Die Schülerstreiks wirken wie eine ansteckende Gesundheit


Übermorgen ist es soweit.
In 1235 Orten in 98 Ländern (Stand 13. 3. 2019) werden junge Menschen auf die Straßen gehen und ihre Zukunft einfordern.
Das ist die größte selbstorganisierte Klimaschutz-Demonstration, die die Erde bislang gesehen hat.
Das, was da auf den Plakaten zu lesen sein wird, ist keine leichte Kost.
„Eure Klimapolitik tötet“ steht da zum Beispiel.  FridaysForFuture Deutschland hat heute früh erste Entwürfe gepostet und von den Vorbereitungen berichtet.
Darüber wird zu reden sein.
Junge Menschen bedienen sich ihres eigenen Verstandes, organisieren sich weltweit und machen den Mund auf: laut und deutlich.

Mich erinnern diese Tage und Wochen an das Ende der DDR, als aus winzig kleinen Grüppchen, die sich versteckt in den Kirchen zu „Friedensandachten“ versammelt hatten, immer größere Veranstaltungen wurden bis sie so groß wurden, dass die Räume nicht mehr reichten und man auf die Straße musste, ob man wollte oder nicht.
Angst war natürlich ein Thema.
Aber wachsender Mut eben auch.
Und mit jeder öffentlichen Kundgebung, mit jeder noch so kleinen öffentlichen Demonstration wuchs der Mut.
Die Menschen begannen endlich, aufrecht zu gehen.

Eben das kann ich jetzt wiedererkennen bei den Schüler- und Studentengruppen überall auf der Welt. Manchmal sind es winzige Grüppchen, irgendwo in Mecklenburg, manchmal sogar nur ein einzelner Schüler – wie in Uganda zu sehen war -; andernorts sind Zehntausende auf den Straßen, wie kürzlich in Amsterdam, wo sich 40.000 ! Menschen hinter den Schülerinnen und Schülern versammelt haben.

Bediene dich deines eigenen Verstandes und übernimm Verantwortung für dein Leben – darum ging es am Ende der DDR und genau das genau geschieht nun wiederum, allerdings in einem viel größeren Maßstab, denn diesmal geht es rund um die Welt.
Die jungen Leute tun das. Sie lassen sich nicht mehr Angst machen von irgendwelchen Lehrern oder Ministern. Sie gehen aufrecht.

Das wirkt wie eine ansteckende Gesundheit. Immer mehr Menschen kommen dazu, immer mehr solidarisieren sich. Gestern vor der Bundespressekonferenz: „Scientists4Future“: mehr als 12.000 Wissenschaftler sagen: die Schüler haben Recht! Es ist höchste Zeit, konsequenten und engagierten Klimaschutz zu betreiben und sehr viel früher aus der Kohle auszusteigen, als das die „Kohlekommission“ vorgeschlagen hat. Das ist ein bemerkenswerter Vorgang, denn Akademiker sind gewöhnlich in solchen Angelegenheit überaus zurückhaltend. Nun aber ändert sich da was. Da wirkt etwas wie eine ansteckende Gesundheit.

Und die wird so dringend gebraucht angesichts des so sehr verbreiteten Duckmäusertums, angesichts der vielen Verdrossenheit und Verdrießlichkeit, angesichts des so sehr verbreiteten folgenlosen Meckerns über „die Verhältnisse“.

Ein frischer Wind kommt da gezogen.
Diese Streiks sind für die Regierenden sehr unbequem, denn man kann sie nun nicht mehr verschweigen, so groß sind sie geworden. Ich kann nur hoffen, dass sich die jungen Menschen und alle, die sie mittlerweile unterstützen, nicht „einwickeln“ lassen, sondern sehr klar bleiben in ihren Forderungen.
„Wir wollen, dass die Europawahlen eine Abstimmung über den Klimaschutz werden“ hat gestern ein Vertreter von FridaysForFuture in der Bundespressekonferenz gesagt. Das ist eine überaus klare Ansage.
Diese Streiks müssen unbequem sein – sonst ändert sich nichts.
Und gerade weil sie unbequem sind, sind sie auch eine große Wohltat.
Endlich! kommt da etwas in Bewegung.
Endlich! bricht da etwas auf und Neues kann werden.
Es ist höchste Zeit.

Ein Gedanke zu “Die Schülerstreiks wirken wie eine ansteckende Gesundheit

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