Ein echter Brandenburger. Dieser Paul Gerhardt.
Damals nannte sich seine Heimat noch „Kursachsen“ – heute kennen viele den Spreewald. Vom Kahnfahren.
Seine Eltern starben früh – Paul war 12, als der Vater starb; 14, als er auch die Mutter verlor. In Grimma ist der Junge zur Schule gegangen, in Wittenberg hat er studiert. 1643 kam er nach Berlin.
Die Stadt war durch einen fast dreißigjährigen Krieg stark zerstört. 1651-57 war Paul Gerhardt in Mittenwalde, 1655 – im Alter von 48 Jahren, heiratete er Anna Maria Berthold. Von fünf Kindern hat nur eines die Eltern überlebt. Vier Kinder musste Paul Gerhardt zu Grabe tragen.
1657 kam Paul Gerhardt an die Nikolaikirche in Berlin. Viele kennen sie. Sie steht am Alex.
Weil er sich scharf gegen die Obrigkeit wandte – sie hätte sich unangemessen in kirchliche Belange eingemischt – gab’s eine Bürgerbewegung zu seinen Gunsten: Petitionen von Bürgern, Magistrat und märkischem Adel führten zur Wiedereinsetzung als Berliner Pfarrer.
Im März 1668 starb ihm seine Frau – sie waren 13 Jahre verheiratet.
Im Herbst dieses Jahres wechselte er nach Lübben im Spreewald.
1676 wurde er dort beerdigt.
Paul Gerhardt hat wie wenige sehr viel persönliches Leid erlebt: vier Kinder hatte er zu beerdigen, dann auch seine Frau.
Und doch: geblieben sind seine wunderbaren Lieder. Eins der berühmtesten ist sicher: „Befiel du deine Wege und was dein Herze kränkt, der allertreusten Pflege, des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann……“. Jedermann kennt auch „Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser schönen Sommerzeit…..“
15 lateinische und 138 deutsche Gedichte und Lieder sind von Paul Gerhardt überliefert. Ein gewaltiges Werk. Einige seiner Texte gehören zu den bekanntesten deutschen Strophen überhaupt.
„Auffallend ist die Reichtumskritik, wohl ebenso aus Gerhardts sozialer Gesinnung wie aus der Ablehnung reformiert-höfischen Erfolgsstrebens erwachsen“ schreibt ein Lexikon über seine Dichtung.
Die internationale Ausstrahlung und Rezeption seiner Texte begann schon im 17. Jahrhundert und führte zu vielen Übersetzungen, auch in asiatische und afrikanische Sprachen.
Schulen, Straßen, Stiftungen und Kirchen wurden nach ihm benannt. Viele große Dichter haben sich auf ihn bezogen: Goethe, Matthias Claudius, Theodor Fontante, Heinrich und Thomas Mann, Georg Benn, Günter Grass. Große Komponisten haben seine Texte vertont: Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann, Max Reger und andere.
Jetzt, im Advent des Jahres 2010, etwa 400 Jahre nach Paul Gerhardts Geburt, sei an eines seiner schönen weltbekannten Lieder erinnert:
Ich erinnere mich an sein schweres Schicksal im dreißigjährigen Krieg, an den Tod seiner vier Kinder und der Ehefrau und singe mit ihm:
„Was hast du unterlassen zu meinem Trost und Freud,
als Leib und Seele saßen in ihrem größten Leid?
Als mir das Reich genommen, da Fried und Freude lacht,
da bist du, mein Heil, kommen und hast mich froh gemacht.
Ich lag in schweren Banden,
du kommst und machst mich los;
ich stand in Spott und Schanden,
du kommst und machst mich groß
und hebst mich hoch zu Ehren
und schenkst mir großes Gut,
das sich nicht läßt verzehren,
wir irdisch Reichtum tut.“
(Aus dem Adventslied „Wie soll ich dich empfangen….“).
ich habe zu danken. für das teilen der worte.