Die Grundsteinlegung der Kirche in Born fand am 4. Oktober 1934 statt; Hitler war seit Ende Januar 1933 an der Macht. Die Anregung für eine „Gefallenen-Gedächtnis-Kapelle“ stammt jedoch schon aus dem Jahre 1925 und kam vom Kriegerverein in Born, wie dieses Dokument belegt:

Diese Anregung des Kriegervereins, eine „Gefallenen-Gedächtnis-Kapelle“ zu errichten, wird auf die spätere konkrete Planung und Ausführung des Kirchleins direkte Auswirkung haben.
Die Grundsteinlegung erfolgt aber erst 9 Jahre später, am Erntedanktag, dem 4. Oktober 1934. Im Gemeindeblatt „Der Darßer Bote“ und in der Regionalzeitung wird über das lokale Großereignis berichtet:


Die Frau von Pastor Pleß, Christel Pleß, hat anlässlich der Grundsteinlegung ein längeres Gedicht verfasst, das im Gemeindeblatt „Der Darßer Bote“ veröffentlicht wurde. Hier zunächst die Originalfassung:

Es gibt eine „korrigierte Fassung“ von diesem Gedicht. Diese „korrigierte Fassung“ wurde vom Sohn von Friedel Pleß anlässlich des 70sten Jubiläums der Grundsteinlegung in Born in der Kirche ausgelegt:

Man kann an diesem Beispiel sehen, wie später an den Originaltexten „herumgedrechselt“ wurde, um ursprüngliche Klarheiten und Eindeutigkeiten nachträglich zu verwischen.
Daß am Ende der Grundsteinlegung die versammelten Verbände des Ortes wieder vor dem „Borner Hof“ standen, um der „Rede des Führers“ von Nationalen Erntedanktag zu lauschen, ist Ausdruck jener Zeit. Hitler hatte schon Anfang 1934 öffentlich erklärt, die „nationalsozialistische Revolution“ sei nun „abgeschlossen.“ Der Staat war gleichgeschaltet, die Menschen standen stramm – auch vor dem „Borner Hof“.
Im Jahr 1935 dann wurde das Kirchlein eingeweiht:



Pastor Pleß gibt 1935 im Gemeindeblatt „Der Darßer Bote“ eine schriftliche Erklärung der in die Kirche eingebauten Figuren, damit die Besucher des Kirchleins auch wissen, was sie da sehen. Aus dieser Beschreibung geht hervor, daß die Erbauer und Ausstatter der Kirche am ursprünglichen Gedanken von 1925, eine Helden-Gedächtnis-Kapelle zu errichten, festgehalten haben:

Die Frau des Pastor, Christel Pleß, bringt auch noch ein Gedicht zur Einweihung mit, das dann später im „Darßer Bote“ abgedruckt wird. Auch von diesem Gedicht gibt es zwei Fassungen: eine originale aus dem Jahre 1935 und eine spätere, „geglättete“:


Ein sehr schmerzhaftes Beispiel dafür, wie Religion instrumentalisiert werden kann und wird.
Es ist für mich unbegreiflich, wie das möglich war. Und doch ist es geschehen.
Dr. Pleß, der Pastor in Prerow, war Vertreter der Mehrheit der Bevölkerung der damaligen Zeit. Die meisten dachten wie ehr: national, antisemitisch, antirussisch. Die Wurzeln für solches Denken liegen schon in der Kaiserzeit und wuchsen stark während der Weimarer Republik. Pommern wählte immer überdurchschnittlich rechts-konservativ, wie die Zahlen zu Reichstags-, Landtags- oder Kommunalwahlen zeigen.