104 russische Kriegsgefangene waren im „Borner Hof“ untergebracht. Mitten im Dorf Born auf dem Darß. Man hörte, wenn sie morgens in Holzpantinen zur Arbeit marschieren mussten, singend.
Jeder konnte sie sehen, sie zogen ja mitten durchs Dorf zur Meilerei der SS, die am Ortsrand aufgebaut war.
4 Todesopfer sind bezeugt, vermutlich waren es mehr.
Auf dem Friedhof in Born gibt es eine weit abgelegene Ecke, die von den Dorfbewohnern „das Russengrab“ genannt wird. Wer hier bestattet liegt, bleibt bislang Vermutung. Wahrscheinlich handelt es sich um erschossene Menschen, die aus dem KZ-Außenlager im „Borner Hof“ fliehen wollten.
Es gibt keine Gedenktafel für diese Menschen in Born.
Deshalb erinnere ich an sie. Nicht nur heute, am „Holocaust-Gedenktag“, sondern schon seit beinahe zwei Jahren. Ein Buch ist mittlerweile über das KZ-Außenlager „Borner Hof“ entstanden, eine facebook-Seite bringt die Recherche-Fortschritte.
Wir können die Menschen nicht wieder lebendig machen, aber wir können an sie erinnern. An Meta Zils beispielsweise, die Zeugin Jehovas, die mit drei anderen Zeuginnen beim SS-General Franz Mueller-Darss auf dem Hof schuften musste. Heute ist dort das „Forst- und Jagdmuseum „Ferdinand von Raesfeld„“ untergebracht. Auch dort kein Hinweis auf die „privaten Häftlinge“ des SS-Generals, der zum engsten Kreis von SS-Reichsführer Heinrich Himmler gehörte.
Wir können nicht wieder gut machen, was damals geschehen ist.
Aber wir können daran erinnern.
Damit sich so etwas niemals wiederholt.
Die Gemeinde Born hat im vergangenen Jahr beschlossen, die Geschichte des KZ-Außenlagers, zu dem auch das heutige „Forst- und Jagdmuseum“ gehörte, aufarbeiten zu lassen und hat dafür auch einen beträchtlichen Geldbetrag zur Verfügung gestellt. Dass es dazu kam, hängt auch mit meinen Recherchen zusammen, wenn sie einen kleinen Anstoß gegeben haben, soll es mich freuen. Auch waren Beiträge von Dr. Sternkiker von der Ostsee-Zeitung dem Anliegen sehr dienlich, dafür sei ihm gedankt.
Es ist dringend wünschenswert, dass am Ende der Recherchen nicht nur eine Publikation erscheint, sondern dass auch durch kleine Gedenktafeln im Ort an die Häftlinge erinnert wird.
Erinnerung ist Arbeit. Erinnerung ist manchmal auch sehr unbequem und schmerzhaft, weil Fragen gestellt werden, die man nicht gern gehört hätte. Es ist aber not-wendig, dass diese unbequemen Fragen gestellt werden. Damit ausheilen kann, was gewesen ist.
Lieber Uli, Du hast eine gute Arbeit dort gemacht. Ich weiß ungefähr, wie schwierig das ist. War 15 Jahre von 94 bis 09 ehrenamtlicher Bürgermeister der Dorfgemeinde Brenz, unserem damaligen Wohnort zu FES-Zeiten im Süden von Schwerin. Da ging es auch in diesem Dorf um Spuren um das Frauenaußenlager des KZ Ravensbrück in Neustadt-Glewe und das KZ Wöbbellin. Über die Stiftung konnte ich einiges mit bewegen an Seminaren und Tagungen. Aber etwa die Bereitschaft zum Gespräch mit den Nachkommen der KZ-Aufsehern und bes. den Aufseherinnen war überhaupt nicht vorhanden.
Alle Gute weiterhin.
Martin Just, jetzt in Prenden auf dem Alterssitz, 033396 871 625
Hallo Martin, schön von Dir zu hören! Wir verabreden uns mal, sobald Corona das wieder zulässt. Ist ja nicht weit von uns zu euch.