Worauf es jetzt ankommt

Worauf es jetzt ankommt

Es gibt diese schönen Bilder, die Hoffnung machen. Das Foto vom ehemaligen amerikanischen Außenminister John Kerry und seiner Enkeltochter Isabelle vom April 2016 ist so ein Foto. Man sieht die beiden in dem Moment, in dem Kerry den Internationalen Klima-Vertrag von Paris für die Vereinigten Staaten von Amerika unterzeichnet.
Kerry wird nun in der Biden-Administration für die Klimaschutzpolitik der Vereinigten Staaten zuständig sein.
Das Bild zeigt, worauf es ankommt: es kommt auf die Solidarität zwischen den Generationen an.
Es ist der Job der Älteren, nicht der Jüngsten. Auch das zeigt dieses Foto.

Mir scheint das erwähnenswert. Denn nicht wenige der Älteren lehnen sich etwas zurück, beklatschen jüngere engagierte Menschen wie Greta Thunberg oder die jungen Leute von FridaysForFuture – aber sie selbst bewegen sich wenig oder kaum oder gar nicht. Es bleibt beim Applaus.

So aber kann es nicht gelingen. Die jetzt kommenden vier Jahre sind entscheidend, denn das CO2-Budget, das uns nur noch zur Verfügung steht, wird von Tag zu Tag rasend schnell geringer. Die jüngeren Menschen werden es nicht schaffen, das Ruder herumzureißen. Wie wir gerade erfahren haben, ist die CO2-Konzentration in der Atmosphäre trotz Corona und Einbruch der Weltwirtschaft weiter gestiegen! Der Grund ist simpel: CO2 reichert sich in der Atmosphäre an und verbleibt dort mehrere Jahrhunderte – wenn es nicht wieder herausgefiltert wird. Wenn aber inzwischen die Ozeane und Wälder an der Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit angekommen sind (und die Wälder zusätzlich in enormem Ausmaß verbrennen), dann ist klar, dass die CO2-Konzentration immer weiter steigt, solange wir CO2 emittieren.

Wir müssen bis spätestens 2050 (das ist schon in dreißig Jahren! Dreißig Jahre sind die Distanz vom Fall der Mauer bis heute) mit den Emissionen auf NULL sein, sonst ist eine Begrenzung des Temperaturanstieges im Mittel auf 1,5 Grad nicht mehr zu erreichen. Die Folgen würden katastrophal sein. Die Aufgabe, dieses Ziel zu erreichen, ist gewaltig.

Die Älteren sind jetzt gefordert.
Das zeigt dieses schöne Foto, das der erfahrene John Kerry ja nicht ohne Grund so hat aufnehmen lassen. Er weiß sich in einer Reihe mit dem UN-Generalsekretär Antonio Guterres, der zum Thema gesagt hat: „Dieser Kampf um engagierten Klimaschutz wird der härteste Kampf meines politischen Lebens sein.“
Die Älteren sind gefordert, sich wirklich einzusetzen für die Zukunft der Jüngsten.
Darauf kommt es jetzt an.

Deshalb gibt es Für-unsere-Enkel.org.

Was wollen wir unseren Kindern eigentlich vererben? Überlegungen eines Älteren


Karneval. Nicht nur in Köln. Auch bei der SPD. Wir sind im Februar des Jahres 2018. Berlin macht einen durch und durch närrischen Eindruck. Eine Regierung gibt es noch nicht, obwohl schon im September gewählt wurde. Jetzt ist Februar. Es gibt einen Vertragsentwurf, alles andre ist unklar. Insbesondere das Personal. Man verzettelt sich im Klein Klein, streitet, gerät sich in die Haare, sägt sich gegenseitig den Stuhl weg.
Nirgends ist mehr eine große Linie zu erkennen; nirgends ist jemand zu sehen, der in der Lage wäre, diesen Hühnerhof zur Ordnung zu bringen; nirgends ist jemand zu sehen, der in der Lage wäre, sich um die wirklich zentralen Herausforderungen so zu kümmern, dass wir uns einer Lösung wenigstens annähern könnten.
Die Berliner Republik macht auf mich in diesen frühen Tagen des Jahres 2018 den Eindruck, als sei nun auch der letzte Hopfen und das letzte Malz verloren gegangen.
Was soll man mit diesem politischen Durcheinander noch Sinnvolles anfangen?

Seit Anfang Januar betrachte ich mir das Getümmel aus noch größerem Abstand. Seit Anfang Januar kann ich mich nun völlig frei von beruflichen Verpflichtungen um das Thema kümmern, das mir schon seit langen Jahren wirklich am Herzen liegt. Ich tue das als junger Pensionär, die mit grade mal 60 Jahren seine Lebenszeit dafür verwenden will, seinen Beitrag zur Lösung des wichtigsten Problems unseres Jahrhunderts zu leisten.

Die Zeit drängt. Die Nachrichten aus aller Welt werden immer bedrohlicher, der Zustand der Natur verschlechtert sich dramatisch.

Nehmen wir nur ein paar wenige, völlig willkürlich gegriffene Zeitungsmeldungen unserer Tage:
1. amerikanische Atomwissenschaftler stellen die Uhr zum „Doomsday“ auf 2 Minuten vor 12. Die weltweiten Gefahren hätten zugenommen. Insbesondere sei die Gefahr eines Atomkrieges gestiegen und der Klimawandel habe sich weiter beschleunigt. Die „doomsday clock“ misst seit 1947 den Abstand zum Weltuntergang…..

2. In zwanzig Jahren wird es keinen Skitourismus in den Alpen mehr geben, lese ich in einer österreichischen Zeitung. Man wird ihn mit künstlicher Beschneiung vielleicht noch etwa 15 Jahre aufrecht erhalten können – danach ist Schluss.

3. die Meere haben sich dramatisch erwärmt. Die Folge: sie können weniger CO2-speichern als früher. Der Klimawandel beschleunigt sich weiter.

4. die nicht nur russischen Tundraböden tauen auf und setzen nicht nur Methan, sondern auch Millionen Tonnen von Quecksilber frei……

Ich könnte solche Meldungen, wie man sie Anfang des Jahres 2018 oft in den Zeitungen lesen kann, noch lange weiterführen.

Was aber würde sich dadurch verändern? Wenig.
Die Menschen sind mit ihrem Alltag und mit den alltäglichen Aufregern beschäftigt. Um Klimawandel sollen sich mal „die Grünen“ kümmern.

Ich kann so nicht denken. So konnte ich noch nie denken. Mein Denken war immer von der Frage bestimmt, wozu wir in Verantwortung für die kommenden Generationen gerufen sind. Wenn wir nur an uns und unsere Generation denken würden, dann dürften wir in den Tag hinein leben.
Nach uns kommen aber auch noch welche.
Unsere Kinder. Und deren Kinder.

Was für einen Planeten wollen wir unseren Nachkommen eigentlich vererben?
Einen Plastik-Müllplatz?
Leergefischte Meere?
Ein völlig verändertes Klima? Wir haben mit 410 gemessenen ppm mittlerweile eine Atmosphäre, die es zuletzt vor 6 Millionen Jahren gegeben hat.
Unser Körper kennt eine solche Atmosphäre nicht.
Ist das unsere Erbschaft, die wir an Kinder und Enkel weitergeben!?

Ich kann und will das nicht akzeptieren. Deshalb unterstütze ich Netzwerke wie The Elders (gegründet von Kofi Annan) und 350.org (gegründet von Bill McKibben, dem Träger des Alternativen Nobelpreises). Deshalb unterstützte ich Gruppen wie fossil free und #Divest.
Und deshalb gibt es nun das Netzwerk Fuer-unsere-Enkel.org.

Sollen sie Karneval feiern.
Sollen sie immer verrückter werden mit ihrem unprofessionellen politischen Agieren.
Sollen sie sich gegenseitig lähmen mit ihrem kurzfristigen Denken.

Ich gönne mir den Abstand.
Und ich kümmere mich – gemeinsam mit mittlerweile vielen Menschen – um „Fuer-unsere-Enkel.org„.
Wer sich daran beteiligen möchte, ist herzlich eingeladen.

In der Ruhe liegt die Kraft.

In der Ruhe liegt die Kraft.

Das Jahr neigt sich zum Ende, aber unser Netzwerk wächst weiter.
Klick für Klick. Posting für Posting. Kontakt für Kontakt.
Eine große Klimakonferenz liegt hinter uns, weitere Konferenzen liegen vor den Staaten der Welt.
Die öffentliche Aufmerksamkeit für unser Thema schwankt und ist sehr verschieden: während großer Konferenzen ist sie relativ hoch, kurz danach schon wieder verschwindend gering. Aber das irritiert uns nicht.
Denn: Entscheidend ist nicht, was in der Zeitung steht, sondern, ob die Emissionen sinken oder steigen. Im Moment steigen sie wieder.
Wir wollen deshalb weiterhin unseren Beitrag leisten, dass sie sinken.
Wie? Indem wir Einfluss nehmen auf die veröffentlichte Meinung. Und so auf die Öffentliche Meinung. Und so auf Parlamente und Regierungen. Egal, ob auf europäischer, nationaler, Länder- oder kommunaler Ebene. Wir tun das mit den Möglichkeiten des Internets, vor allem mit social media.
Noch längst haben Deutschland, Österreich und die Schweiz die für ein 2-Grad-Szenario notwendigen Reduktionsziele nicht erreicht.
Noch längst haben nicht alle Bundesländer und Regionen in unseren drei Ländern Österreich, Schweiz und Deutschland de-investiert (also die Pensionsrücklagen für ihre Beamten und Angestellten aus fossilen Energie-Investments abgezogen). Noch längst nicht sind alle Landeshauptstädte de-investiert.
Noch längst nicht haben wir in jeder Großstadt einen oder eine Netzwerkerin, die die Sache vor Ort vorantreiben.
Es liegt also sehr viel Arbeit vor uns.
Aber: Wir machen diese Arbeit nicht für uns. Sondern wir machen sie für die Kommenden.
Deshalb können und werden wir unsere Arbeit ruhig, besonnen und konzentriert fortsetzen. Deswegen wollen wir beharrlich, kontinuierlich, und vor allem: systematisch am weiteren Ausbau des Netzwerks arbeiten.
Bundesland für Bundesland, Kanton für Kanton, Region für Region, Stadt für Stadt.
Wir kommen voran. Aber wir können durchaus noch besser werden. Vor allem können wir noch systematischer werden. Gezielter. Genauer. Dazu wird in den kommenden Wochen und Monaten Gelegenheit sein.
Ich will mich nun am Ende des Jahres auch mal bei Euch und Ihnen allen bedanken. Dafür, dass ihr die Idee zum Netzwerk so positiv aufgenommen habt und dafür, dass daraus ein gutes Miteinander geworden ist.
Für unsere Kinder und Enkel.