SS-General Mueller-Darss und der Bundesnachrichtendienst


Man kannte ihn. „Sind Sie bei Ihren Recherchen zur frühen Geschichte des Bundesnachrichtendienstes auf Franz Mueller-Darss, den „Hundemüller“ gestoßen?“ hatte ich vor einiger Zeit Dr. Gerhard Sälter gefragt, der in der Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des BND maßgeblich mitarbeitet.

„Ja, wir kennen ihn. Es gibt mehrere Akten über ihn beim BND, darunter 2 Personalakten. Ich kann Ihnen sagen: Mueller-Darss war von 1948 zunächst im Dienste der Organisation Gehlen, dann bis 1966 im Dienste des BND“, so schrieb mir Dr. Sälter im September 2020.


Mueller-Darss gehörte zur Riege derjenigen, von denen im hier eingefügten Film von ARTE (2018) die Rede ist: https://www.youtube.com/watch?v=bjI5t2hKGD4&feature=share&fbclid=IwAR0JOPR9SNBQ3FBCMZhmPGsVNJ7hqgKHYXmfWlo9R-ZKFP8vLbBX7ZnX5fk

Generalmajor der Waffen SS. Franz Mueller-Darss. Lebenslauf anhand von Dokumenten

Generalmajor der Waffen SS.               Franz Mueller-Darss. Lebenslauf anhand von Dokumenten

DatumVorgangDokument
29. April 1890 * in Lindau, Landkreis Nordheim (Untereichsfeld) als Sohn eines Forstmeisters geboren BArchR1501/127660
1901 Eintritt in das Kadettenkorps in Ploonhandschriftlicher Lebenslauf von 1936 im Zusammenhang mit der Aufnahme in die SS, BArch R 1501
https://www.facebook.com/DarssGeschichte/photos/a.109516313782741/152024429531929
1905 Versetzung an die Kadettenanstalt Berlin-LichterfeldeHandschriftlicher Lebenslauf von 1936, BA R 1501
1910 AbiturAbiturhandschriftlicher und maschinenschriftlicher Lebenslauf
1932„Zur Partei gemeldet“. maschinenschriftlicher Lebenslauf in der SS-Personalakte, BArch.
1.5.1933Mitglied der NSDAP, Mitgliedsnummer 2.225.286auf allen Personalbögen in der SS-Personalakte vermerkt
1933Mitglied der SA; Führer der SA-Reiterstaffel in Born a. Darssmaschinenschriftlicher Lebenslauf in der SS-Personalakte
13. 5.
1934
Geburt des Sohnes Hubertus MuellerSchulbuch Born, in dem auch die Einschulung am 28.3.1940
https://www.facebook.com/DarssGeschichte/photos/a.109516313782741/155080292559676
Der Name Hubertus Mueller-Darss wird später im Jahre 1992 in einem Dokument der ILO (Organisation der UNO) über Internationale Forstwirtschaft wieder auftauchen und einer Beerdigungsanzeige aus dem Jahre 2007, in der er unterzeichnet hat.
4.4. 1936Antrag auf Aufnahme in die SShttps://www.facebook.com/DarssGeschichte/photos/a.1095163
13782741/151530252914680 ; BArch.
27.10.1936Mueller will offensichtlich beschleunigt in die SS aufgenommen werden. der vom 27.10.1936 an ihn adressierte Brief bittet ihn, Ariernachweis und andere Unterlagen so schnell wie möglich beizubringen, damit er wie gewünscht, zum November (übliches Eintrittsdatum) aufgenommen werden könne. vgl. https://www.facebook.com/DarssGeschichte/photos/a.109516313782741/152012989533073
9.11. 1936Aufnahme in die SS. Gleichzeitige erste Beförderung zum Untersturmführer. Mitgliedsnummer: 277.284sowohl NSDAP als auch SS-Mitgliedsnummern sind faktisch auf beinahe allen Schriftstücken der SS-Personalakte vermerkt und kehren ständig wieder.
https://www.facebook.com/DarssGeschichte/photos/a.109516313782741/399295754804794
28.10. 1937Mueller will offensichtlich zum Sicherheitsdienst (SD) der SS wechselnvgl. Anfrage, ob gegen eine Versetzung zum SD Bedenken bestehen in der SS-Personalakte Mueller-Darss; nach 1945 wird Mueller bei der Organisation Gehlen und dann beim Bundesnachrichtendienst anheuern (von 1948 – 1966); die Spur zum „Sicherheitsdienst“ beginnt im Jahre 1937.
https://www.facebook.com/DarssGeschichte/photos/a.109516313782741/399315804802789
9.10. 1937Mueller wird vor allem „im SD“ verwandtPersonalakte Mueller-Darss im Bundesarchiv. Interessant: das Dokument ist von „Prützmann“ unterzeichnet. Nach dem Krieg wird Prützmann Selbstmord begehen und Mueller-Darss wird Prützmanns Frau Christa heiraten. Offensichtlich bestanden enge Beziehungen zwischen Mueller-Darss und Familie Prützmann. vgl. auch https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Adolf_Pr%C3%BCtzmann
https://www.facebook.com/DarssGeschichte/photos/a.109516313782741/399354511465585/
1. 5. 1941Mueller wird in den Persönlichen Stab des Reichsführers SS, Himmler, übernommenSS-Personalakte, Bundesarchiv
https://www.facebook.com/DarssGeschichte/photos/a.109516313782741/399345294799840/
15.5.1942Mueller ist „Im Persönlichen Stab des RFSS Beauftragter für das Diensthundewesen“ und damit für alle Militär-, Polizei- und KZ-Hunde, inklusive Ausbildung der Hundeführer verantwortlichSS-Personalakte; Bundesarchiv, https://www.facebook.com/DarssGeschichte/photos/a.109516313782741/399424804791889/
19.10. 1943Mueller versucht zu verhindern, dass er zur Wehrmacht eingezogen wirdhttps://www.facebook.com/DarssGeschichte/photos/a.109516313782741/399374851463551/
21.12.1944die letzte Beförderung zum SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS SS-Personalakte Mueller-Darss; Bundesarchiv
https://www.facebook.com/DarssGeschichte/photos/a.109516313782741/151891216211917
1948 – 1960Mueller-Darss lebt in Hamburgim September 1949 gibt er in Hamburg „eine Erklärung“ ab in einem Verfahren, bei dem es um Umsiedlungspläne der Nazis ging. Dieses Dokument ist überprüft worden. Nach Auskunft des Einwohnermeldeamtes lebte ein Franz Müller-Darss von 1948 bis 1960 in Hamburg. Als Beruf habe er „Forstmeister in Ruhe“ angegeben. Offensichtlich fälscht er mittlerweile auch seine eigene Unterschrift, um Spuren zu verwischen. Der Beleg ist hier festgehalten: https://www.facebook.com/DarssGeschichte/photos/pcb.400004454733924/400002491400787/
18.6.1976Tod in Lenggries/Bad Tölz Bayern

Ausgewertet und überprüft wurde vor allem die SS-Personalakte Franz Mueller-Darss, die im Bundesarchiv eingesehen wurde. (BArch R 1501/127660). Einsicht und Auswertung weiterer Unterlagen für die Jahre nach 1945 beim BND (u.a. 2 Bände Personalakten) und beim BStU stehen noch aus. (Stand 4.10.2020, wird fortlaufend bearbeitet und aktualisiert)

Schatten im Schilf

Schatten im Schilf

Nebel im Schilf. Ich sehe Schatten gehen. Der Mond schmutziggelb im Dunst.
Die Tochter von Meta Zils kommt gegangen von Bliesenrade. Nachts geht sie durchs Schilf, duckt sich, versteckt sich, man hat ihr einen Pfad gewiesen hinüber zum Forsthaus. Dort schuftet ihre Mutter für den Forstmeister. Der ist bei der SS seit 1936. Und die Meta, die ist aus Ravensbrück.
Ich sehe Schatten gehen. Vergangenes. Siehst du, da gehen sie.
Da, am Kleinen Stern, da sehe ich die Kinder spielen im Schrott, den die SS hinterlassen hat. Görings „Leibstandarte“, wie man behauptet, dabei war es nur ein Wachbataillon. Man hat die Autos gesprengt mitten im Wald als der Krieg verloren war und von der zurückgebliebenen Munition hat noch ein Kind ein Auge verloren, als es damit spielte. Der Alte hat es mir erzählt.
Den seh ich als Jungen durchs Dorf gehen, hinüber in die „Grüne Hufe“, da hat man gewohnt in jenen Tagen.
Die Häftlinge aus dem „Borner Hof“ sind da an einem Haus zugange und mauern und werkeln, wie du sehen kannst. Die SS gleich daneben mit ihren scharfen Hunden, die überall im Dorf zu sehen und zu hören sind.
„Der war so scharf, der hat meiner Mutter die frische Wäsche zerrissen, wenn ein kleiner Wind wehte im Hof. Dem konnten wir das Fressen nur mit einer Stange zuschieben. Mein Vater hat ihn töten müssen, es ging nicht mit dem.“

Schatten im Schilf. Schatten im Wald.
Da kommen sie geritten.
Der Forstmeister Mueller und der Förster Mehl und der Beilhardt und der Kruse. Stecken die Köpfe zusammen und haben was zu reden.

Schatten im Wald.
Bunker im Wald.
Da haben sich Männer versteckt, die sind aus Peenemünde gekommen und von der Sundischen Wiese. Haben sich mit dem Forstmeister verabredet und wollen fliehen, als die Russen schon in Barth standen.
Der Fischer Becker wird ihnen ein Boot geben in der nebligen Nacht. Er hat ja seine Fischerei gleich unten am Forsthaus.

Nebel auf dem Bodden. Der Mond schwindsüchtig und schmutzig.
Die Männer rudern nachts.
Sie hatten sich versteckt im Wald. Zwei ihrer Bunker hat man gefunden später. Als die Jungs aus dem Dorf zusammen mit den „Kosaken“ auf dem Panjewagen ins Holz gefahren waren. Der eine davon hat noch Ärger gekriegt zu Hause, weil der Hirsch, den die Russen geschossen hatten, mit auf dem Wagen lag, gleich neben dem Jungen. Und der hatte nun die Haare voll von den Hirschläusen. Er hat mirs selbst erzählt.
Bei Ahrenshoop hat man später ein gestrandetes Landungsboot gefunden. Sie haben versucht, sich über die See abzusetzen Richtung Westen. Nur weg von den Russen.
Später findet man ihn wieder, den Forstmeister, den General der Waffen SS. Man findet ihn in Bayern. Aber da arbeitet er schon für den Bundesnachrichtendienst.

Schatten im Dorf.
„Die Tochter lebt ja noch“ höre ich vom Alten. „Von dem SS-Mann leben ja noch Enkel im Dorf“ sagt er auch noch. „Die reden da nicht so gerne drüber“ sagt er. „Wer dabei war, weiß es, redet aber nicht.“
Daher kommen die Schatten im Dorf.
Gespenster gehen durch die Gärten.
Nachts, wenn der schmutzige Mond übers Schilf gezogen kommt.
Weil nicht geredet wird. Dabei haben die Häftlinge mitten im Dorf gehaust. Der „Borner Hof“ war vergittert und eingezäunt, Hunde davor, Wachmannschaften in der oberen Etage. „Ich höre sie ja noch, wie sie morgens mit ihren Holzpantinen losgezogen sind und ihr Lied singen mussten“ sagt der Alte.
Russische Kriegsgefangene. Mussten Stubben sprengen im Wald. Das nach der Holzernte übrig gebliebene massive Wurzelwerk auf der Lichtung war so leicht nicht zu roden, man musste sprengen. „Manchmal haben sie schon gezündet, da war der Russe noch gar nicht weg vom Stubben. Da hat es Verletzte gegeben. Tote auch. Man hat sie beerdigt da in der Ecke auf dem Friedhof.
Vom SS-Mann Hans Kruse wird erzählt, er soll noch ins Grab gepinkelt haben bei der Beerdigung.“ Sagt der Alte.

Da schreit der Kranich im Schilf.
Das Schilf hat nichts vergessen, es hat diese Geschichten tief im Wurzelwerk eingeschlossen, wenn der Wind durchs Schilf gezogen kommt, hört man diese alten Geschichten.
Die Leute wollen nicht erinnert werden. Dass das alles mitten im Dorf passiert ist, das wollen sie nicht hören.
Sie wollen nicht erinnert werden, dass sie ihre Vorteile hatten vom SS-Mann im Forsthaus. Der hat ihnen Jagdrechte gewährt und andere Privilegien. Man hat ja auch profitiert von dem.
Aber das soll jetzt keiner wissen.
Das stört die Urlauber. Und vor allem die, die immer noch am Schilf wohnen.

Inzwischen sind vierzig Jahre Sozialismus im Dorf gewesen und dreißig Jahre Kapitalismus auch, die Leute reden vom Geld, fast nur noch vom Geld, die Häuser sind was wert heutzutage – aber über die alten Zeiten will man immer noch nicht reden. Siebzig, achtzig Jahre ist das nun alles her – aber geredet wird immer noch nicht. Deswegen gehen die Schatten durchs Dorf.

„Naja, die Männer waren weg, es gab viele junge Frauen im Dorf und die jungen SS-Männer am „Borner Hof“ waren schick in ihren schwarzen Uniformen, da hat sich so einiges getan. Nicht für immer, aber einige sind ja doch geblieben“ sagt der Alte. „Enkel von dem sind ja heute noch im Dorf“.
Da gehen die Schatten.

Es ist Winter geworden. Neue Häftlinge sind gekommen. In Wieck haben sie Schilf geschnitten, bis an die Knie im eisigen Wasser, in die Schuhe hatte man ihnen extra Löcher hineingeschnitten, damit auch ja das Eiswasser hineinlief.
In Zingst auch. Von Neuengamme sind sie gekommen. Die Frauen beim Forstmeister sind aus Ravensbrück. Sie müssen bei den Tieren schlafen.
Meta Zils hat das überlebt. Ihre Tochter hat sie besuchen können, nachts ist sie durchs Schilf gekommen von Bliesenrade, weil ihr einer den Weg gezeigt hat. Auch das hats gegeben.

Hedwig, das Findelkind.
Man hat sie in einem Fischerkahn gefunden. Ihre Eltern und Großeltern wurden in Ostpreußen erschossen. Das Kind blieb übrig. Die Eltern des Alten haben sie aufgenommen.
Hedwig hat sich die Pulsadern aufgeschnitten, da war sie achtzehn. Der Doktor war grad noch rechtzeitig da. Sie konnte seit jenen Tagen nicht ohne Zittern neben einem Russen sein. Heinz Michaelis hat sie geheiratet. Sie haben später an der Nordsee gewohnt.
Das Schilf bringt mir diese Geschichte herüber, der Alte hat sie mir erzählt.
Der Mond zieht schmutzig gelb hinter Regenwolken bei solchen Geschichten.
Und die Frau Kasten hat der Maria, so hieß die junge Häftlingsfrau wohl, die Frau Kasten hat der Maria, die da mit nackten Füßen in den Holzpantinen im kalten Oktober auf dem Feld Kartoffeln roden musste, was Warmes zu essen zugesteckt. Dafür hat man sie angezeigt im Dorf. So waren die Zeiten.

„Es ist nicht so, dass man die Familie Albitzius enteignet hat, wie immer behauptet wird. Den „Borner Hof“ werden sie so an die SS gegeben haben, waren ja selber in der NSDAP. Die Frau Kasten haben sie angezeigt, weil sie der Marie was Warmes zugesteckt hat. So war das“ sagt der Alte.
Und kaum hat er die Geschichte erzählt, versteckt die sich schon wieder im Schilf.
Sowas will keiner hören im Dorf.

Wenn ich heute durchs Dorf gehe, schreit mich dieses Schweigen an.
Hinter all den aufgedonnerten Häuserfassaden mit ihren Touristen-Türchen dröhnt das Schweigen. Ich laufe wie in dicker Milch, neblig, schwer voran zu kommen. Zähe, träge Geschichten drängen aus den Häusern, wenn man mal hinter die Fassaden schaut.
Die Menschen schweigen so dröhnend, sie sind regelrecht gelähmt davon, sie haben es nach 70 Jahren ja nicht mal geschafft, eine kleine Gedenktafel an den „Borner Hof“ anzuschrauben, dass hier KZ-Häftlinge gehaust haben. Nicht mal so ein Schildchen haben sie angeschraubt.
Sie wollen nicht erinnert werden und sie wollen nicht erinnern. Nein, sie wollen davon nichts hören.
Deshalb gehen nachts die Schatten.

„Der Polizist aus Wieck hat den wohl erschossen, wird erzählt“ sagt der Alte. Die Rede ist von einem der Häftlinge, die fliehen wollten. In einem Heuschober auf der Wiese hat man ihn gefunden. Irgendeiner der Hunde wird ihn wohl erschnüffelt haben. Dann haben sie ihn einfach abgeknallt und verscharrt. Von mehreren Fluchtversuchen ist die Rede im Dorf. Einen hat man sogar in Stralsund aufgegriffen, da war der Lagerleiter Wilhelm Plöger persönlich an der Verhaftung beteiligt. Über eine Woche war der Flüchtling unterwegs. Dann hat man ihn abgeknallt.
Wilhelm Plöger, der Lagerleiter von der SS. Der war ja auch liiert im Dorf. Die Tante vom Alten hat mit ihm gelebt.
Und seine Kumpels von der SS und von der NSDAP. Der Ernst Koppelmann und der Friedrich Wendland. Ein paar von denen sind in der Russenzeit nach Fünfeichen gekommen. Range, der Schwager von Koppelmann, hat das nicht überlebt – erzählt der Alte.
Den ersten Kommandanten hat er ja noch gekannt. Peter hieß der. Konnte deutsch. Kommandant Peter ging im Haus des Vaters ein und aus, denn der Vater war ja für die Verpflegung im Dorf zuständig geworden. Es gibt sogar ein Foto von diesem Peter aus Russland.

Wenn ich heute durchs Dorf gehe, höre ich noch immer die Hunde bellen.
Am Forsthaus waren die Zwinger, an der „Alten Bäckerei“, wie man heute sagt, ebenfalls. Mitten im Dorf waren die Käfige. Die SS hat diese Hunde trainiert, sie sollten Häftlinge töten lernen. Die Hundetrainer von der SS haben sich Häftlingslumpen angezogen, damit die Hunde lernten, wen sie zerreißen sollten. Der SS Mann im Forsthaus hat die ausgebildet, da war er schon im Persönlichen Stab vom Reichsführer SS, Heinrich Himmler. KZ-Wachhunde.

Schatten gehen durchs Schilf. Da steht das Haus im Moor. Häftlinge haben es gebaut. „Da wohnte einer in Zivil“, sagt der Alte. „Wenn der in die Stube kam, da standen die Leute schon stramm, da hatte der den Hut noch nicht mal abgesetzt. Irgendein hohes Tier von der Gestapo muss das gewesen sein.“
Das Haus im Moor steht heute noch.
Schatten im Schilf. Der Mond hängt schief und gelb und schmutzig über dem Bodden.
„Und bei Familie Tarn hat einer gewohnt, zu dem sagten sie nur „der Major“. Was der eigentlich gemacht hat, wusste auch keiner.“

Im Mai war der Krieg zu Ende. Einige wollten das im Juni immer noch nicht glauben. Nach dem Krieg verkrochen sich die Menschen in ihre Häuser. Ihre Geschichten haben sie im Schilf vergraben und im Moor versenkt. Aber das Schilf hat sie aufgehoben.

„Eine Entnazifizierung hats hier eigentlich nicht gegeben“ sagt der Alte. „Die SS war ja abgehauen, nur ein paar wenige waren noch da. Zwei, drei Leute kamen nach Fünfeichen, sind aber zurückgekommen. Der Lehrer Paul Treu hatte es schwer, denn der war ja der Chef der Schule hier und der war ja oft mit der SA-Uniform in die Schule gekommen. Nach dem Krieg war der ganz schön gekniffen“ sagt der Alte.
Übrigens, die Sache mit Peterssons Hof sei ja auch etwas anders gewesen, als man heute so hört. Nach Petersson habe der Hof nämlich einer Familie Willschky gehört. „Dieser Willschky war auch bei der SS“ sagt der Alte und es rauscht im Schilf.

Heinrich, der Landarzt.
„Der hatte anfangs, als die Russen kamen, ein bisschen Schwierigkeiten gehabt. Er war ja der Leibarzt vom Mueller-Darss.“ Aber auf den Heinrich lässt der Alte nichts kommen. „Der Heinrich, das war unser Lebensretter und unser Doktor“ sagt er. Man war angewiesen auf den Heinrich, wenn sich einer die Pulsadern aufgeschnitten hatte wie die Hedwig; oder wenn sich ein Kind das Auge rausgeschossen hatte beim Spielen mit Munition; oder wenn einer unter dem Baumstamm lag, weil der Stamm falsch gefallen war beim Fällen im Forst. Auf den Heinrich lassen sie nichts kommen. Man kann das verstehen. Er war ihr Lebensretter.

Man möchte gar nicht wissen, wie viele Revolver, Gewehre, Helme, Munition und anderes Gerät in den Bodden geworfen wurden in jenen Tagen, als die Russen kamen. Fotos wurden verbrannt, Uniformen auch, Fahnen sowieso.
Etliches hat man vergraben und vor allem hat man geschwiegen. Keiner wusste irgendwas.
Wenn einer was sagte, dann nur, wenn er ausdrücklich gefragt wurde. Und selbst dann sagte er nur, was man ohnehin schon wusste.

Das Schweigen dröhnt im Dorf. Jetzt wollen sie für sage und schreibe 25.000 Euro einen Historiker damit beauftragen, das alles aufzuschreiben, dabei haben schon die wichtigsten Historiker aufgeschrieben, was über das KZ-Außenlager in Born zu sagen ist. Da gibt’s nichts Neues aufzuschreiben. Man will nur Zeit gewinnen. Man will jetzt nicht eine Gedenktafel an den „Borner Hof“ schrauben, das sei alles „übereilt“ und „viel zu schnell“ und all das. Ein Historiker soll also aufschreiben, was längst bekannt ist.
Und die eigentlichen Geschichten, die Geschichten aus dem Schilf, die weiß man selber, man muss nur die Alten endlich fragen.
Und die müssen endlich den Mund aufmachen. Viel Zeit haben sie nicht mehr.

Solange sie nicht reden, hängt der Mond schief und schmutzig über dem Bodden und der Wind rauscht durchs Schilf.
Und die Schatten gehen durch das Dorf. Nachts.

Die Zwangsarbeiterinnen in Born


Am 7. September 2020 hatte ich Gelegenheit, ausführlich mit dem mittlerweile 84-jährigen Hafenmeister von Born, Werner Witt zu sprechen. Werner Witt ist ein „Kriegskind“. Er erinnert sich noch daran, wie er als Junge gemeinsam mit anderen mit den gesprengten Fahrzeugen der SS im Darßer Wald gespielt hat und wie dabei einem seiner Spielkameraden ein Splitter ins Auge geflogen ist.
Werner Witt hat im Hause seiner Eltern viel mitbekommen, sein Vater war unmittelbar nach dem Krieg von „den Russen“ damit beauftragt worden, für die Verpflegung der Bevölkerung zu sorgen, später dann war sein Vater lange Zeit Bürgermeister in Born.
Im Gespräch mit ihm erfahre ich, dass es in Born nicht nur die Häftlinge im „Borner Hof“ gab, überwiegend russische Kriegsgefangene und die vier Zeuginnen Jehovas, die in der Forstmeisterei arbeiten mussten, es gab darüber hinaus im Ort selbst Zwangsarbeiterinnen. Von denen erzählt Werner Witt zum Beispiel, dass „Maria“ in einem kalten Oktober barfuß in Holzpantinen Kartoffeln roden musste. Eine Nachbarin, Frau Kasten, hatte der Marie „was Warmes zugesteckt“, woraufhin sie angezeigt wurde.

Nach dem Krieg wurden Bauern, die Zwangsarbeiter beschäftigt hatten, zur Verantwortung gezogen. Einige von ihnen waren in „Fünfeichen“, einem Sonderlager des NKWD.

Unterschiede beim Umgang mit der NS-Zeit

Unterschiede beim Umgang mit der NS-Zeit

Es gibt Unterschiede beim öffentlichen Umgang mit der NS-Zeit. Manche Städte und Dörfer kümmern sich aktiv darum, historische Erkenntnis vor Ort so umzusetzen und öffentlich zu machen, dass sich auch Ortsfremde schnell in die Geschichte des Ortes einfinden und erfahren können, was im Ort vor sich gegangen ist. Prora ist so ein Ort.
Ribnitz-Damgarten ist ein eben solcher Ort. Auch hier kümmert man sich aktiv um die Erforschung der Ortsgeschichte und lässt auch keine Epoche aus, wie in anderen Orten.
Heute hatte ich Gelegenheit, mit dem stellvertretenden Leiter der Lokalredaktion Ribnitz-Damgarten der Ostsee-Zeitung zu sprechen. Und ich fand einen promovierten Historiker vor mir, der sich kontinuierlich und sorgfältig um Recherche und Aufarbeitung der Ortsgeschichte kümmert. Gemeinsam mit anderen tut er das. Da geht es um die frühe Vergangenheit von Ribnitz und Damgarten ebenso, wie um die Zeit zwischen 1933 und 45; die Zeit unmittelbar nach dem Krieg, geprägt von Flüchtlingen und Besatzungszeit ebenso, wie die Zeit der frühen DDR. Die DDR-Zeit ebenso wie die nun mittlerweile schon wieder 30 Jahre gesamtdeutscher Entwicklung. Die Redaktion hält bei all diesen Themen einen sehr engen Kontakt zur Bevölkerung, nimmt Anregungen auf, folgt verschütteten Spuren. Es ist eine gute Gemeinsamkeit geworden zwischen Arbeit in der Redaktion und Leserschaft.
Dr. Edwin Sternkiker zeigte sich als bestens informierter, gründlich arbeitender Journalist, der sich einer sorgfältigen Geschichtsschreibung verpflichtet weiß. Diese Begegnung war für mich wie eine erfrischende Wohltat. Es ist nicht selbstverständlich, dass Zeitungen auf diese Art ihre Verantwortung wahrnehmen, aber es ist erwähnenswert.

Erinnerungskultur auf dem Darss – ohne NS-Zeit?

Erinnerungskultur auf dem Darss – ohne NS-Zeit?

Viele Gespräche liegen hinter mir. Mit vielen Menschen in den Orten des Darss habe ich inzwischen gesprochen und ihre Informationen dokumentiert.
Mich interessiert, was gewesen ist zwischen 1933 und 1945 in Prerow, Zingst, Barth, Bodstedt, Ribnitz, Ahrenshoop, Wustrow, Born, Wieck. Man erfährt nämlich so schrecklich wenig.
Ich hatte deshalb im vorigen Jahr damit begonnen, Informationen zusammenzutragen und hatte als einen ersten Beitrag das Büchlein über den Darss zwischen 1933 und 45 als „regionalgeschichtliche Studie“ veröffentlicht. Das Buch wird gelesen, wird weitergereicht und führt zu weiteren Gesprächen, das freut mich. Man hat mir auch versichert, man wolle nun „einen Historiker beauftragen, die Geschichte des „Borner Hofs“ und des Forsthauses gründlich aufzuarbeiten“, was ja so wirklich nötig nicht ist, weil die Dokumente ja vorliegen, und außerdem kann das dauern.
Wirklich vorangekommen sind wir also noch nicht. Nach wie vor zeigen die Homepages der Kommunen keinen Hinweis auf diese Zeit (Ausnahme: Wieck d. Darss und Barth). Es gibt also Widerstände.

Auf einen dieser „Widerstände“ will ich hier im Beitrag eingehen: man kann auf dem Darss den Einwand hören, die aktive Erinnerung an die NS-Zeit „störe den Tourismus“, die Urlauber wollten „in Ruhe gelassen werden“. So jedenfalls lautet die unbelegte Behauptung. Man befürchtet gar zum „Sammelbecken für Neonazis“ zu werden, wenn man sich den Jahren zwischen 1933 und 1945 auch öffentlich stellt und dokumentiert, was gewesen ist. Die Erfahrung der zahlreichen Gedenkstätten in Deutschland sagt allerdings etwas anderes.

Ich halte solche Einwände auch für vorgeschobene Argumente.
Denn es gibt zahlreiche Beispiele, in denen Städte die aktive Erinnerungsarbeit an die NS-Zeit sehr gut mit ihren Tourismuskonzepten verbinden. Weimar und Buchenwald sind so ein Beispiel.

Aber eben auch Prora auf Rügen.
Das dortige Dokumentationszentrum macht eine hervorragende Arbeit und, wie ich heute gefunden habe, wirbt sogar ein großer Tourismus-Anbieter auf der Insel Rügen dafür, das Dokumentationszentrum unbedingt aufzusuchen und sich mit der NS-Geschichte der NS-Urlauber-Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF) zu befassen, die ja auch auf dem Darss millionenfach Urlauber an die Ostseeküste befördert hat. Man hat verstanden, dass aktive Erinnerungsarbeit sogar eine Chance für den Tourismus bedeuten kann, denn Urlauber haben Zeit, sich einmal gründlicher auch mit historischen Zusammenhängen zu befassen. Und genau das tun sie: sie besuchen Museen, Kirchen, Gedenkstätten. Kulturtourismus ist ein großes Segment. Verbunden mit Bildungsarbeit kann so ein Tourismus einen wichtigen Beitrag zu einer guten Erinnerungskultur leisten. So sieht man es in Prora auf Rügen.

Das ist wirklich bemerkenswert, denn es liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Darss. Man kann sozusagen „hinüberschauen“ zur Insel Rügen. Und dort in Prora kann man sehen, wie gelingende Erinnerungskultur und Tourismus Hand in Hand gehen. Ich empfehle den Kommunalpolitikerinnen und -politikern auf dem Darss sehr, sich das Dokumentationszentrum in Prora anzuschauen, man kann dort sehen, wie es gelingen kann. Erinnerungskultur und Tourismus schließen sich nicht aus, wie behauptet wird; das Gegenteil trifft zu: sie unterstützen sich wechselseitig. Wenn man es richtig macht wie in Prora.

Wenn Recherchen zur NS-Zeit unbequem sind. Etwas aus #Born auf dem Darß.

Wenn Recherchen zur NS-Zeit unbequem sind. Etwas aus #Born auf dem Darß.

Mitarbeiter vom Bundesarchiv haben mir heute eine Mail geschickt, ich habe da ja noch unabgeschlossene Recherchen zu Franz Mueller-Darß in Arbeit, die sich insbesondere auf die Zeit nach 1945 beziehen (seine SS-Personalakte habe ich ja bereits gründlich ausgewertet und auch dokumentiert) weshalb ich annahm, die Mail bezöge sich auf diese Arbeiten, aber nein, es ging um etwas anderes, nämlich um Folgendes: da hat jemand im Bundesarchiv angerufen.
„Ein in Born a. d. Darß lebender Herr rief an, um mitzuteilen, dass er
Ihre Forschungsfortschritte über Ihren Blog „Ich werfe Kieselsteine in
den Strom“ verfolgt. Diesem Blog entnahm er, dass Sie im Bundesarchiv
Berlin und Bayreuth forschen und außerdem für die Anbringung einer
Gedenktafel am Forstmuseum plädieren, die die NS-Vergangenheit des
Müller-Darß näher beleuchtet.
Der Anrufer befürchtet, dass Sie wegen dieser Idee Repressalien aus
der rechtsgerichteten Kreisen der Bevölkerung auf dem Darß ausgesetzt
sein könnten und außerdem mit Widerstand aus den Reihen der
Ortspolitik und des Tourismusverbandes zu rechnen hätten. Man fürchte,
dass aus dem Jagdhaus eine Art Neonazi-Pilgerstätte werden könnte und
außerdem dieser dunkle Teil der Ortsgeschichte das touristische Idyll 
des Seebades stören könnte. Der Anrufer fand, wir sollten Sie
diesbezüglich warnen. Wie er selbst zu der Angelegenheit steht, blieb
unklar, er wirkte neutral“.

In meiner Antwortmail heißt es:

„….herzlichen Dank für Ihre Mail mit dem Hinweis auf den Anruf aus Born a. Darß, der Sie kürzlich erreichte. Die Regionalforscherin Helga Radau, die über das KZ-Außenlager in Barth recherchiert und publiziert hat, hatte mich schon darauf aufmerksam gemacht, dass es vor Ort in Born vor allem von Seiten des Tourismus die Position zu hören gäbe, man solle nicht in der Vergangenheit „herumwühlen“, das würde nur „den Tourismus stören“. Der Herr, der Sie angerufen hat, hat sich bei mir bislang noch nicht gemeldet. Mein Büchlein mit den ersten dokumentierten Forschungsergebnissen zum „Borner Hof“ und zum dort untergebrachten KZ-Außenlager von Ravensbrück und von Neuengamme jedenfalls stößt vor Ort auf reges Interesse. Die Leiterin des Darss-Museums, die ich am Wochenende anlässlich eines runden Geburtstages traf, hat mir mitgeteilt, sie verfüge über einen Fundus von ca. 50.000 Fotos aus der Zeit von 1910 bis 1972, die vom Ortsfotografen Wiese angefertigt worden seien und dessen fotografischen Nachlass sie nun im Museum in Prerow nach und nach erschließe. Die Fotos seien bereits gescannt und würden nun „verstichwortet“, jedenfalls habe sie bei der Lektüre meines Büchleins bereits etliche Notizen machen können, um ihre eigenen Fotos als Ergänzung zur Verfügung stellen zu können. Sowohl der Bürgermeister in Prerow, als auch die Museumsleiterin in Prerow als auch die Kirchgemeinde in Prerow haben großes Interesse, dass die Forschungen weitergehen. In Born selbst liegen vorzügliche Dokumente, die aber dort leider nicht publiziert werden, ich hoffe, dass ich da nach und nach weiter voran komme.
Ihnen jedenfalls zunächst nochmals Dank für Ihren Hinweis und Dank auch für die gute fachliche Zusammenarbeit in der Sache selbst. Ich bin gespannt, ob wir noch Dokumente über Mueller-Darss nach 1945 finden können, Wikipedia behauptet ja, er habe Anfang der fünfziger Jahres beim damals entstehenden BND angeheuert, wie so viele andere SS-Leute ja auch.
Beste Grüße aus Berlin! Ulrich Kasparick
Soweit die Faktenlage zu meinen aktuellen Recherchen.
Zur Sache selbst will ich anmerken:
die Städte und Gemeinden in Deutschland gehen sehr verschieden mit den Jahren zwischen 1933 und 1945 um.
Es gibt Städte und Gemeinden, die zusammen mit ihren Museen und Heimatforschern, zusammen mit den Historischen Fakultäten der Universitäten und lokalen Geschichtsvereinen eine hervorragende Dokumentations- und Aufklärungsarbeit geleistet haben und leisten.Und dann gibt es Städte und Gemeinden, die haben Angst.
Die versuchen, obwohl die Zeit zwischen 1933 und 1945 durch zahlreiche Forschungen bestens dokumentiert und erschlossen ist, jene Zeit in ihrem konkreten Ort zu verschweigen.  Das funktioniert aber nicht, wie man auch in zahlreichen Städten und Gemeinden studieren kann. Es funktioniert deshalb nicht, weil man Geschehenes nicht ungeschehen machen kann.
Gedenkstättenarbeit kann sogar Bestandteil eines lokalen Tourismuskonzeptes werden, wenn man die Sache richtig anpackt, auch dafür gibt es mittlerweile in Deutschland sehr gute Beispiele.

Ich weiß, daß auch in Born die Stimmen zur Frage, wie man mit der Vergangenheit umgehen sollte, verschieden sind. Und ich bin überzeugt davon, dass sich die Stimmen derjenigen durchsetzen werden, die sagen: die Dokumente liegen ja vor, es gibt keinen Grund, sie zu verschweigen. Erinnerungsarbeit hat in Deutschland mittlerweile selber über 60 Jahre Erfahrungen sammeln können. Die Museen, Geschichtsvereine, Universitäten und Historiker, die über jene Zeit gearbeitet haben und arbeiten, verfügen über sehr große Erfahrung, wie man angemessen jene Jahre dokumentiert und wie man angemessen mit den Dokumenten umgeht. Das, was in dieser Hinsicht in anderen Orten Deutschlands inzwischen bestens gelungen ist, gelingt ganz bestimmt auch im schönen Dörfchen Born auf dem Darß.

 

SS-Generalmajor Franz Mueller-Darss und seine „reißenden Bestien“, die KZ-Wachhunde


Er ist davongekommen. Niemand hat ihn vor Gericht gestellt. Das hat mir vorige Woche auch das Bundesarchiv schriftlich bestätigt.  Nach dem Krieg hat er seine Dienste dem Bundesnachrichtendienst verkauft. Mueller-Darss hatte vor allem eines im Kopf: die eigene Karriere. Menschen waren ihm weitgehend egal.
Rechts ein Foto aus den Fünfziger Jahren mit seiner dritten Ehefrau. Links ein Foto aus seiner SS-Personalakte von 1936, die ich kürzlich im Bundesarchiv einsehen und dokumentieren konnte.  1936, da war er „Forstmeister Mueller“ und residierte in Born auf dem Darss in seinem „Jagdhaus“, das heute das Forstmuseum beherbergt.
Mueller-Darss (die Namensergänzung „Darss“ hat er sich persönlich von Himmler per Anordnung genehmigen lassen) 1944 4. 11. Mueller darf sich Mueller-Darss nennen.hat sich bemüht, in die SS aufgenommen zu werden. Und dann hat er sich vor allem um eine sehr schnelle Karriere innerhalb der SS bemüht, wie dieses Dokument aus der SS-Personalakte Mueller-Darss aus dem Bundesarchiv belegt: Personalakte Mueller-Darss Dienstlaufbahn tabellarisch Im Dezember 1944 war er SS-Generalmajor (die Dokumente stammen allesamt aus der SS-Personalakte Mueller-Darss im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde BArch R 1501; 127660):21.12.44 Beförderung SS-Brigadeführer und Generalmajor

Nun war er der ranghöchste Amtsleiter eines Amtes im SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt in Berlin, Mitglied im Persönlichen Stab des Reichsführers SS Heinrich Himmler und dessen „Beauftragter für das Diensthundewesen“.  Er war in der „Amtsgruppe D Konzentrationslager“ im SS-Wirtschafts- und Verwaltungs-Hauptamt (WVHA) in der Abteilung 2 im Zentralamt (D1/2) für die Lagerschutz- und Wachhunde zuständig.
Am 15. Mai 1942 ordnete Himmler das gesamte „Diensthundewesen“ neu und der Leiter des WVHA, Pohl, befahl am 2.6.1942 für die Konzentrationslager die Aufstellung einer eigenen Ausbildungsstaffel und einen massiven Ausbau des Hundeeinsatzes.
Unter 2.) dieses Befehls heißt es:
„Mit der Überwachung der Hundeausbildung und der Hundebeschaffung ist der Beauftragte für das Diensthundewesen beim Reichsführer SS, SS-Standartenführer Müller, vom Reichsführer-SS eingesetzt. Er übt seine Tätigkeit in den K.L. in engster Zusammenarbeit mit dem Amtschef D I, SS-Obersturmbannführer Liebehenschel aus“. (zitiert nach: Bertrand Perz, „….müssen zu reißenden Bestien erzogen werden“. Der Einsatz von Hunden zur Bewachung in den Konzentrationslagern. in: Dachauer Hefte 12, Konzentrationslager und Lebenswelt und Umfeld, 12. Jahrgang 1996 Heft 12; S. 142)
Und dann heißt es noch:
„Die wirtschaftliche Betreuung der Hundestaffel – SS-Männer und Hunde – erfolgt durch die Kommandantur des K.L. Sachsenhausen.“ (a.a.O., S. 142; Die Amtsgruppe D hatte ihren Sitz in Oranienburg neben dem KL Sachsenhausen im sogenannten T-Gebäude).

Mueller-Darss hat sich persönliche KZ-Häftlinge gehalten. 4 Frauen, alle Zeuginnen Jehovas, mussten ihm im Forsthaus in Born dienen. “Die vier Bibelforscherinnen, die in Born auf dem Darß an der Ostsee von 1943 – 1945 Arbeiten für das dortige Forstamt zu verrichten hatten, waren im ehemaligen Zimmer des Forstgehilfen in zwei Doppelbetten mit Strohsack untergebracht. …. In Born entsprach der Verpflegungssatz qualitativ dem im KZ, auch wenn es von der Menge her etwas mehr war. ….Bei den in Born zu verrichtenden Arbeiten handelte es sich vorwiegend um körperlich schwere Arbeiten…..“ (vgl. dazu ausführlicher diese Seite)

Und im Darsser Wald hat er über 100 KZ-Häftlinge mit schwersten Holzfäll-Arbeiten für die SS-Meilerei in Born a. Darss „beschäftigt“. Anfangs waren die Häftlinge im „Borner Hof“ in dreistöckigen Holzpritschen untergebracht – mitten im Dorf -, später dann hausten sie in einfachsten Erdhöhlen gleich im Darsser Wald. 
Als eine Gruppe dieser Häftlinge ins Stammlager nach Ravensbrück wegen Erschöpfung zurückgebracht wurde (was einem Todesurteil gleichkam), sah das so aus:
Sie mußten unabhängig von der Witterung in Erdlöchern hausen. Die wenigsten verfügten über einen Mantel, sondern lediglich über eine zerrissene Decke. Bei den von ihnen zu verrichtenden Arbeiten handelte es sich vorwiegend um körperlich schwere Arbeiten. Als im Dezember 1944 ein Transport mit fünfzig Russen aus Born im Stammlager Ravensbrück eintraf, löste der Anblick der wankenden Skelette selbst bei denjenigen Häftlingen Entsetzen aus, welche die fürchterliche Anfangsphase des Männerlagers mitgemacht hatten”.  Ich habe die Situation der Häftlinge auf dem Darss, auch die der vier „privaten Häftlinge“, etwas umfänglicher dokumentiert auf der facebook-Seite zum Recherche-Projekt.

Der Chef des SS-WVHA, Pohl, richtete nach dem 23. Juli 1942 im Zentralamt der Amtsgruppe D eine sechste Hauptabteilung D 1/6 ausschließlich für „Schutz- und Suchhunde“ mit folgenden Abteilungen ein:
a) Beschaffung von Hunden, Hundekartei
b) Ausbildung der Hundeführer, Hundeführerkartei
c) Ausbildung von Schutz- und Wachhunden
d) Hundezucht
e) Veterinärangelegenheiten

Die Leitung der Hauptabteilung D 1/6 wurde, wie schon im Erlaß Pohls vom 2. 6. 1942 erwähnt, dem „Beauftragten des Diensthundewesens im Persönlichen Stab des RFSS“, SS-Standartenführer Müller nebenamtlich übertragen, als sein Vertreter SS-Hauptsturmführer Harbaum eingesetzt, der Adjutant des Inspekteurs der KL Glücks und für die Steuerung des KL-Personals zuständig war. (zitiert nach Bertrand Perz, „….müssen zu reißenden Bestien erzogen werden“, Dachauer Hefte 12, a.a.O., 143).

Himmler wollte durch den verstärkten Einsatz von „reißenden Bestien“ vor allem SS-Personal bei den KZ-Wachmannschaften einsparen, was aber nicht wirklich gelang. „Erfolgreich“ wurden dagegen die von Mueller-Darss ausgebildeten Wach- und Suchhunde in den zahlreichen Außenlagern der KZ eingesetzt, wie Born a. Darss eins war.  Die Berichte über verletzte und zerfetzte und von den Hunden völlig zerrissene Häftlinge sind zahlreich. Die SS hat diese schärfstens abgerichteten Hunde wie Waffen eingesetzt, wie Bertrand Perz in seinem grundlegenden Aufsatz über die Ausbildung und den Einsatz der Hunde gründlich dokumentiert hat.

Mueller-Darss ist im Frühjahr 1945 seinen Verfolgern entkommen. Es heißt, er habe sich anfangs in SS-Bunkern im Darss-Wald versteckt, ihm sei die Flucht über die See gelungen, er sei dennoch kurz in britischer Gefangenschaft gewesen, einen Prozess gegen ihn habe es jedoch nicht gegeben. Es heißt weiterhin, er sei nach dem Krieg im Dienst des Bundesnachrichtendienstes gestanden – entsprechende Recherche-Anfragen meinerseits beim Bundesarchiv in Koblenz und Bayreuth und auch beim BND, in Bad Arolsen und auch beim Beauftragten der Bundesregierung für die Unterlagen der Staatssicherheit der ehemaligen DDR laufen noch. Ich will genauer wissen, was aus Franz Mueller-Darß, den man in Born a. Darss heute noch beinahe liebevoll nur den „Forstmeister“ nennt, nach dem Krieg geworden ist.
Was ich weiß, Franz Mueller-Darss, geboren am 29. April 1890 in Lindau,  Landkreis Nordheim im Eichsfeld, starb am 18. Juni 1976, von der Justiz völlig unbehelligt, im oberbayerischen Lenggries eines natürlichen Todes.

(Anmerkung am 1.10.2020: mittlerweile wurden Akten sowohl beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen der ehemaligen Staatssicherheit der DDR (BStU) als auch zwei Personalakten beim BND aufgefunden, die ich demnächst auswerten kann. Bestätigt hat sich, was ich vermutet hatte: Mueller-Darss hat schon ab 1948 für die „Organisation Gehlen“ gearbeitet. Nach Auskunft von Dr. Gerhard Sälter, Berlin schied er 1966 im Alter von 75 Jahren aus den Diensten des Bundesnachrichtendienstes aus.)

Der Darß zwischen 1933 und 1945. Erste Zwischenbilanz einer regionalgeschichtlichen Recherche


Weil auf den Homepages der Darß-Kommunen keinerlei Hinweise über die Zeit zwischen 1933 und 1945 zu finden sind, habe ich selbst am 01. September diesen Jahres begonnen, zu recherchieren.
Gespräche und Recherchen im Stadtarchiv Barth; Gespräche und Recherchen im Ortsarchiv Born; Gespräche und Recherchen im Pfarramtsarchiv Prerow und Sekundärliteratur selbstverständlich sind mittlerweile ausgewertet. Ich habe Frau Mählmann (Barth); Frau Nibisch und Herrn Becker (Born), Pastor Witte (Prerow) für ihre Unterstützung und Auskunftsbereitschaft zu danken.
Noch stehe ich am Anfang der Recherchen, dennoch kann bereits eine erste Zwischenbilanz gezogen werden. (Wer die einzelnen Recherchefunde und -fortschritte und ihre genauen Quellenangaben nachlesen will, findet sie auf der für das Projekt eingerichteten Facebook-Seite und hier im blog. Etliche Zeugenaussagen sind dort auch akustisch dokumentiert.
Mittlerweile weiß ich, daß auch in den Kommunen des Darß, also in Zingst, Prerow, Wieck, Born, Ahrenshoop und auch in Boddengemeinden wie Barth und in den Dörfern des ehemaligen Landkreises Franzburg-Barth schon vor dem 30. Januar 1933 der Bäder-Antisemitismus grassierte. Prerow beispielsweise war schon 1929 in seinem Tourismusprospekt stolz darauf, judenfrei zu sein. Die Menschen wählten überdurchschnittlich „konservativ“, also die Deutsch-Nationale-Volks-Partei (DNVP), später deutlich über dem Reichsdurchschnitt NSDAP. Zwar waren Anfang der dreißiger Jahre auch die Sozialdemokraten noch relativ stark, vor allem in den größeren Ortschaften, spätestens ab 1935 war auch das zu Ende.

Gauleiter war ein besonders scharfer Antisemit, Franz Schwede-Coburg in Stettin, der sich schon 1940 rühmte, Pommern sei judenfrei.
Der Kirchgemeinderat des Kirchspiels Prerow (mit Prerow, Ahrenshoop, Wieck und Born) war seit dem Sommer 1933 deutsch-christlich (Einheitsliste).
In Born wirkte maßgeblich der spätere Generalmajor der Waffen-SS Franz Mueller-Darß (seit 1933 NSDAP-Mitglied; seit 1936 SS; nach 1945 Bundesnachrichtendienst), der dem Reichsführer SS Heinrich Himmler direkt unterstellt und für das nationalsozialistische Diensthunde-Wesen im Wirtschafts- und Verwaltunghauptamt der SS (WVHA) und damit auch für die Ausbildung von Wachhunden für die Konzentrationslager verantwortlich war.
Mueller-Darß war ab 1940 „zuständig“ für die KZ-Außenlager in Wieck und in Born.
In Born gab es zusätzlich ab 1943/44 eine SS-Meilerei, in der die Häftlinge, die im KZ-Außenlager „Borner Hof“ in Born untergebracht waren, arbeiten mußten. Der Köhlermeister jener SS-Meilerei ist ein wichtiger Zeitzeuge (vgl. die Tonaufnahmen auf der facebook-Seite und im blog). Im Borner Hof (mitten im Dorf!) waren zeitweise bis zu 120 Häftlinge untergebracht, die von 20 SS-Wachmännern bewacht wurden.
Es gab mehrere Tote in diesem KZ. Die Tochter des Gastwirts vom „Borner Hof“ berichtete davon, daß sie die gestorbenen Häftlinge auf dem Hof des Hotels nackt habe liegen sehen. Auch sind zwei auf der Flucht erschossene Häftlinge bezeugt (Born und Prerow), sowie ein erschossener Flüchtling in Zingst.
Das KZ-Außenlager im Borner Hof in Born sowie die SS-Meilerei in Born sind von erheblicher regionalgeschichtlicher Bedeutung, weil nachgewiesen werden kann, dass der Kontakt zwischen Zivilbevölkerung, SS und KZ-Häftlingen sehr eng und vielfältig war (vgl. dazu die einzelnen Zeugen-Aussagen auf der facebook-Seite und im blog). Die Schutz-Behauptung, man habe „nichts gewusst“, ist nachweislich falsch.
Anhand von Ortsplänen wird ersichtlich, dass in Prerow schon sehr früh eine Umbenennung der wichtigsten Straßen im Ort stattgefunden hat (Hitler-Platz, Goebbels-Straße; Horst-Wessel-Straße etc.),, Ausdruck der „neuen Zeit“.
Von Pastor Pleß (Pfarrer in Prerow von 1931 – 1961) sind massive Probleme zwischen Kirche und NSDAP dokumentiert, obwohl Pleß dem Gedankengut der Deutschen Christen nachweislich sehr nahe stand.
Besonders die HJ-Jugendlager in Prerow auf der Pfarrwiese (teilweise mit mehr als 1500 HJlern) führten zu massiven Konflikten.
Badegäste beschrieben, dass der Strand in Prerow ab 1934/35 von Hakenkreuzfahnen übersät war. Ab spätestens 1935 hatten Juden keinen Zutritt mehr zum Strand.

Gleichzeitig gab es Zeugnisse des Widerstandes gegen Hitler und den Nationalsozialismus. Dietrich Bonhoeffer war 1934/35 im Zingsthof in Zingst, predigte dort auch öffentlich in der Kirche. Pastor Krause aus Zingst wurde gegen Ende des Krieges wegen Wehrkraftzersetzung inhaftiert und vor den Volksgerichtshof gestellt, konnte aber durch die einmarschierenden russischen Soldaten aus seiner Haft in Stralsund befreit werden.

Die Recherchen zu Ahrenshoop, Zingst und Wieck stehen noch ganz am Anfang. Dokumentiert ist ein Flüchtling aus Born, der in Zingst gefunden und erschossen wurde. Dokumentiert ist ebenfalls ein KZ-Außenlager in Wieck.

Barth und Zingst waren militärisch wichtige Orte.  Flugzeug- und Munitionsproduktion in Barth (KZ-Außenlager!) und militärisches Testgelände in Zingst prägten die Region nicht nur in Bezug auf Arbeitsplätze, sondern vor allem auch in Hinblick auf kriegswichtige Produktion und Propaganda. Das KZ-Außenlager und das Kriegsgefangenenlager sind dank jahrelanger Recherchen vor allem durch Frau Radau in Barth mittlerweile sehr gut dokumentiert.

Zwischenfazit: es finden sich recht brauchbare Quellen über die Zeit zwischen 1933-1945 auf dem Darß.
Deshalb ist es aus meiner Sicht völlig unverständlich, weshalb die Kommunen des jetzigen Amtes Fischland-Darß-Zingst die Jahre zwischen 1933 und 1945 in ihren öffentlichen Darstellungen faktisch verschweigen.
Es wäre aus meiner Sicht sehr angemessen, an wichtigen Orten jener Jahre, zum Beispiel am „Borner Hof“ Gedächtnis- und Informationstafeln anzubringen. Die Dokumentation des Geschehenen ist dafür umfänglich und ausreichend.

Ich werde auf der Projekt-Seite bei facebook und hier im blog fortlaufend über weitere Rechercheergebnisse berichten.

Der Darß zwischen 1933 und 1945. Widerstand gegen Hitler


„Prominentester“ Widerständler auf dem Darß war ganz sicher Dietrich Bonhoeffer, der im Zingsthof 1935 mit der Ausbildung der jungen Theologen begann, die sich der „Bekennenden Kirche“ angeschlossen hatten.

Bonheffer 1935 vor dem Zingsthof. Quelle: Evangelische Kirchgemeinde Zingst

1934 kam ein in Zingst geborener junger Mann als Pastor in Zingst ins Pfarramt: Gerhard Krause. Er lernt dort Bonhoeffer 1935 kennen, und schließt sich der „Bekennenden Kirche“ an.

Verhaftung Gerhard Krause 1944. Quelle: Evangelische Kirchgemeinde Zingst

1944 wird er wegen „Wehrkraftzersetzung“ in Stralsund inhaftiert und von einem „Volksgerichtshof“ zum Tode verurteilt. Die Anklageschrift wird allerdings bei einem Bombenangriff auf Stralsund vernichtet, weshalb es nicht zur Hinrichtung kam. Pastor Gerhard Krause  wird in Stralsund 1945 von sowjetischen Soldaten befreit. Er stirbt 1950.

Wenn man sich das Jahr 1935 auf dem Darß anschaut, sieht man einerseits Hakenkreuzfähnchen am Strand; Strandburgen mit „Juda verrecke!“ in Muscheln gelegt; Schilder am Strand „Betreten für Juden verboten“ – der Bäderantisemitismus wird immer aggressiver; die Kirche in Born wird mit großem Tamtam (SS; HJ; BDM; Reichsnährstand; NSDAP etc. eingeweiht) und gleich nebenan, im nur wenige Kilometer entfernten Zingst, man kann bequem zu Fuß hinüberlaufen arbeitet Dietrich Bonhoeffer im Zingsthof an der Ausbildung der jungen Theologen die sich dem „Deutschen Christen“ eben nicht anschlossen, sondern die „Bekennende Kirche“ aufbauten, bald schon in der Illegalität. Beides liegt dicht nebeneinander.
Von der Forstverwaltung des Darßwaldes in Born aus agiert der hohe SS-Offizier Franz Mueller-Darß, der beste Beziehungen zu Himmler und Göring unterhält – und in Zingst beginnt ein junger Pastor mit der Arbeit in seiner Pfarrstelle und wird immer mehr zum Gegner des Systems, bis man ihn wegen „Wehrkraftzersetzung“ vor ein Sondergericht stellt. Die Orte auf dem Darß sind nicht groß. Jeder kennt jeden. Viele reden sich mit dem Vornamen an. Die Einheimischen duzen sich. Der Pastor in Prerow steht den Deutschen Christen zumindest nahe, das zeigen seine Äußerungen – der Pastor in Zingst ist bei der „Bekennenden Kirche“, die Kirchenkreisleitung in Barth ist NSDAP und „DC“ – in Bliesenrade, ganz versteckt im Walde, wird es Anfang der vierziger Jahre mutige Menschen geben, die den Kindern von im KZ Born inhaftierten Zeugen Jehovas den Kontakt zu ihrer Mutter ermöglichen. …. Beides dicht nebeneinander. Je mehr ich mich in die Akten einlese, je mehr an Informationen freigelegt wird, um so spannender werden die Verhältnisse auf dem Darß zwischen 1933 und 1945.

(Anmerkung: das Projekt „Der Darß zwischen 1933 und 1945“ findet mit einer eigenen Seite auch auf facebook statt, dort noch ein wenig ausführlicher als hier im blog.)