
Feindbilder haben Konjunktur.
Wer die Debatte um die Ukraine, Russland und die Krim verfolgt, bemerkt es sofort.
Unsere Gesellschaften haben es wie einen Reflex erlernt: zeichnet sich eine scharfe Kontroverse ab, die aus verschiedenen Interessen resultiert, antworten die am Konflikt beteiligten Parteien mit Feindbildern, die nicht selten zur militärischen Eskalation führen.
Die Frage ist:
Wie lernt man Frieden?
Wie lernt man Deeskalation?
Es beginnt mit der persönlichen Begegnung und mit der Anerkenntnis, dass jeder Mensch das gleiche Recht auf Leben hat.
Das ist eine wichtige Erfahrung aus der Zeit, in der die politischen Blöcke im geteilten Deutschland scheinbar unversöhnlich gegenüber standen.
Social media kann wie kaum ein anderes Instrument diese dringend notwendige persönliche Begegnung zwischen den „Fronten“ anbahnen und fördern.
Es ist schnell.
Es ist direkt.
Es ist öffentlich und kann viele Millionen Menschen erreichen.
Leider werden die neuen technologischen Möglichkeiten bislang überwiegend dafür verwendet, die jeweiligen Feindbilder zu pushen. Der „Krieg“ findet auch im Netz statt.
Man muss sich daran aber nicht beteiligen.
Was fehlt, sind Plattformen, Netzwerke, Gruppen, die den Dialog zwischen den Konfliktparteien, genauer: zwischen den Bevölkerungen befördern. Und zwar dergestalt, dass sich nicht Ministerpräsidenten, Generäle und diverse andere beteiligen, sondern Zivilisten. Schüler, Eltern, Lehrer, Pensionäre, Männer und Frauen.
Wenn sich die Zivilgesellschaften am Dialog beteiligen, in dem sie zueinander Kontakt aufnehmen, haben die „Falken“ weniger Chancen, ihre „entweder-oder“ Politiken umzusetzen.
Diese technischen Möglichkeiten, die uns heutzutage zur Verfügung stehen, sind neu.
Sie sind in Friedensprozessen noch wenig erprobt.
Aber sie liegen bereit.
Es liegt an den Nutzerinnen und Nutzern des Internets selbst, ob sie dieses Instrument einsetzen, um Feindbilder zu verstärken, oder ob sie es einsetzen, um Begegnung zwischen Menschen zu unterstützen.
Wenn die Zivilgesellschaften erkennen würden, was sie da für ein großartiges Instrument zur Verfügung haben, um Friedensprozesse, gegenseitige Verständigung und Kompromisse und Dialog zu unterstützen, könnte die internationale Friedensarbeit wesentliche neue Impulse bekommen.
Wir müssen angesichts der hochkomplexen Konflikte in der Einen Welt dazu lernen.
Wir müssen lernen, miteinander auszukommen.
Wechselseitige Feindbilder und in ihrer Folge nicht selten militärische Konflikte dienen diesem Ziel nicht.
Das Internet und insbesondere social media jedoch sind eine große Chance, Gewalt nicht eskalieren zu lassen, sondern zur Verständigung zwischen den Menschen zu kommen.
Es liegt auch an uns, ob Frieden wird.