Seit ein paar Tagen beschäftige ich mich mit dem „zivilen Afghanistan“, weil die militärischen Bilder, die unser Denken bestimmen, überhand nehmen und uns verwirren. Über die Lage der Kinder habe ich geschrieben.
Heute soll es um alte Menschen gehen.
Google muß helfen. Ich bekomme also nur „vermittelte Informationen“. Direkte Berichte stehen mir nicht zur Verfügung. Dennoch will ich mich annähern und versuchen herauszufinden, was herauszufinden ist.
Ich finde dies: alte Menschen führen in Entwicklungsländern ein „Schattendasein„, wie es CARITAS International formuliert hat.
Zunächst: es gibt keine Rentenversicherung in Afghanistan. Die soziale „Absicherung im Alter“, die wir kennen, ist dort nicht bekannt. Alte gehören wie Kinder zu den Menschen, die am Krieg und an der Not, an der Kälte und am Hunger am meisten zu leiden haben. Soweit mein „Vorwissen“.
In einem Buch, das die Jahre um 1980 beschreibt finde ich diesen Textauszug, der dramatischer kaum sein kann.
Der erste Zeitungsbericht auf den ich stoße, stammt von 2001 aus einem Flüchtlingscamp. Bei 35 Grad minus seien 110 Menschen, „vor allem Kinder und alte Menschen“ erfroren.
Aus dem Jahre 2006 erfahre ich von einer Hungersnot, die nach einer großen Dürre im ganzen Lande herrschte. Wieder waren alte Menschen besonders betroffen.
Im Jahresbericht der CARITAS vom Juni 2010 erfahre ich: „Noch immer herrscht in der Bevölkerung akute Not. Im Entwicklungsindex der Vereinten Nationen nimmt Afghanistan weltweit den vorletzten Rang ein. Die Lebenserwartung beträgt gerade einmal 44 Jahre, und fast drei Viertel der Bevölkerung – unter den Frauen ist der Anteil noch viel größer – sind Analphabeten. …
Ich schließe daraus: besonders die alten Menschen gehören zu den Analphabeten. Und: es gibt relativ wenige alte Menschen. Denn: kaum einer wird älter als 50.
Und die Hilfe erreicht die Menschen oft nur sehr schwer. Vom Sommer 2010 stammt diese Meldung über Hilfslieferungen nach heftigen Regenfällen und folgendem Hochwasser. Alte Menschen leben oft in abgelegenen Bergdörfern und die Hilfe kommt nur schwer dorthin.
Bei meiner heutigen Recherche bin ich auf etliche neue Kontakte gestoßen, habe mails geschrieben, will noch mehr Informationen zusammentragen.
Ich werde hier im blog davon berichten.
Damit sich das Bild in unseren Köpfen ein wenig verändert.
Afghanistan ist ein uraltes Kulturland mit einer überaus bewegten Geschichte.
Es ist weitaus mehr als „Taliban“ und „Krieg“ und „Mohn“. In diesem schönen Land leben Menschen mit einer jahrtausendealten Überlieferung. Man spricht etwa 49 Sprachen im Land. Verschiedene Völkergruppen siedeln dort in jenem Land, von dem wir nur glauben, wir würden es kennen……