Politik sei die „Einmischung in die eigenen Angelegenheiten“ hat mein Freund Jürgen Fuchs immer gern zitiert. Solche Einmischung ist notwendig und keine Frage des Alters. Auch zeitweilige Pensionäre wie ich können sich daran beteiligen.
Ich habe kein Amt, ich habe kein Mandat – aber ich habe die Worte. Und das ist viel.
Denn jetzt – in meiner Sabbath-Zeit – habe ich ausführlich Muße zum Lesen, zum recherchieren, zum Verdichten der Argumente. Sehr viel mehr Ruhe und Zeit als ich es je im Berufsleben hatte. Ich genieße das sehr. Und mische mich ein. In die „eigenen Angelegenheiten“.
Zum Beispiel in den Streit um den Bundesverteidigungsminister. Ich mische mich ein in den Streit um die Werte Europas. Ich mische mich ein, wenn es darum geht, endlich gehbare Wege zu einer Weltinnenpolitik zu finden, die den armen Ländern dieser Welt etwas mehr Gerechtigkeit angedeihen lässt.
Ich habe nur die Worte. Aber das ist sehr viel.
Seit über einem Jahr befasse ich mich nun mit den Chancen und Möglichkeiten, aber auch mit den Gefahren des Internets und der sozialen Netzwerke. Ich lerne täglich dazu.
Wenn ich morgens an den Rechner gehe, beginnt der Unterricht. Es ist ein learning by doing, ein sehr praxisorientierter Unterricht.
Mittlerweile kann ich ein wenig auf diesem neuen Instrument spielen, so, wie ich in den Pausen auf meinem Flügel spiele, der nebenan im Wohnzimmer steht. Mir steht mittlerweile eine gewisse Fingerfertigkeit zur Verfügung. Das kommt vom Training….
Täglich staune ich über die Kraft des Internets und der sozialen Netzwerke. Ich beobachte in diesen Tagen, wie sich nun allmählich etwas sehr Besonderes ereignet: der Widerstand der Akademikerschaft gegen einen Lügner im Amt des Bundesverteidigungsministers.
Da gibt es das Wechselspiel zwischen klassischen Medien (Rundfunk, Fernsehen, print) und den sozialen Netzwerken. Sie befruchten sich gegenseitig, korrigieren sich, kommentieren sich, nehmen Anteil und Einfluß aneinander und aufeinander. Und beeinflussen damit natürlich auch das Geschehen in Parlament und Regierung.
Blogger haben eine große Kraft und großen Einfluss, denn sie können sich gegenseitig in Sekundenschnelle unterstützen. Blitzschnell wird aus einem einzelnen posting eine ganze Welle im Netz.
Wenn sie authentisch sind. Denn die Währung des Internets ist Authentizität.
In diesen Tagen, in denen die NATO über eine Invasion in Nordafrika nachdenkt; in diesen Tagen, in denen die deutsche Wissenschaft ihren guten Ruf zu verteidigen hat gegenüber einem Hochstapler und Verführer im Amt eines Bundesministers; in diesen Tagen hat das bloggen und posten eine besondere Aufgabe: es kann dazu dienen, dem mainstream entgegenzuwirken.
Die community wendet sich gegen die von der BILD behauptete Meinungsführerschaft. Und sie hilft, die Ehre der deutschen Wissenschaft zu verteidigen.
Ein offener Brief junger Promovenden an die Kanzlerin findet innerhalb weniger Tage viele Zehntausend Unterzeichner und verleiht dem Anliegen dadurch große Resonanz.
Eine Stellungnahme von über tausend Professoren findet innerhalb kürzester Zeit europaweite Verbreitung.
Ich habe nur die Worte.
Und einen Computer.
Und ein wenig politische Erfahrung.
Das Internet ist ein wunderbare Möglichkeit der politischen Teilhabe. Ich arbeite gern mit den neuen Medien. Ich lerne tägliche neue, interessante Menschen auf diesem Wege kennen, kann mich mit ihnen austauschen, argumentieren, zuhören. Es ist eine sehr große Bereicherung in meinem Leben.
Blogger sind keine „jungen Spinner“, wie es mancher in der Politik gern hätte.
Blogger sind Staatsbürger ohne Uniform. Aber mit Computer.
Unsere Demokratie kann dieses wunderbare Instrument der Teilhabe wirklich sehr gebrauchen gegenüber denen, die glauben, sich die Republik einfach kaufen zu können.
Wir werden ihnen unseren Widerstand entgegensetzen.
Diese Republik ist nicht käuflich!
@ „in die Jahre gekommen“ bei fb
was heisst “ in die“ ?
compagnero, es sind doch auch die Deinen
hallo Dorothea, ja, das ist wohl so, es sind auch die meinen….-:)