Der Tag war ermüdend. Nicht nur für diejenigen, die da von Berlin nach Aleppo gehen und kurz vor Prag angekommen sind.
Aber es geht voran.
Der Brief an den Präsidenten der EU-Kommission, der gestern via Amnesty Österreich die deutschen Rechner erreichte und den ich mit sehr guter Resonanz – mehr als 340 mal geteilt! verschickt hatte, hat mittlerweile 87% der angestrebten Unterschriftenzahl erreicht. Vermutlich kann das Projekt heute Nacht noch abgeschlossen werden. Das ist die gute Nachricht.
Eine weitere gute Nachricht: die Gruppe der Marschierenden wir immer internationaler. Man nutzt live-streaming, heute sogar mit einem arabisch-sprachigen Beitrag; man nutzt die Netzwerke, macht sehr gute Öffentlichkeitsarbeit, was der weiteren Vernetzung sehr dienlich ist. All das ist sicher nicht einfach zu bewerkstelligen, wenn man müde und „abgelaufen“ ist.
In Deutschland wird die Lage am Beginn des Wahljahres immer komplizierter. Heute entbrannte innerhalb der Partei der Grünen ein Streit zwischen Bundestagsfraktion und der Mehrheit der Landesverbände um die Frage der Abschiebung nach Afghanistan. Derzeit sieht es so aus, als würde sich auch die Mehrheit der grünen Landesverbände für eine solche Abschiebung aussprechen, zwar unter vom Bund leicht zu erfüllenden Bedingungen, aber eben doch.
Das ist insofern bedrückend, weil nun in allen Parteien ein Rechtsruck wahrnehmbar ist, der sich an der „Flüchtlingsfrage“ entzündet. Dieser in allen Parteien – bei den Linken ist es die Auseinandersetzung vor allem mit Sarah Wagenknecht – zu beobachtende Rechtsruck insbesondere in der „Flüchtlingsfrage“ führt bei nicht wenigen dazu, dass sie ratlos werden.
Ist denn unter diesen Umständen überhaupt noch eine Partei wählbar?
Diese Frage wird nun in den kommenden Monaten immer drängender werden.
Aber: der Weg geht weiter. Der Marsch nach Aleppo ebenso, wie der Weg, den wir hier in Deutschland zu gehen haben. Und zu den Erfahrungen auf diesen Wegen gehört eben auch: es gibt Tage, da gibt es nicht nur Fortschritte, selbst, wenn man weitergeht.
Übermorgen wird die Gruppe in Prag ankommen. Und man kann auf der Projektseite sehen, dass man dort von einer recht großen Zahl von Menschen erwartet wird.
Das ist die gute Nachricht des heutigen Tages.