elbe. Professoren, Künstler, Kirchenleute, Dichter, Sänger, Poeten, Bürgerinnen und Bürger, Abgeordnete, Wissenschaftler – eine große Zahl.
Und dennoch, verflixt und zugenäht, haben sich bislang jene Lobbyisten, die im „Verein zur Hebung der Saaleschifffahrt“ organisiert sind zumindest soweit durchsetzen können, daß das Planungsverfahren läuft. Der Scoping-Termin soll Anfang Februar stattfinden.
Wobei: dies sei am Rande bemerkt: selbst ein Projekt, das zu Ende geplant ist und Baurecht hat, wird nicht „automatisch“ gebaut, denn da hat der Haushaltsausschuss des Bundestages noch ein Wörtchen mit zu reden, es geht schließlich um Bundesknete.
Dennoch: in diesen Tagen, in den wir über Hochwasser, Klimawandel und andere Dinge sprechen, während es draußen regnet – in diesen Tagen soll auf dieses Projekt hingewiesen werden. Der „Spiegel“ hat es auch mehrfach getan.
Es gibt eine Studie, finanziert vom Bundesforschungsministerium, die GLOWA-Studie, die untersucht den gesamten Einzugsbereich der Elbe (mit allen Nebenflüssen) hinsichtlich seiner Veränderungen im Klimawandel. Ein wichtiges Ergebnis sei daraus entnommen: die „Zyklen“ des Flusses, also die Hoch- und die Niedrigwässer, werden sich verändern: die Hochwässer werden im Trend höher, die Niedrigwässer im Sommer eher niedriger.
Dies bedeutet in summa: die Zeit, in der man die Elbe „nutzen“ kann, wird weniger.
Dies bedeutet: die Wirtschaftlichkeit des gesamten Projektes wird noch weiter sinken.
Da gleichzeitig auch die Kosten steigen – wir sahen es, wäre es für den neuen Landtag in Sachsen-Anhalt (gewählt wird in 2011) überaus sinnvoll, politischen Weitblick zu zeigen und das Projekt zu beenden, ohne es zu verwirklichen.
Dr. Ernst-Paul Dörfler und seine MitstreiterInnen brauchen weitere Unterstützung.
Öffentlichkeit, Vernetzung, Austausch.
Man kann tätig werden. Ein paar Mausklicks genügen:
Deshalb: http://www.elbeinsel.de